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Samstag, 28. April 2012

Theater Bremen zeigt „Weiße Magie“


(Bremen) Gestern im ausverkauftem Moks in der Regie von Monika Gintersdorfer zeigten sich die Wurzeln der technischen Geheimnisse. Choreograph Gotta Derpi strotzte vor Energie und Klarheit bei Fragen die kaum mit Worten zu fassen sind.
Gotta Depri & Lisa Maria Fix © Lea
Vor zwei Jahrzehnten konnte man noch selber Hand anlegen wenn etwas kaputt ging. Ich selbst habe mehrere Motoren in Opel Kadett Modell C gewechselt. Das würde ich heute nicht mehr wagen, übrigens auch bei keinem anderen Modell. Der Unterschied liegt in der Übertragung der Nutzbarkeit. Wenn ich heute ein Handy oder einen Computer kaufe wird mir nur eine eingeschränkte Nutzbarkeit übertragen. Denn mein Handy ist nichts wert ohne die Bindung an eine Telefongesellschaft. Und was die macht, darin habe ich keinen Einblick. Ich habe keine Kontrolle darüber ob und wie meine Gespräche von A nach B gelangen und was damit noch alles gemacht wird. Ein Verhältnis mit einer Telefongesellschaft ist kein Vertrauensverhältnis, sondern blinder Glaube, Hexerei oder wie Gotta Depri es nennt: Weiße Magie.
Im Gegenzug erklären die drei Schauspieler und Gotta Depri wie sich die „Schwarze Magie“ zeigt. Sie stellen in klaren knappen Bilder einen Initiationsritus von vor 300 Jahren in einem afrikanischen Dorf vor. Neben anderem muss dabei ein Jugendlicher, um ein Mann zu werden, mit einem anhaltenden Schrei an 500 Jugendlichen, die in einer langen Reihe aufgestellt stehen, vorbeilaufen. Schafft er es nicht (Länge immerhin ca. einen halben Kilometer) so stirbt die gesamte Generation. Hier wird also ganz unverblümt auf den blinden Glauben verwiesen. Oder etwa nicht? 
Beiden Kulturen ist es gemein sich die Welt zu erklären die wir Menschen in ihrer Komplexität rational nicht erfassen können. Wir alle, Telefonkunden oder heranwachsende Jugendliche, sind auf Vertrauen und Erklärungsmodelle angewiesen. Im 3. Jahrtausend sind wir, die Menschheit dank der Globalisierung egal in welchem Land soweit geistig in der Lage, auf blinden Glauben zu verzichten. Doch vor dem Verzicht steht das Opfer der Erkenntnis. Ein weiteres Bild tanzen und singen uns die vier: „Die Welt ist eine Kopie. Wo ist das Original?“ So lange wir unser alltägliches Erleben für das Original halten sind wir die Gefangenen derer die die Kopie erschaffen und kontrollieren. Um ein Magier oder bewusster Mitbürger zu werden müssen wir unsere Sichtweise radikal ändern.
„Weiße Magie“ ist keine Geschichte. Es ist auch keine Pädagogik, kein Vortrag und auch kein Tanz. Es ist von all dem etwas, und es wird ein „hm-“ oder „iih-Thema“ auf spannende Weise behandelt. Es ist weder Unterhaltung noch Langeweile, sondern die interessante Form sich mit wesentlichen Dingen in der Öffentlichkeit zu beschäftigen. Na, wenn das kein Grund ist ins Theater zu gehen? Neben Gotta Depri stehen Christopher Ammann, Anna-Lena Doll und Lisa Maria Fix auf der Bühne. Lisa Maria Fix übersetzte simultan den französisch gesprochenen Text. Der Text ist nicht festgeschrieben und wechselt von Vorstellung zu Vorstellung. Das gibt dem Spiel eine Freiheit und Vitalität die sich aufs Publikum überträgt. 
Gintersdorfer/Klaßen ist eine Gruppe die in vielen Ländern Theater produziert. In der kommenden Spielzeit sind sie „Künstler in Residenz“ am Theater Bremen. Dann erwarten uns weitere drei Produktionen. Die Gruppe besteht seit 2005 aus einem harten Kern von sechs Künstlern und einer Peripherie aus 15 weiteren Tänzern, Sängern und Schauspielern. Sie traten schon in über 25 Ländern auf. 
Weitere Vorstellungen am 29. April, 09., 10. und 15. Mai jeweils 20:00 und am 13. Mai um 19:00
Schulvorstellungen unter www.theaterbremen.de 

Freitag, 27. April 2012

Premiere bei der Junge Landesbühne Wilhelmshaven


(Wilhelmshaven) Heute war um 11:00 Premiere von „Der Junge und die See“ von Ignace Cornelissen, ein Theaterstück für Kinder ab 8 Jahren in der Jungen Landesbühne Wilhelmshaven.
Theofil van Zee ist der Erfinder des Toilettenpapiers und bringt es erfolgreich an den Mann und die Frau. Seinen Sohn Otto möchte er auch zu großen Erfolgen bringen, deshalb bildet er ihn zu einem Konzertpianisten aus. Seit seine Frau in einem Sanatorium an der See lebt, ist er allein für Otto verantwortlich. Für den Haushalt ist der stumme Butler James zuständig – und der ist ganz anders als Theofil. Otto genießt es mit ihm zu albern und zu spielen. Wenn es nach seinem Vater ginge, müsste er den ganzen Tag Klavier spielen, das sei schließlich auch spielen … 
Ignace Cornelissen erzählt in DER JUNGE UND DIE SEE von einem Jungen, der sich immer mehr in seine Phantasie zurückzieht und von einem Vater, der lernen muss, seinem Sohn seine Liebe zu zeigen. Mit dem Stück schafft Cornelissen es, die bedrückende Lebenswelt des Jungen Otto auf eine wunderbar leichte Art und Weise zu beschreiben. Absurde, lustige Momente und überzeichnete Figuren stehen hier neben sehr anrührenden und dunklen Situationen und Gefühlen. Die Musik nimmt in der Inszenierung einen besonderen Platz ein. Es war der Regisseurin Natascha Kalmbach wichtig, das Klavierspielen nicht bloß mit negativen Seiten zu belegen. Daher erleben wir nicht nur 
den Zwang zum Üben, sondern können Otto auch beim Herumalbern mit dem Klavier und beim Genießen der (klassischen) Musik zusehen und zuhören. 
Weitere Vorstellungen: 7., 8. Mai / 11.00 Uhr, 10. Mai 9.00 und 11.00 Uhr, 13. Mai 17.00 Uhr, 14. Mai 9.00 und 11.15 Uhr, 16. Mai 9.00 und 11.15 Uhr, 20. Mai 15.00 Uhr, 21. Mai 9.00 und 11.15 Uhr, sowie 22., 23. und 25. Mai 2012 jeweils 9.00 Uhr  Junge Landesbühne Wilhelmshaven 

Donnerstag, 26. April 2012

Der russische Drama-Meister: Anton Tschechow


(Bremen/Bremerhaven) Am Theater Bremen wird die nächste Vorstellung „Platonow“ am 29.04. gezeigt. In Bremerhaven wird in Kürze „Die Möwe“ Premiere halten. Für das interessierte Publikum wird am 30.04. um 20:00 eine Kostprobe im Stadttheater gegeben. Treffpunkt ist das Theaterbistro „da capo“. Die Dramaturgin Sibille Hüholt gibt eine Einführung. Anschließend sind die Besucher eingeladen einen Probenausschnitt anzuschauen. Der Eintritt ist frei.
Im Stück „Die Möwe“ sind alle scheinbar glücklich und dennoch in ihren Eitelkeiten verhaftet. Alle lieben unerwidert und gestehen es sich nicht ein. Als sich die Charaktere nach Jahren wieder treffen, haben sie Enttäuschungen und Erfahrungen gesammelt, aber gelernt haben sie nicht viel. Nur der junge Poet zieht einen Endstrich, doch kann er auch damit keine tiefere Beachtung als triviale Verhöhnung ernten.
„Platonow“: Ein heißer Sommer irgendwo in der Provinz. Lauter tragikomische,gelangweilte Figuren treffen sich auf einem Landgut, um zu trinken, zu streiten, zu lieben. Vereint in Bankrott und Melancholie feiern sie als gäbe es kein Morgen. Materielle Sicherheit, Moral, innere Überzeugungen und Zukunftsperspektiven scheinen kaum noch vorhanden - einzig die Liebe gibt einen Schimmer Hoffnung in einer zerbröckelnden Welt.
Anton Tschechow, der leider schon im Alter von 45 Jahren 1905 verstarb, hat Seelenbeschreibungen mit einer unerreichten Tiefe und Schärfe gezeichnet. Obwohl der die Menschen seiner Heimat beschrieb, sind seine Dramen auch für die heutige dekadente Zeit vortrefflich. 

Mittwoch, 25. April 2012

Premiere „Weisse Magie“ im Moks


(Bremen) Am Freitag den 27. 04. gibt das Theater Bremen im Moks um 20:00 die Premiere von „Weiße Magie“, Text und Regie von Monika Gintersdorfer. 
Wer sind die Hexer und Magier der Weißen? Computer, Internet, Handy, alle nutzen es. Unglaublich  - wie funktioniert das alles, wohin verschwinden E-Mails und wie landen sie wieder auf einem anderen Computer? Alle nutzen es - keiner weiß wie es funktioniert? Das ist die Magie der Weißen. Tanz die Technik, tanz die Magie, ganz ohne Zaubertricks, aber mit Musik.
Das Ensemble des Moks und der ivorische Tänzer Gotta Depri performen ihre Geschichten zu magischen und technischen Phänomen unserer Zeit. Die Performance wurde entwickelt von der Regisseurin Monika Gintersdorfer und dem bildenden Künstler Knut Klaßen, deren Arbeiten sich durch eine direkte Wechselbeziehung zwischen Leben und Theater auszeichnen.
Weitere Vorstellungen sind am 29.04. und 30.04.2012. 

Dienstag, 24. April 2012

Ein Jahr piccolo teatro


(Bremerhaven) Am 6. Mai vor einem Jahr eröffnete das „piccolo teatro haventheater“ in Bremerhaven. Zum Übergang ins nächste Jahr hat Roberto Widmer ein starkes Programm zusammengestellt.
Mit der Premiere am Samstag, mit Guido Fuchs als Kalle König in „Allein in der Sauna“, gibt es wieder einen Kassenschlager im beliebten Zimmertheater. Weitere Vorstellungen sind am 26., 27., 28. und 29. April so wie am 11., 12., 13., 18., 19., 24. und 25. Mai.
Im Mai gibts im piccolo einige Einzelveranstaltungen: Eine Lesung am 03. Mai politischer Lyrik mit Eberhard Pfleiderer und Rudolf Bauer. Am 05. Mai kommt dann Carla Mantel mit ihrer Band unter dem Motto: „Kein Thema“. Dieses Programm zeigt sie zum letzten Mal - als kleinen Festakt zum 1-jährigen Jubiläum. Am 20. Mai gibt es eine szenische Balladenlesung  initiiert vom Verein Theater Spielorte.
Im Juni gibt es dann eine weitere Musikveranstaltung. Am 5. Juni kommt Mircea Ionescu - Cellissimus gastiert mit „Le Grand Tango“. 
Am 22. Juni ist dann die nächste Premiere: „Novecento - oder die Legende vom Ozeanpianisten“ von Alessandro Baricco. Dann steht der Theaterintendant Roberto Widmer selbst auf der Bühne.
Aktuelle Infos gibt es auf der Webseite vom piccolo teatro

Yuji Takeoka im Gerhard-Marcks-Haus


(Bremen) Noch bis zum 10. Juni 2012 kann die Retrospektive Yuji Takeokas im Gerhard-Marcks-Haus besucht werden. Unter dem Titel „Zum Nullpunkt der Bildhauerei“ nähert sich Takeoka der Frage wo das Kunstwerk beginnt.
Gehört der Sockel zum Kunstwerk oder bringt er nur die Skulptur in eine Betrachterhöhe? Wo beginnt Bildhauerei, und wo sind ihre Grenzen? Takeoka verschiebt die Wertung des Präsentationsobjekts in dem er den Sockel zum Werk selbst erhebt. Er nimmt ihm die Funktion und formt mit Material und Gestalt seine ästhetische Form.
Die Rückschau ist in fünf Abteilungen konzipiert. Es sind Räume die in Bezug mit dem Kunstwerken stehen, die Verankerung von Skulptur und Raum. Einem Raum hat Takeoka extra für die Raumsituation im Gerhard-Marcks-Haus konzipiert.
Der Bildhauer Yuji Takeoka ist 1946 in Kyoto geboren, absolvierte an der Kyoto City University of Arts sein Studium und ein weiteres an der Düsseldorfer Kunstakademie. Von 1995 an ist die Hochschule für Künste Bremen seine Wirkungsstätte.
Das Gerhard-Marcks-Haus ist Di.-So. von 10:00 bis 18:00 geöffnet. Infos hier .

Montag, 23. April 2012

11. Parlamentarierabend: Kultur ohne Barrieren?!

(Bremerhaven) Die „Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung“ und die „Albert-Schweitzer-Wohnstätten e.V.“ veranstalten anlässlich des „Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung“ am 02.05.2012 zum elften Mal ihren Parlarmentarierabend. Geladen wird in die VHS am Mittwoch um 17:45 bis 20:30 im Ella-Kappenberg-Saal.
Die Rechte von Menschen mit Behinderung sind seit Inkrafttreten der UN-Behinderungskonvention schon in einigen Bereichen umgesetzt und gestärkt worden. In diesem Jahr wollen sich die beiden Organisationen dem Thema Barrierefreiheit in der Kultur nähern. Sie möchten den Dialog mit Kulturschaffenden, den Vertretern der öffentlichen Verwaltung, Institutionen, Politikern und natürlich den Betroffenen suchen. Das Thema lädt ein, über den Zugang zu einer Kultur für Alle zu diskutieren und Barrieren aufzudecken so wie Veränderungen anzuregen - denn jede Barriere ist eine zu viel.
Anmeldungen werden erbeten bis zum 25.04. via eMail: nils.bruenjes@asw-bhv.de
Für Fragen stehen die Ansprechspartner Anja Schulze 0471-962 6737 und Nils Brünjes 0471-952 5216 zur Verfügung.

"Scheinwelten" von Conny Wischhusen

(Bremen) Der Verein Humboldt Schlüter e.V., Forum für Künste, eröffnet am 28.04. um 20:00 die Ausstellung „Scheinwelten“ mit Arbeiten von Conny Wischhusen in der Humboldtstr. 67, 28203 Bremen. Gezeigt werden Malerei, Grafik und Objekte der Bremer Künstlerin. 
Mit schöner Kunst hat Conny Wischhusen nichts am Hut. Ihre Kunst soll provozieren, nachdenklich stimmen. In grellbunten Leuchtfarben zeigt Conny Wischhusen der Konsumgesellschaft die Rote Karte. Den Irrsinn der falschen Versprechungen collagiert sie mit gesammelten so genannten Gutscheinen welche uns zum Kaufen auffordern. Eine Arbeit, die verfremdete Schautafel aus dem Biologie-Unterricht, zeigt im geöffneten Leib die Innereien des Menschen mit Coupons einer bekannten „Fress-Kette“ vollgestopft.
Ein anderes „Scheinwelten“-Thema ist die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft. In einem Objekt posiert „Barbie“ zwischen aufgereihten Plastikrosen in einer Schießbude. Hinter einer Rose versteckt ist die Abbildung einer Heiligen. Daneben hängt ein rosafarbener Revolver an einer Kette. Ein weiteres Thema zeigt sich in dem Gemälde das sich mit oberflächliche Gespräche von Frauen über Äußerlichkeiten beschäftigt. Titel der körperbetonten Malerei: Schnittengelaber.
Conny Wischhusen, Mutter zweier Kinder die viele Jahre in Berlin lebte, verfügt über eine prall gefüllte Vita. Einige Jahre Erzieherin für „Kiddies“ im Vorschulalter, Organisation und Leitung diverser künstlerischer Projekte, Aktionen und Theatergruppen und vieles mehr. Seit 2005 ist sie, die Frau mit den quietschroten Haaren, freischaffende Künstlerin. Immer mit der Inspirationsstütze, der mitgeführten Digi-Kamera, unterwegs.
Zu sehen ist die Ausstellung vom 28.04. bis 26.05.2012 in der Humboldtstr. 67, 28203 Bremen. Zur Eröffnung spielt Mai-Linda auf der Violine. Am 10. Mai um 19:00 läd Conny Wischhusen zum Künstlergespräch ein. Die Finissage am 26. Mai wird von „Bonnie & Claire“ mit Gesang und Akkordeon ab 21:30 begleitet.
Infos zum Verein findet man unter Forum für Künste .

Samstag, 21. April 2012

"Bühne für Menschenrechte" im Bremer Schlachthof

(Bremen) Das Dokumentar-Theaterstück „Die Asyl-Monologe“ sind schon vor über 10.000 Zuhörer vorgetragen worden. Gestern im Turm des Kulturzentrums Schlachthof, in der Theaterwerkstatt, lauschten hochinteressiert ca. 90 junge Zuschauer die im Netzwerk organisierten Monologe. Kolja Unger vom Verein „Bühne für Menschenrechte“ verkündete das gleichzeitig eine Vorstellung in Berlin stattfinden würde, daher könne Regisseur Michael Ruf nicht anwesend sein. Eine traurige und Mut machende Erfolgsgeschichte.
Auf den Bühnenhintergrund ist ein Satz projiziert: „They are dancing and singing“ Es ist der erste Satz der englischen Übertitel die die Monologe begleiten für das englischsprachige Publikum. Es könnte auch eine Erinnerung daran sein, dass Asylbeantragende Menschen sind, die ihre sozialen Bindungen aufgaben und ihre Kultur verließen. Werden sie jemals wieder tanzen und singen können? Wenn man die Lebensbeschreibungen von Ali, Safiye und Felleke hört, wie sie über Jahre, gar Jahrzehnte auf der Flucht, und auf der Suche nach Asyl, einer neuen Heimat oder auf die Gelegenheit der Rückkehr hoffen, kommen einem schwere Zweifel.
Die Monologe beginnen damit zu erzählen wie die drei Einzelschicksale aus unterschiedlichen Ländern sich in Sicherheit bringen mussten. Schon da bekommt man Zweifel daran, dass Regierungen sich für das Wohl der Bevölkerung einsetzten. Ganz offensichtlich sind es immer Gruppierungen die ihre politische Macht ausspielen in der ein einzelner Mensch nichts zählt. Das ist auch eine Parallele zur BRD. Die Konsequenz, dass man um sein Leben fürchten muss ist hier nicht so gegeben wie in Togo, der Türkei, Äthiopien oder vielen anderen Ländern. Der nächste Punkt ist die Konfrontation der Asylsuchenden mit der deutschen Bürokratie. Die Dauer der Verfahren, die Schikanen derer sie ausgesetzt sind, das entgegengebrachte Misstrauen, die Einschränkung der Bewegungsfreiheit, unmenschliche (unchristliche) medizinische Versorgung, der Schlangenfrass in Unterkünften, die asozialen Zustände und, und, und sind keine Tugenden auf die die BRD in der Welt stolz sein darf.
Die drei professionellen Schauspieler werden von dem Verein „Bühne für Menschenrechte“ in einem Netzwerk engagiert. Durch die Theaterform versuchen sie eine größere Öffentlichkeit zu erreichen. Und das scheint zu funktionieren. Der kleine Theaterraum war brechend voll. Nach einer Pause folgte ein Podiumsgespräch mit Ali Toure und anderen. Fast alle sind wieder den Turm heraufgestiegen um teilzunehmen. Eine afghanische Rechtsanwältin spricht über ihre Erfahrungen mit den Ämtern in der BRD. Ali Toure berichtet von einem Besuch in Togo und wie er um Haaresbreite der Polizei entkommen konnte. Hier in Deutschland organisiert er sich mit anderen um den Repressalien, die mit langen Arm aus seiner Heimat auch hier wirken, zu begegnen.  Das Publikum beteiligt sich: Eine Frau schlägt vor das Freiwillige eine große Hilfe leisten könnten, wenn sie Asylbewerber auf Behördengänge begleiten würden. Dann würden sich die Beamten nicht mehr gar so abweisend verhalten. Weniger Schikane sei zu erwarten.
Eine Frau bringt es dann auf den Punkt. Sie hat ähnliche Erfahrungen erlebt, wie Safiye aus den Monologen. Was ihr am meisten geholfen hat war Mitgefühl, von Menschen die das Herz am rechten Fleck haben und „aktiv“ werden. Aktiv werden kann man z.B. in dem man die „Asyl-Monologe“ in einer anderen Stadt zur Aufführung bringt. Kontakt und Info gibt es auf der WEBSEITE der BfM. Ali, Safiye und Felleke sind keine Opfer. Sie haben ihre Stimme in der Heimat gegen Unrecht erhoben und haben sie nicht wieder gesenkt. Felleke hat einen Menschenrechtspreis bekommen, Safiye ist Mutter von einem Sohn und einer Tochter. Es sind Menschen die ein starkes Anliegen haben, die einen respektablen Mut aufgebrachte haben, die ein Recht auf humanitäre Behandlung haben.
An der hinteren Bühnenwand ist immer noch der letzte Satz der englischen Übersetzung eingebelndet: „Thank You for Your attention“. Sind wir es nicht die sich bedanken dürfen, dass uns gezeigt wurde wie unser Rechtsstaat mit Menschen umspringt, unsere Heimat in der wir leben?

Freitag, 20. April 2012

Joseph Beuys im Kunstmuseum Bremerhaven

(Bremerhaven) Seit dem 12. April wird im Kunstmuseum Bremerhaven die Dauer-Ausstellung „Vierte Veränderung“ mit Exponaten von Joseph Beuys aus der Sammlung des Kunstvereins Bremerhavens gezeigt.
An seinem ganzheitlichen, basisdemokratischen Kunstbegriff schieden sich die Geister. Zu Lebzeiten polarisierte der studierte Bildhauer, Zeichner, Aktionskünstler und Universitätsprofessor die Kunstwelt, auch in Bremerhaven. Heute zählt Joseph Beuys (1921-1986) kunsthistorisch zu den wichtigsten Künstlern und letzten Visionären des 20. Jahrhunderts. Die von ihm verwendeten gewöhnlichen und in jener Zeit noch kunsthistorisch unbesetzten, unkünstlerisch wahrgenommenen Materialien wie beispielsweise Fett und Filz haben inzwischen Einzug in die Kunstwelt gefunden. Positive Popularität hat sein häufig aus dem Kontext gerissener Satz „Jeder Mensch ist ein Künstler“ bekommen und sein, diesem Satz theoretisch zu Grunde liegender, umfassender und demokratisch definierter „erweiterter Kunstbegriff“ hat die nachfolgenden Generationen nachhaltig geprägt.
Bei Wikipedia heißt es dazu: Kurz vor seinem Tod hielt Joseph Beuys am 20. November 1985 mit „Sprechen über das eigene Land: Deutschland“ eine Grundsatzrede in den Münchner Kammerspielen. Er thematisierte dabei noch einmal seine Theorie, dass „jeder Mensch ein Künstler“ sei. Wörtlich sagte Beuys: „Jeder Mensch ist ein Künstler. Damit sage ich nichts über die Qualität. Ich sage nur etwas über die prinzipielle Möglichkeit, die in jedem Menschen vorliegt… Das Schöpferische erkläre ich als das Künstlerische, und das ist mein Kunstbegriff.“ Beuys war der Meinung, dass jeder, der den Wunsch hat, Kunst zu studieren, nicht durch Zulassungsverfahren, wie zum Beispiel ein Mappenverfahren oder einen Numerus clausus daran gehindert werden sollte. Seinen Kollegen teilte er mit, dass er alle von anderen Lehrern abgelehnten Bewerber um einen Studienplatz in seine Klasse aufnehmen werde.
Die lokalhistorische Bedeutung sowie der kunsthistorische Rang bildeten für den Kunstverein Bremerhaven den Anlass, Joseph Beuys im Rahmen der „Veränderungen“ der Dauerausstellung im Kunstmuseum einem eigenen Raum zu widmen. Der Raum basiert auf der Sammlung des Kunstvereins. Präsentiert werden einmalige Exponate wie das Original der vielfach publizierten Aufnahme, die Joseph Beuys 1976 im Frankfurter Kunstverein im Kreise einer Studenten zeigt, oder bekannte Editionen, denen im Oeuvre des Künstlers eine wichtige Rolle zur Verbreitung seiner künstlerischen Gedanken zukam.
Das Kunstmuseum Bremerhaven, Karlsburg 4 in 27568 Bremerhaven ist Di.-Fr. von 11:00 bis 18:00 und Sa. + So. 11:00 bis 17:00 geöffnet. Webseite Kunstmuseum 

Donnerstag, 19. April 2012

Dominique De Fazio - „The Human Voice“

(München) Die Gelegenheit ein Seminar mit Dominique De Fazio zu erleben ist selten. „The Sound of What Cannot Be Said“ hält er vom 01. - 03.06. zum ersten Mal in Deutschland. "Alles Theater" in München hat den weltweit bekannten und geschätzten Meister nach München eingeladen.
Dominique De Fazio
Die menschliche Stimme kann mehr als ein Lautsprecher für geschriebene Worte sein. Sie kann mehr als laut und leise sein, mehr als mit der richtigen Betonung verständlich sprechen, oder intelligent interpretieren, gefühlvoll sein; sie kann mehr als Konzepte, Informationen oder eine Botschaft geben. Sie kann die Seele des Schauspielers und des Charakters, den er/sie spielt, hörbar machen. Die menschliche Stimme kann die Herzen der Zuhörenden berühren und mit ihnen in Resonanz treten, mit dem was mit Worten nicht gesagt werden kann. Wenn die menschliche Stimme im voll mit dem klingt was passiert, wo man sich gerade befindet und wer mit einem ist, dann kann die Stimme den Kontext zu den gesprochenen Worten geben und dem Text Menschlichkeit geben. Hamlet müsste sich nicht mehr beklagen …Worte, Worte, Worte.
Dominique De Fazio
Wenn die Stimme frei ist von Spannungen und Verpflichtungen, dann entspringt sie aus verschiedenen Quellen: aus dem eigenen Körper, aus der Umgebung, der Atmosphäre, oder sogar aus dem Herzen der Person, die man gerade ansieht. Kreativität kann verstanden werden als Wiedererschaffung einer Erfahrung eines anderen. Was mag passieren, wenn unser Gegenüber mit unserer Stimme hört, was in seinem Herzen sich reget?
Dominique De Fazio, Regisseur, Drehbuchautor, Schauspieler und Schauspiellehrer studierte mit Lee Strasberg, unterrichtet am „Lee Strasberg Theatre Institute“ und ist Lifetime Member des „Actors Studio“ (New York). Als Zenist erforscht Dominique De Fazio Kreativität seit über 25 Jahren. Aus seiner Forschung, die er mit Film- und Theaterschauspieler, klassische-, Jazz- und PopsängerInnnen aus über 20 Ländern entwickelt hat, hat er ein spezifisches Training für Künstler entwickelt. Dominique De Fazio hält zum ersten Mal in Deutschland ein Seminar, das sich auf seine einzigartige Stimmarbeit konzentriert.
Infos zu Dominique De Fazio 
Das Seminar wird in englischer Sprache gehalten und bei Bedarf simultan übersetzt. Infos zur  Anmeldung und Inhalt .

Mittwoch, 18. April 2012

piccolo teatro mit neuer Premiere

(Bremerhaven) Am Samstag heißt es „Allein in der Sauna“ wenn Guido Fuchs auf der Bühne erscheint. In der Regie von Ulf Goerges ist eine Ein-Person-Komödie entstanden bei der kein Auge trocken bleiben dürfte.
Der Rechtsanwalt Kalle König, Guido Fuchs, findet sich allein in der Sauna, weil sein Freund Torsten ihn versetzt hat. Noch dazu ist Männertag,es gibt nichts zu sehen. Kalle macht sich so seine Gedanken und kommt schnell von einer Sache zur Frage: Passen Männer und Frauen zusammen und wenn ja wie? Dabei kommen die Unpässlichkeiten seiner Ehe und die angenehmen Unterschiede mit seiner „geheimen“ Freundin auf den Tisch. Er reflektiert über das älter werden, über seinen „kleinen Freund“ und wie einsatzfähig der ist. 
Der Autor Frank Pinkus hat keine Situationskomik ausgelassen. Nah am Leben spricht er die Themen zwischen den Geschlechtern an die wir alle kennen und worüber wir selten wenn überhaupt sprechen.
Premiere ist am kommenden Samstag 21.04.2012 um 20:00. Weitere Vorstellungen sind am Sonntag 22.04. um 18:00, am 26., 27. und 28.04. jeweils um 20:00 und am Sonntag den 29.04. wieder um 18:00. Im Mai gibt es weitere Termine . Karten gibt es unter 0471-4838 777 oder via eMail info@haventheater.de

Dienstag, 17. April 2012

Schauspielschule Artrium präsentiert Crazy Hamlet

(Hamburg/Flensburg) In der Doppelregie von Lukas Scheja und Stela Korljan spielt das Ensemble des „Artrium“ den Klassiker „Hamlet“ von William Shakespeare. Im Sprechwerk Hamburg ist Premiere am 20.04. und eine weitere Vorstellung am 21.04. Am darauf folgenden Freitag und Samstag gibt es zwei weitere Aufführungen in der Theaterschule Flensburg. Beginn ist jeweils 20:00.
Hamlet gehört zu den Stücken die noch viel Raum zum interpretieren lassen. In der Dramaturgie von Lukas Scheja, der die Schauspielschule „Artrium“ leitet, ist Hamlet metaphorisch gesehen der Wahrheitssuchende in einer Gesellschaft voller Betrug und Lügen. Er stellt seine Liebe zu Ophelia hinter die Interessen der Gemeinschaft, die auf Loyalität und Wahrheit beruht, wie in seiner Freundschaft zu Horatio. Dabei kämpft er mit seiner potenten Mutter, mit dem Beamtentum - durch Polonius verkörpert - sowie mit seinem Stolz. Das gibt der Inszenierung seine Vielschichtigkeit und gegenwärtige Durchschlagskraft.
Karten bekommt man für Hamburg unter Sprechwerk  und für die Aufführungen in Flensburg kann man Bestellungen via eMail senden an: info@artrium-hamburg.de

Treffpunkt aktuelle Kunst in Oldenburg

(Oldenburg) Die Volkshochschule in Oldenburg biete in Kooperation mit dem Oldenburger Kunstverein einen Kurs an: "Zugänge zur zeitgenössischen Kunst“. Dozentin ist Dr. Susanne H. Kolter. Der Kurs findet am 22. April von 14:30 bis 16:45 in der Kunsthalle Damm 2 a statt.
Aus dem Ankündigungstext: Die Begegnung mit Werken der zeitgenössischen Kunst bereitet nicht selten ein gewisses Unbehagen, widersetzen sich solche Arbeiten doch oft der direkten Einordnung, Entschlüsselung und Bewertung. Die Veranstaltungsreihe „Zugänge zur zeitgenössischen Kunst“ ermöglicht es, sich mit Gegenwartskunst vertraut zu machen und sich 
mit aktuellen ästhetischen Strömungen auseinander zu setzen. Die Diskussionen mit einleitendem Vortrag widmen sich jeweils einem thematischen Schwerpunkt, der sowohl auf einer übergeordneten Ebene Phänomene des Zeitgenössischen in den Blick nimmt, als auch an die aktuellen Ausstellungen des Kunstvereins anknüpft.
Derzeit wird im Oldenburger Kunstverein ein Ausschnitt aus dem komplexen Werk des in München geborenen Künstlers Björn Dahlem ausgestellt.
Die Anmeldung zum Kurs mit der Nummer 12A 41041 erfolgt ausschließlich über das Kundenzentrum der VHS Oldenburg Tel 0441-92391-50 oder via e-Mail info@vhs-ol.de
In der Reihe „Treffpunkt aktuelle Kunst“ sind noch weitere Termine zu denen sich Interessierte Teilnehmer direkt beim Kunstverein anmelden können. Tel.: 0441-27109
Zwei Führungen mit Melanie Kahl, M.A. jeweils am Sonntag 29.04. und 20.05. um 16:00
Eine kostenfreie Einführung für KunsterzieherInnen findet am Dienstag 17.04. um 17:00 statt.

Montag, 16. April 2012

Carmina Burana Ballett von Sergei Vanaev

(Bremerhaven) Im Stadttheater Bremerhaven werden derzeit die Carmina Burana mit der Musik von Carl Orff, vier Chören der Stadt und in der Choreographie von Sergei Vanaev gezeigt. Das ausverkaufte Große Haus zollte die Darbietung mit langem Applaus.
Unbedingt außergewöhnlich zu sein ist offensichtlich das Motto im Stadttheater Bremerhaven. Und es ist wieder gelungen die Grenzen zu sprengen. Auf der Bühne ist ein Stahlgerüst über drei Etagen im Halbrund aufgebaut. Auf diesem Gerüst sind der Opernchor des Stadttheaters, der Chor der Evangelischen Stadtkantorei der Chrituskirche und der Bach-Chor Bremerhaven platziert. Für einzelne Auftritte kommt noch der Kinderchor des Stadttheaters hinzu. Die Wucht der Stimmen ist auch unbedingt von Nöten um in angemessener Lautstärke aus dem Bühnenhintergrund heraus zu schallen. Bei der öffentlichen Probe, ca. 10 Tage vor der Premiere, konnte man miterleben wie aufwändig es ist die Sängermassen mit dem Orchester und dem Ballett in Harmonie zu bringen.  Musikalisch ist das recht gut gelungen. Man kann den theaterfernen Chören zu Gute halten, dass ihnen die Bühnenrealität in einer Theaterinszenierung nicht geläufig ist. Schade, den gerade zu Beginn wenn Kai Braithwaite in seinem Solo zur Erzählerstimme von Martin Bringmann eine getragene und andächtige Stimmung über die Rampe schickt, wuseln die Chöre noch unruhig herum und stören das Bild.
Mit den Carmina Burana hat Sergei Vanaev Musik und Gesänge gefunden die recht nah an die ehr sperrige Körpersprache seiner Choreografien heran kommen. Vanaev pflegt einen Stil den man vielleicht eine Antiästhetik nennen könnte. Die Tänzer zeigen nur ein geringes Spektrum rhythmischer Vielfalt. Dynamik, die harmonisch mit der Musik geht, erwartet man vergebens. Das Tanztempo ist durchgehend schnell und vermeidet jeden Erzählcharakter. Neben viel sportlich anmutender Akrobatik, woran man sieht zu was die Tänzer fähig sind, werden hin und wieder einige Bilder eingestreut, die isoliert im Raum stehen. Einzeln recht nett anzuschauen, ohne dass man sie recht in Verbindung bringen kann mit der Musik und dem Gesang. Der Stil Vanaevs ist so ausgeprägt dass sich mir immer wieder Vergleiche aufdrängen zu den Choreografien der vorigen Stücke: „Giselle“ und „Nussknacker“. Vanaev zeigt uns wie beweglich ein menschlicher Körper sein kann, dies auf so abstrakte Art, dass die Körper an Menschlichkeit verlieren; Ausdruck initiiert durch eine natürliche Regung oder durch ein seelisches Begehren/Erleiden. Doch dieser menschliche „Aspekt“ – menschlich = fehlerhaft – taucht dann in künstlicher Form auf, in dem die getanzten Bewegungen oftmals unpräzise enden, eine Figur zu Ende gestolpert wird, synchrone Abläufe ansynchron ablaufen. Die Tänzer wirken immer klein, füllen nicht die Szene aus. Die Zuschauer werden zurückgelassen mit einer sportlichen Leistung ohne einen Kunstgenuss der im Theater zu erwarten ist: Kommunikation! Man muss diesen Stil schon mögen. Es ist ein Auflockerungsstil bei dem der Ausdruck Nebensache ist.
Zwei Tänzer haben diesen Stil so nicht erfüllt. Sie tanzen die Figuren mit der menschlichen Seele. Kai  Braithwaite und Leticia Forattini Martins legen den menschlichen Kern, die Seele, nicht ab. Es ist ein feiner und durchdringender Unterschied. Es ist die Dynamik der Bewegungen, vor allem am Beginn und Ende einer Figur. Es sind die Blicke mit denen sie real etwas anschauen und auch sehen. Es ist die Verbindung von Mensch und seiner Aufgabe, von Persönlichkeit die etwas mitzuteilen hat in der Handlung die ein anderer ersann. Man muss nicht verstehen was sie für Bilder/Figuren tanzen; man tanzt vom Zuschauersessel aus in ihrem Atem mit.
Das Monument aus Stahl um die Chöre aufzunehmen ist eine schlichte Ausführung einer Bühnenorganisation. Schlicht in der Ansicht – nicht in der Herstellung. Die Szenerie ist mit viel Geschmack ausgeleuchtet. Hinter den Chören, die in schwarzen Mönchskutten stehen, wechseln Farbstreifen von rot zu blau zu hell. Mal tauchen die Tänze in kaltem weißblau oder warmen goldgelb ein. Die Beleuchtung ist stets zurückhaltend, das gesamte Geschehen steht im Vordergrund der Wahrnehmung. So entsteht zumindest visuell eine Harmonie von Bühne, Chöre und Ballett. 
Was bleibt in Erinnerung wenn die Vorstellung vorbei ist? Welche Bilder und Gefühlsregungen nehmen wir mit in den Alltag und können uns noch Tage später daran erfreuen? Sollte ein künstlerisches Werk das von ca. 250 Akteuren dargeboten wird nicht so beeindruckend sein, dass wir noch Jahre später davon zehren? 
Der Unterhaltungs-Charakter ist für meinen Geschmack zu hoch gehoben. Ein bisschen mehr künstlerisches Risiko und Respekt vor dem eigenem Können sollte man schon einfordern als Publikum. Es mangelt an Tiefgang, und es mangelt an Leidenschaft auf beiden Seiten der Rampe. Wenn Theater und Sport über einen Leisten gemessen werden, dann ist die darstellende Kunst am Ende. Dann ist die Kultur auf dem dekadenten Höchststand angekommen und reif für den Zusammenbruch.
Die nächsten Vorstellungen gibt es am 22. und 25.04.2012 und weitere im Mai.

Samstag, 14. April 2012

Asyl-Monologe - Theater trifft wahres Leben

(Bremen) Die „Bühne für Menschenrechte e.V.“ präsentiert die Asyl-Monologe am 20. und 21. April 2012 im Bremer Kulturzentrum Schlachthof. Nach dem Konzept des dokumentarischen Theaters werden wortgetreue Texte aus Interviews von professionellen Schauspielern aufgeführt und berühren und aktivieren das Publikum direkt.
„Viele Menschen wissen nicht, was los ist. Ich möchte zeigen, wie wir Flüchtlinge leben. Ich hoffe, dass das Publikum es verstehen wird.“, so Ali aus Togo, einer der Protagonisten, der seit 2007 auf eine Entscheidung zu seinem Antrag auf Aufenthalt aus humanitären Gründen wartet und somit noch heute von Abschiebung bedroht ist.
Außerdem erzählen die Asyl-Monologe von Felleke aus Äthiopien, der erst willensstark Abschiebeversuche verhindern muss, um dann einen Menschenrechtspreis überreicht zu bekommen, und von Safiye, die nach Jahren der Haft in der Türkei und einer absurden Asylablehnung sich für das Lebensbejahenste überhaupt entscheidet: sie schenkt einem Sohn und einer Tochter das Leben.
Die Asyl-Monologe sind die erste Produktion des Berliner Vereins „Bühne für Menschenrechte“. Der Verein möchte bundesweit ein Netzwerk von SchauspielerInnen und MusikerInnen knüpfen, die in ihrer Stadt eine Lesung darbieten. Vorbild für den Verein sind die „Actors for Human Rights“ aus Großbritannien. Dort haben seit 2006 über 600 professionelle SchauspielerInnen vor mehr als 10.000 Personen Aufführungen dargeboten. Der Erfolg der ersten Produktion hat zur Entwicklung von mittlerweile neun weiteren Produktionen geführt.
Das Projekt wird gemeinsam von Alsomirschmecks!-Theater, NoLager-Bremen und afrique-europe-interact realisiert. Herr Ali Touré wird im Anschluss zum Gespräch selbst anwesend sein. Informationen zu Karten und Verein gibt es auf der Webseite .

Freitag, 13. April 2012

Oldenburger Kunstverein goes Chicago

(Oldenburg) Im August veranstaltet der Kunstverein Oldenburg eine eine 10-tägige Kulturreise in die Vereinigten Staaten von Amerika. Die Reise kann von Mitgliedern des Kunstvereins und von Nichtmitgliedern gebucht werden.
Am 2. August starten die Teilnehmer von Hamburg aus. Auf dem Programm stehen mehrere „Architectural walking tours“, „Kunsttouren“ zu Museen und Ateliers sowie weitere interessante Punkte. Die Reise wird begleitet von Kerstin Niemann und dem US Amerikanischen Architekt Scott Pollock, die auch das Programm zusammengestellt haben. 
Das Gesamte Programm und die Buchungsinfos gibt es beim Oldenburger Kunstverein . Tel.: 0441-27109

Mittwoch, 11. April 2012

Eistau im Magazin

(Bremerhaven) Nach dem Roman „Eistau“ von Ilija Trojanow haben Natalie Driemeyer und Lorenz Langenegger eine Theaterfassung geschrieben. Das Stadttheater Bremerhaven hat in der Regie von Till Wyler von Ballmoos die Uraufführung im Magazin des Theaters produziert. Die Premiere war am 24. März 2012. Weitere Vorstellungen am 28. 04., 29.04., 6.5., 7.5. alle ausverkauft. Für Juni gibt es noch Karten.
Wenn man einem Theatermacher sagt, es sei Mal etwas anderes, was er da gemacht hätte, dann möchte er am liebsten im Boden versinken. Die Inszenierung von Eistau ist einmal was anderes. Kann man so machen, ist nicht besonders, aber es geht. Die zig ausrangierten Möbel und Gegenstände aus jahrelang abgespielten Stücken warten nur auf ihre Renaissance. Hier wurde nun mit großer Anstrengung viel totes Mobiliar wiederbelebt. Wie das immer zur Geschichte passte ist eine andere Frage. Jedenfalls kann eine große Anstrengung zu verkrampften Handlungen führen. Dem einen oder anderen mag das gefallen, muss es aber nicht. Die, die immer eine Geschichte in einem Theaterstück erwarten schauten etwas konsterniert. Die anderen die sich einmal überraschen lassen wollten, die schon zufrieden sind wenn man ihre Sinne durch einen fremden Raum irritiert, blickten ganz zufrieden. Es zwängt sich eine Kosten-Nutzen-Rechnung auf.
Sieben SchauspielerInnen, ein Musiker, und wer-weis-wie-viele Assistenten und Entscheider drum herum und Backstage haben Texte geschrieben, gelernt, inszeniert, haben Fundusgerümpel, Schränke, Stühle, Gerätschaften, Kulissen bewegt, umgestapelt, arrangiert, gesichert und verschraubt. Ein riesiges Gerüst aus Stahlrohren mit Holzbohlen beplankt auf dem wiederum Möbel und Gerät aufgetürmt wurde, überragt die Drama-Altlasten-Sammlung der letzten 10 oder mehr Theaterjahre. In dem Gewusel von Material, Bauten und Beleuchtungstechnik wird einmal deutliche wie die Verhältnismäßigkeit zwischen Ausstattung und Schauspiel ist. Und ohne eine annähernd treffende Einschätzung zu geben drängt sich mir die Frage auf wie man die SchauspielerInnen ersetzen kann. Im Film konnte dieses Problem gelöst werden. Siehe „Avatar“, „Die Unglaublichen“ oder „Fangt Nemo“ und weitere. Vielleicht könnte man computeranimierte Hologramme in die Spielräume projizieren? Und ich frage mich wieso der Schauspieler in seinen Rollen so degeneriert genutzt wird. Sie wirken wie „Talking Heads“. Sie sind so sehr damit beschäftigt sich um ihre Gänge zu kümmern, auf Einsätze zu achten, durch den Bühnenbild-Parcours zu navigieren, und den Text des Stücks zu erinnern das sie gerade im jeweiligen Moment spielen, dass kaum noch Raum und zeit bleibt etwas zu kreieren, einen Charakter auszufüllen, einer Spielzeit darzustellen, Dialoge zu führen, Spannungsbögen aufzubauen, und vor allem die Faszination einer Realitätsverschiebung für das Publikum zu erschaffen das den Unterschied von Alltag zu Theatergang kennzeichnet.
Und wenn man eine Stück über die Antarktis macht muss auch die Frage nach dem CO2 Wert gestellt werden dürfen. Wie viel „Manpower“, Stahl, Presserummel mit schmelzendem Eisberg vorm Theater, Produktionskosten, Schauspielerbelastung rechtfertigen es ca. 30 Besucher pro Vorstellung herein zu lassen. Ich befürchte man muss eine Menge ideologischer Argumente formulieren um den Aufwand zu rechtfertigen. Dabei ist der Gedanke Theater mit Wissenschaft zu verbinden doch lobenswert. Oder? Oder hat es nicht doch ein Geschmäckle, als wenn Wissenschaft so langweilig ist, dass man es mit Theater oder sonst was verbinden muss; oder Theater ist so langweilig, dass es mit kruden Ideen und skurrilen Orten reanimiert werden muss. Also ist Theater Tod, oder riecht es nur merkwürdig muffig und einfallslos?
Im Stadttheater Bremerhaven hat man einen Trick gefunden immer ausverkaufte Vorstellungen zu haben. Auf der Hinterbühne im 680-Sitze-Haus können bei Verbrennungen nur 200 Gäste Platz nehmen. Im Magazin sind es nur noch 30. Selbst im Kleinen Haus können über 100 Gäste sitzen. Da liegt es doch nah darüber nachzudenken den Zuschuss für´s Schauspiel auf 30% zu kürzen. Eine andere Provokation wäre die Forderung Theater so interessant zu machen, dass mehr Leute Eintrittskarten kaufen.
Mein Urteil für Eistau lautet: Überambitioniert. Es gab einige Stellen die waren sehr interessant und ich habe mich auch unterhalten gefühlt. Aber das Verhältnis Aufwand zu Spiel hat dekadente Züge. Das Kapital welches am wenigsten genutzt schien waren die Schauspieler. Es gab zwei, drei Momente in denen nicht nur Text vermittelt wurde, an denen so etwas wie eine kleine Szene zustande kam. Z.B. Die Walforscherin Beate Franzen ist betrunken und findet ihren Zettel nicht von dem sie abzulesen hat, anschließend eine kleine Kettenreaktion interagierender Schauspieler. In diesen kleinen Momenten sieht man, dass die Schauspieler Menschen sind die ein Handwerk gelernt haben mit dem sie die Zuschauer in eine andere Welt mitnehmen können. Das sind die Momente echten Erlebens. Doch dieses Potential, kostenmäßig etwas teurer als die Garderobieren, liegt brach und wird bestenfalls wie ein dynamisierender Gag in der einen oder anderen Inszenierung mit eingestreut. Vielleicht aus dem Grund um das Publikum wieder aufzuwecken? Es fällt schwer zu glauben, dass Jugendliches und junges Erwachsenen Nachwuchspublikum mit solchen intellektuellen Höhenflügen der Gang ins Theater schmackhaft gemacht werden kann. Es hat den „touch“ von elitär, in einer Arbeiterstadt mit hoher Arbeitslosigkeit und auswucherndem Prekariat, sogar deplatziert.
Es ist eine Uraufführung. Der Text ist sprachlich nicht besonders ausgefeilt. Ein dramaturgischer Verlauf ist auf das allernötigste reduziert. Wissenschaftliche Fakten stehen isoliert und geben Rätsel auf. Die eingefügten wissenschaftlichen Vorträge vermitteln mehr Informationen die man sich leicht merken kann. Und vielleicht sollte eine Vortragsreihe im AWI, dem Kooperationspartner der Inszenierung, eingesetzt werden, den die haben Lust auf mehr gemacht. Der Theatertext wirft eine Menge Zweifel auf die nicht geklärt werden und dem Zuschauen im Weg stehen: Was hat es mit „Fury Island“ auf sich? Oder mit „Mount Misery“, „Rußalbatros“, „Dan Quentin“, und dann fragt man sich ob es die „MS Hansen“ wirklich gab oder ob es wichtig ist das zu wissen. Es ist leicht sich nicht so sehr auf das gesprochene Wort zu verlassen weil ja noch eine Menge Bühnenbild vorhanden ist mit dem man sich ablenken kann und manchmal auch muss.
Wenn das Stück nicht zu viel Kreativkräfte bindet wird es wohl noch viele Male gespielt, bestimmt noch eine weitere Spielzeit. Denn mit 30 Plätzen ist es schnell ausverkauft. Und wer gerne Mal durch den Mief abgespielter Stücke stochern und wirklich gute Schauspieler zum anfassen nah erleben möchte, dem sei dieses Stück besonders empfohlen.

Dienstag, 10. April 2012

De kloke Anna von der Niederdeutschen Bühne Waterkant


(Bremerhaven) Am Samstag, den 14. April 2012 um 19.30 Uhr feiert die Niederdeutsche Bühne Waterkant mit «De kloke Anna» von Paul Schurek eine märchenhafte letzte Premiere der Spielzeit im Kleinen Haus.

Bauer Klaas versucht sich bei seinem Grafen mit Pachtgeschäften. Um ihn zu überzeugen, muss er Denkaufgaben lösen. Das fällt dem Bauern schwer und so hilft ihm seine Tochter Anna. Dem Grafen entgeht nicht, dass Anna sehr klug und außerdem sehr hübsch ist – sie heiraten. Doch der Graf ist auch in der Ehe rechthaberisch, seine Frau hat nichts zu sagen. Als es zum Streit kommt, erinnert Anna ihn daran, dass sie seit der Hochzeit drei Wünsche frei hat: Kaffee trinken, eine Kutschfahrt und etwas Wertvolles aus dem Haus. Anna mischt Schlafpulver in den Kaffee und so schläft der Graf die Kutschfahrt über und wacht erst im Haus von Klaas wieder auf ...

Paul Schureks heitere Komödie über männlichen Stolz und weibliche List entstand nach dem plattdeutschen Märchen De kloke Buurndochter, das auch die Brüder Grimm in ihre Märchensammlung aufnahmen.

Der Regisseur und Schauspieler Bernd Poppe inszenierte in der letzten Spielzeit bei der Niederdeutschen Bühne Waterkant die Komödie «Champagner to’n Fröhstück».


Pressemeldung derNiederdeutschen Bühne Waterkant Bremerhaven

Sonntag, 8. April 2012

ZON MAI zuhause.anderswo

(Bremen) „Wo bin ich zu Hause?“ Das ist der auslösende Impuls für ein gemeinsames Großprojekt vom Institut francaise, Quartier GmbH, bremer shakespeare company, steptext dance project und Cite nationale de l´histoire de l´immigration (Paris).
Sidi Larbi Cherkaoui und Gilles Delmas schufen die monumentale und multimediale Intallation die vom 12.04. bis 12.05.2012 im Alten Postamt, An der Weide 50c in 28195 Bremen zu sehen sein wird. Zwischen Architektur, bildender Kunst und Tanz, mischt dieses Werk verschiedene Medien, um sich der Frage des Andersseins, der Identität, des Territoriums und der Grenze zu stellen.
Weitere Infos: Institut Francais Bremen