Inh. Friedo Stucke, Kastanienbogen 8 in 21776 Wanna  eigene.werte@t-online.de

Montag, 21. Januar 2013

Halleluja - Es ist geschafft


(Niedersachsen) Nach einem atemberaubenden Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Schwarz-Gelb und Rot-Grün eingefärbten Parteien, bei dem eine nicht unbedeutende Anzahl Bundesbürger den sehnlichsten Wunsch hegten die FDP möge bei 4,99% stecken bleiben, konnten sich die Machtgelüste der konservativen und freien Regierungsanwärter nicht erfüllen. Der Souverän hat anders entschieden. Trotz wahlstrategischer Leihstimmen, säbelrasselnder Partei-Brüderle und Teppichminister, in Wohnzimmern werbenden Sozialisten und Pädagogen mit echtem Programm, Ex-DDRler, Freibeutern sowie sonstigen Splitterparteien, trotz aller Bemühungen hat der Wähler ein sauknappes Ergebnis gezaubert. Doch nun stellt sich die Frage: Was bekommen die Wähler für ihre Stimmen?
Wird die Energiewende kostengünstiger? Wird diese unsägliche Firma Tennet endlich aus dem Job geschmissen? Wird Gorleben endlich als Endlager ad acta gelegt? Wird die Bildung im Land gravierend verbessert? Wird nun radikal Schluss gemacht mit Korruption? Wird endlich der Bundesregierung der Marsch geblasen? Wohl kaum! Denn nach der Wahl ist vor der Wahl. Geht es jetzt nicht viel mehr darum den Wähler so zu manipulieren damit er im Herbst „richtig“ wählt?
Nach der Regierungsübergabe im Februar brauchen wir ein Transparenzmeter. „Ein was???“ Ein Transparenzmeter, ein Messgerät welches täglich anzeigt was die gewählten Volksvertreter tun und erreichen. Es zeigt nicht nur die endlosen Hohlphrasen in Debattierklubs bei denen nichts als heiße Luft entsteht. Es zeigt nicht ausschließlich die wortreichen Entschuldigungen warum man etwas nicht entscheiden kann oder warum die Wirtschaft immer so gut abschneidet während der Pöbel noch seinen letzten Cent durchbeißt. Nein, das Transparenzmeter zeigt vor allem welche Maßnahmen zu welchen Erfolgen führen. Wie viel leeres Stroh muss gedroschen werden bis z.B. die Studiengebühren abgeschafft sind? „Anpacken. Besser machen“ Das wollen wir sehen. Einen deutlichen Unterschied wollen wir sehen. Etwas das den Wechsel wert war. Etwas das die Menschen wieder inkludiert die durch Schwarz-Gelb aus dem gesellschaftlichen Leben herausgefallen sind.

Samstag, 19. Januar 2013

Freunde, welche Freunde


(Wanna) Mit dem Wandel von Auge-zu-Auge-Beziehungen zu flüchtigen, virtuellen Kontakten bekommt die Bezeichnung Freunde einen anderen Stellenwert. Das Wort ist geblieben und die Bedeutung wurde ausgeweitet, was man vor einigen Jahrzehnten noch als verständliche Größe voraus setzte ist heute ein völlig schwammiger Begriff. Es ist übrigens nicht Mark Zuckerberg dem wir diesen Umstand zu verdanken haben, wir selbst haben diesen kulturellen Wandel vollzogen. Es ist eine dumme Angewohnheit alles immer gleich mit Jemands Schuld zu etikettieren. Manchmal ist es besser auf die eigenen Schuhe zu schauen um sich ein sinnvolles Urteil zu bilden.
Was macht Freunde aus? Als Jugendlicher bin ich in ein Haus eingebrochen und habe dort mit meinem Freund ein bisschen Vandalismus betrieben. Wir haben aus purer Neugier ein kleines Chaos hinterlassen und einen Kassettenrecorder gestohlen. Mein Freund hat bis heute dicht gehalten. Ich hatte einen anderen Freund mit dem ich alle intimen Erlebnisse und Ängste besprach. Er war mir eine Stütze, ein Halt und ein blind zu vertrauender Ratgeber. Ich hatte Freunde mit denen ich Reisen unternahm. Ich habe ihnen nicht mein ganzes Leben erzählt, aber für die Zeit der Reise konnten wir uns vertrauen und aufeinander verlassen. Ich war in Freundinnen wahnsinnig verliebt, sehr verliebt, verliebt, hatte Freundinnen die ich ganz nett fand und mit denen ich eine schöne (kurze) Zeit verbrachte. Es gibt Brieffreundschaften zwischen Menschen die sich nie gesehen haben. Es gibt Freundschaften unter Geschäftspartnern und politische Freundschaften, Männerfreundschaften und Freundschaften von Frau zu Frau. Es gibt noch viele andere Freundschaften, Beziehungen von Mensch zu Mensch die auf der Basis von Vertrauen beruhen.
Seit einiger Zeit, nicht erst seit es soziale Netzwerke gibt, werden Freundschaften wesentlich inflationärer gehandhabt. Das mag am Sprachwandel durch Amerikanismen liegen in dem man einen Bekannten leichtfertig als Freund bezeichnet um nicht so unpersönlich zu klingen. In unserem allgemeinen Sprachgebrauch ist die eigene Wertung, welches Verhältnis wir zu den als Freund oder Freundin bezeichneten Personen haben, zurückgewichen. Wir nehmen alles etwas leichter, sind im Stress, nehmen uns nicht die Zeit genau hinzuschauen. Ein Erlebnis jagt das nächste, wir sind immer schon beim nächsten Schritt ohne den vorherigen ganz auszuführen. Damit verzichten wir auf die Bewertung auf was wir uns einlassen, und auf die Reflektion was uns unser aktuelles Handeln für die Zukunft lehren könnte. Wir alle sind Richard Campbell.
Dann erst tauchte Zuckerberg auf. Freund wurde nun der fast schon zynische Begriff von Bekanntschaften zwischen Leuten die keine Freundschaften haben, oder neidisch sind auf die sozialen Fähigkeiten ihrer Mitmenschen. Die Frage auf Facebook, ob diese oder jene Person evtl. eine Freundin oder ein Freund von mir sei, ist völlig lächerlich. So viele Daten werden über mich im Internet gesammelt, und dann bring es Zuckerberg nicht fertig meine real existierenden Freunde ausfindig zu machen?!? Das ist ein schlechter Witz. Die Bezeichnung Freund ist in den sozialen Netzwerken ein Synonym für eine gänzlich unpersönliche Bekanntschaft. Es ist absurd zu denken eine auf Facebook bezeichnete Verbindung als Freundschaft zu deuten.
Bleibt zu klären was ist heute eine Freundschaft. Es ist noch immer das was sie immer war: Genau das was wir darin sehen. Man kann vielleicht sagen, dass Freundschaft ein um eine weitere Ebene erweiterter Begriff ist. Erweitert um eine Stufe noch lockerer Verbindungen mit noch weniger Vertrauen. Im Sinne von Verständigung und Kommunikation sollten wir in unserem Sprachgebrauch nun auch klären welcher Art eine Freundschaft ist. Dann können unsere Gegenüber erkennen in welchem Zusammenhang wir die Bezeichnung Freund verwenden. Dann müssen wir auch nicht mehr süffisant über die große Anzahl Freunde lächeln, die wir in den sozialen Netzwerken und im realen Leben sammeln.