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Donnerstag, 28. Februar 2013

Cino Djavid mit Nachwuchsförderpreis ausgezeichnet



Frühlings-Erwachen
(Wilhelmshaven) Die Landesbühne Niedersachsen Nord meldet, Schauspieler Cino Djavid, seit 2010 festes Ensemblemitglied an der Landesbühne, wurde im Anschluss an die gefeierte Premiere von „Frühlings Erwachen“ am 23. Februar von der proskenion Stiftung mit dem Nachwuchsförderpreis für Darstellende Künste ausgezeichnet. Der Jury erstmals aufgefallen war Cino Djavid in der Rolle des Karl in der Wilson/Waits-Fassung von „Woyzeck“, es folgten weitere außergewöhnliche Auftritte als Orest in „Iphigenie“, Mercutio in „Romeo und Julia“, Yaya in „Bilal“ und König Alfonso in „Die Jüdin von Toledo“. 

Die Jury um Kuratoriumsvorsitzenden Dr. Lars Göhmann begründet darüber hinaus ihre Entscheidung wie folgt: „Cino Djavid spielt mit unausweichlicher Intensität. Er nähert sich in großer Ernsthaftigkeit seinen Rollen, dekonstruiert diese, setzt sie wieder zusammen, macht sie sich zu eigen. Seine faszinierende Bühnenpräsenz, seine Professionalität, sein kreativer Wille und eine nicht zu bändigende Lust am Darstellen, kennzeichnen ihn als eine Schauspielerpersönlichkeit mit beeindruckendem künstlerischem Potenzial. Und er fordert – Kollegen wie Zuschauer. Ein Schauspieler, wie ihn unsere Theaterlandschaft dringend benötigt.“

Zur Zeit steht Cino Djavid als Spiegelberg in „Die Räuber“, als Carlos in „Clavigo“, als Keil in der Uraufführung „Ubu, König“ und als Moritz Stiefel in „Frühlings Erwachen“ auf der Bühne der Landesbühne.

Die proskenion Stiftung ist eine der führenden Einrichtungen in der Nachwuchsförderung der Darstellenden Künste und prämiert seit 2006 herausragende und außergewöhnliche Leistungen junger Bühnendarsteller. Der bundesweit ausgeschriebene Preis wird alle zwei Jahre verliehen und dient zugleich als Forum, um junge Künstler einem breiteren Publikum vorzustellen.

Dienstag, 19. Februar 2013

Großer Premierenerfolg in privater Atmosphäre


Ensemble und Projektchor Stadttheater Bremerhaven
(Bremerhaven) Mit großem Applaus endete die Premiere Samstag am Stadttheater Bremerhaven von „Wie im Himmel“ einem Schauspiel von Kay Pollak. Eine bemerkenswerte Ensembleleistung flankiert von einer großen Anzahl lokaler Chöre schaffte berührende Momente.
Großes Theater entsteht immer dann, wenn eine Gemeinschaft die Form der kreativen Zusammenarbeit findet, wenn jeder seinem Platz einnimmt und zum Teil einer größeren Idee wird, die man als Einzelner nicht mehr überblicken oder ausfüllen kann. Das erfordert ein Mass besonderer Toleranz und Respekt. Werden diese Qualitäten freiwillig aufgebracht, dann geschehen Wunder im Theater; ringen sich die Beteiligten diese Qualitäten ab, dann sinkt zwar das künstlerische Niveau, aber es bleibt immer noch eine Arbeit wie aus einem Guss. Der Erfolg von „Wie im Himmel“ ist dem Abringen des Ensembles zu verdanken.
Die bewegend großen Momente entstanden durch den Projektchor und dem finalen Auftritt der zehn Chöre: ARS NOVA Obertonchor Brhv., Chorvereinigung Concordia Brhv., Church People Langen, Hand in Hand, Basdahl, Inspiration, Ev. Stadtkantorei Brhv., PopArt, Seaside Gospel Singers, Seniorensingkreis Langen und The Crocodiles. Hartmut Brüsch, dem musikalischen Leiter, ist es gelungen die ca. 200 Chormitglieder zu einer Einheit zu formen. Es sind die unaufdringliche Disziplin der Chöre, und die Harmonie im Gesang, die den tieferen Sinn des Stückes vermitteln.
Das Stück handelt von der Kraft der Musik, und wie sie auf die Menschen – mit all ihren Sorgen und Nöten – wirken kann, vorausgesetzt sie hören wirklich hin und finden den ureigensten Ton in sich selbst. Genau dies ist das Anliegen von Daniel, dem schwedischen Dirigenten der auf dem Höhepunkt seiner Weltkarriere an den Ort seiner beladenen Kindheit zurückkehrt. Dem Theaterstück ging eine Filmversion voraus bei der der Autor selbst Regie führte. Dramaturgisch hat das Stück in der Übertragung für die Bühne einige Federn gelassen. Charaktere wurden zusammen gestrichen und auf weniger Schauspieler verteilt. Dadurch verebbt die Vielfalt der kleinen bewegenden Geschichten der einzelnen Dorf- bzw. Chormitglieder. Ihre Geschichten werden zwar exponiert, verlaufen aber ungeklärt im Sande. Die Transformation des Protagonisten findet gar nicht statt, er stirbt einfach an TBC? Lungenembolie? jedenfalls spuckt er Blut. Da die Charaktere auf Abziehbildformat reduziert wurden und keine Wandlung durchlaufen, ist es eine weitere vertane Gelegenheit für das Schauspielensemble seine Fähigkeiten zu zeigen. Die Abwesenheit von verantwortungsvoller Regie wird an diesem Theater von Inszenierung zu Inszenierung deutlicher. Es kann nur auf Eigeninitiative zurück zu führen sein, dass Walter Schmuck den geistig behinderten Tore so spielt, dass der eine Welt über die Worte hinaus offenbart; oder dass Isabel Zeumer als Pfarrersfrau ihrem Mann nach allen Regeln der Kunst die Leviten liest, wenn sie ihm seine Bigotterie und das verlogene Christentum darlegt. Der Intendant Ulrich Mokrusch, der für diese Inszenierung verantwortlich zeichnet, kann sich dankbar und glücklich schätzen über so ein gut funktionierendes Ensemble zu verfügen.
Die Handlung endet mit der Teilnahme des Dorfchors an einem internationalem Wettbewerb in Wien. Auf der Bühne formiert sich der Projektchor mit den Schauspielern, und aus allen Saaltüren, auch vom Balkon, tauchen die anderen Chöre auf und stimmen mit ein. Das Stadttheater wird in diesem Moment zu einem erhabenen Klangkörper. Das Publikum gibt sich hin und erlebt tatsächlich die Kraft der Musik. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass mit dem letzten verklingenden Ton ein begeisterter Applaus einsetzt und gleich darauf die Menschen sich nach und nach erheben. Der Atem der Musik hebt sie aus den Sesseln. Kein Wunder. Denn die Zuschauer sind fast ausnahmslos Verwandte und Freunde der Akteure auf der Bühne plus Premierenabonnenten. Wie die Inszenierung sich durchsetzt werden erst die kommenden Vorstellungen mit mehr oder weniger neutralem Publikum zeigen. 

Donnerstag, 14. Februar 2013

Experiment Körpertheater


Ramona Suresh - Beziehungswaise
(Bremerhaven) In einer Stadt wie Bremerhaven, die sich nicht gerade sonderlich durch Innovation im Theater heraus stellt, kann man durchaus von einem mutigen Unterfangen reden, bei dem Körpertheater „Beziehungsweise“ das derzeit im JUP gezeigt wird. Die Bezeichnung Körpertheater bewegt sich zwischen Tanz im weitesten Sinne und Mimik andererseits, Sprache wird gewöhnlich sparsam eingesetzt zu Gunsten der gestischen Kommunikationsformen. Das Publikum applaudierte brav und anerkennend.
Natürlich lebt das Theater von Experimenten, vom Aufbruch in neue Felder des Erzählens. Und da man nicht einschätzen kann wie die Arbeit aufgenommen wird, sind die Theaterschaffenden naturgemäß sehr nervös. Lisa Weiss ist Theaterpädagogin, eben keine erfahrene Regisseurin, die sich dennoch der Aufgabe stellte den Roman „Ostersonntag“ von Harriet Köhler in einzelnen Motiven auf die Bühne zu bringen. Die Bühne ist durch eine geneigte Fläche in drei Ebene geteilt. Oben ist eine Mikroanlage um kurze Samples zu erzeugen. Unten wird ein Etagenbett im Verlauf des Stücks aufgebaut. Weiss kam es darauf an möglichst viel mit dem Körper auszudrücken, etwas zu vermitteln ohne die Sprache zu bemühen. Dafür ist es dann leider doch sehr Text lastig geworden.  Wenn man der Geschichte auch nur mühsam folgen kann so gibt es immer wieder schöne Momente in denen die Schauspielerin Ramona Suresh mit einer bestechend klar-poetischen Mimik erzählt. Sie steht allein auf der Bühne und spricht darüber wie sich ihr Vater beim Osteressen in die Hose pinkelt. Suresh spielt so eindrucksvoll das man quasi mit am Tisch sitzt und die Peinlichkeit am eigenen Leibe spürt. Diese Momente sind ganz großes Theater. Auch wenn es nur wenige Momente sind die so hervor stechen, macht es Spass dabei zu sein.
Die Hochachtung vor dem Experiment ist ungeschmälert trotz der nun folgenden kritischen Betrachtung. Denn was wäre ein Experiment wenn es unbeachtet bliebe. Ich beschränke mich auf drei Punkte die für jeden zukünftigen Zuschauer interessant sein dürften. Es wird im Verlauf des Stücks ein Etagenbett aufgebaut. Dagegen ist im Grunde nichts einzuwenden. Wie es allerdings aufgebaut wird ist nicht gelungen. Theater wird sinnlos wenn nicht mehr erzählt wird als uns das Leben in Echtzeit bietet. Selbst „Warten auf Godot“ ist mit vier Stunden-Inszenierungen schon extrem zeitlich verdichtet. Wenn sich die Probleme des Aufbauens im Verhältnis 1 zu 1 dann auch noch wiederholen sackt das Interesse verständlich ab. Das wäre Angesichts der Schauspielerin nicht nötig gewesen. Zweitens: Es mag ja gerade im Trend liegen im Theater möglichst keine Geschichten zu erzählen, sondern Brocken und Fragmente vorzustellen, aber dennoch will der Zuschauer wissen um was es geht. Leider liegen die zu vielen und undeutlichen Textfragmente wie ein wirrer Puzzelteilehaufen auf der Bühne. Man muss sich die Geschichte selber zusammenbauen und hoffen das es so stimmt. Das limitiert die Aufmerksamkeit und das Interesse für andere Momente, bezaubernde noch dazu. Und letztendlich ist neben der Mimik von Ramona Suresh die Kommunikation durch Körper zu vage gehalten, sie nimmt einen zu geringen Raum ein und ihr fehlt der Biss poetischer Klarheit. Dem Experiment wäre eine tiefere Kenntnis von Kommunikationsformen sicher besser bekommen und so weniger Pädagogik. Aber Lisa Weiss hatte den Mut, und vielleicht können wir ihre Erkenntnisse aus diesem Versuch in einer weiteren Inszenierung sehen.
„Beziehungswaise“ für Menschen ab 16 bis 160, gibt es noch am 21. März und im Mai jeweils um 19:30

Montag, 11. Februar 2013

Tetra Pak innoviert den Kartonschlauchverschluss


(Wanna) Während der Pathfinder in weiter Ferne mit wissenschaftlicher Neugier durch den Staub des Mars schnüffelt, scheut sich die Menschheit nicht auch mehr praktische Erkenntnisse zu entwickeln und in die Tat umzusetzen. Die Firma Tetra Pak, bekannt für eine beschichtete Kartonverpackung, hat eine Erneuerung auf den Markt gebracht die ihres Gleichen suchen muss.
Im Jahre 1951 wurde die Verpackungsform von Wallenberg, Järund, und Torudd erfunden. Nicht das Triumvirat dieser Erfinden standen Pate für den Namen, sondern die als Tetraeder geformte Verpackung selbst. Es handelte sich um einen Kartonschlauch der jeweils um 90 Grad gedreht, die Naht verschweisst wurde und somit die Form ergabt. Das Problem der Getränkeverpackungen bestand vor allem in der Öffnung. Zuvor wurden z.B. Milch im Schlauch verpackt der einen Becher benötigte um den angeschnittenen Schlauch im Kühlschrank aufzubewahren. Tetra Pak löste die Öffnung in dem eine perforierte Kante/Ecke abgerissen wurde. Später kam dann ein Drehverschluss an den Getränkekarton.
Der Drehverschluss ist uns Verbrauchern bestens seit Jahrzehnten bekannt. Auch bekannt sind die Problemchen die wir damit haben. Der Drehverschluss ist nicht immer vorhanden, sondern im Supermarkt irgend wo im Kühlregal versickert. Über die Jahre hat es verschiedene Nippel und Ringe gegeben die in geschätzten 40 Prozent der Fälle abrissen. Ein Messer, eine Zange oder sonst ein Werkzeug war und ist noch heute erforderlich um den Verschluss dann zu öffnen. Dazu kam noch, dass die Öffnung so klein gewählt war, dass es beim zügigen Ausgiessen immer blubberte, und der Saft, die Milch oder der Wein überall hin spritzte, vor allem auch dahin wo es nicht sollte.
Das ist nun ein Fall aus der Vergangenheit. Nach nur ca. 62 Jahren der Produktentwicklung ist es Superhirnen gelungen eine halbwegs probate Lösung zu finden. Der Durchmesser des Schraubverschlusses ist grösser geworden. Welch ein Erfolg, Triumph des forschenden kreativen Geistes. Und ein weiteres Problem ist gleich noch mit gelöst worden. Beim ausgießen aus den ehm. kleinen Schraubverschlüssen kleckerte man unweigerlich weil der Verschluss nicht nah genug am Rand eingebaut war. Auch dieses Problem gehört nun der Geschichte an. In doppelter Weise wurde hier eine Veränderung vorgenommen. Der Schraubverschluss ist deutlich dichter am Rand und die obere Fläche der Verpackung ist geneigt. Dadurch gibt es so gut wie kein Gekleckere mehr.
Warum muss darüber nun berichtet werden? Weil eine so kleine, ja, fast lächerliche Entwicklung 62 Jahre gedauert hat. Wozu gibt es denn überhaupt Forschung und Produktentwicklung, wenn nicht dafür wie wir Menschen einen leichteren Umgang in unserem alltäglichem Leben erhalten? Welche Weltraumforschung ist notwendig damit wir Erkenntnisse bekommen um eine Milchverpackung zu produzieren die wir problemlos öffnen und daraus gießen können? Es kann auch sein, dass niemand in einer Firma die mit 8,8 Milliarden Euro Jahresumsatz für Verpackungen sorgt, ein echtes Interesse daran hat, wie der Verbraucher diese simple Anwendung bekommt. Jetzt noch Mal 60 Jahre damit der Nippel nicht mehr abreißt?

Samstag, 9. Februar 2013

Kunst 35 + Kunst vis a´ vis


Eröffnung Kunst vis a´ vis
(Bremerhaven) In einem ehm. „Schlecker-Markt“ eröffneten gestern Abend Conny Wischhusen, Steffen Liebsch und Godehard Pollakowski ihre Ausstellung „Kunst vis a´vis“ als Auftaktveranstaltung der Ausstellungsreihe „Kunst 35“. Der 250qm große Laden wurde den Künstlern auf Iniitiative von Godehard Pollakowski vom Stadtteilmanager Thomas Ventzke zur Verfügung gestellt. Und so sind es wieder einmal mehr die Kunstschaffenden, die dem Leerstand vieler Ladenlokale in der Seestadt Bremerhaven etwas entgegen stellen. Nachdem jahrelang die Einkaufsquellen in die Randgebiete verlagert wurden und die Stadtväter, selbst nach mehr als 10 Jahren, keine alternative Lösungen für die Verödung der Stadtzentren entwickelten. Die Eröffnung zog viele Kunstinteressierte aus Bremerhaven und der näheren Region an.
Arbeiten von Conny Wischhusen vor geneigtem Publikum
Conny Wischhusen die eine beachtliche Anzahl von Ausstellungen, Kunstaktionen und Projekten in ihrer Vita verzeichnen kann stellte ihre Arbeiten, Weckrufen gleich, in bekannter gesellschaftskritischer Manier aus. Der Schwerpunkt liegt dabei auf die Versprechen die der Kundschaft durch Werbung vorgegaukelt werden. Z.B. Gutscheine, Rabatte, Coupons die einen Heiland auf Erden in Aussicht stellen aber durch eine Reihe von Einschränkungen negiert und wertlos gemacht werden. Wer hätte nicht schon einen Gutschein über 500€ bekommen der aber nur eingelöst werden kann in einer bestimmten Zeit und wenn man Ware im Wert von 3000€ kauft. Und wie gerne fallen wir darauf herein? Um dazu zu gehören? Um uns nichts entgehen zu lassen?
Gänzlich anderer Natur sind da die Bilder von Steffen Liebsch. Er widmet sich ganz der Aktdarstellung gemalt im Stil „a la prima“ (also ohne weitere Bearbeitung). Seine Großformate sprechen den Betrachter durch die ausdrucksstarke Pinselführung und Farbgestaltung auf emotionaler Ebene an. In einer Reihe kleiner Zeichnungen betont er die fließenden, organischen Konturlinien und hebt damit die Sinnlichkeit der Form hervor. Die Körper sind „So“, und das „Sosein“ ist ein Ausdruck vergleichsloser Schönheit, einer Würde die „tatsächlich“ unantastbar ist.
Die abstrakte Kunstposition in den Techniken Holzschnitt, Linolschnitt, Lithographie, Siebdruck so wie Mischtechnik wird von Godehard Pollakowski ausgestellt. Die gegenstandslosen Bilder mögen beim Betrachter ein kreatives Potential wecken, so der berechtigte Wunsch des Künstlers. Komponiert aus Linien, Muster, Strukturen, amorphe Flächen und sparsam eingesetzte Farben entstehen bei ihm statisch und/oder dynamisch geordnete Einheiten. Es ist ein spielerischer Umgang mit dem Rationalen, eine Vereinigung von Ratio und Intuition in einem ausgewogenem Nebeneinander und Miteinander.
Die drei Kunstpositionen stehen sich gegenüber und bilden auch Gemeinsamkeiten. So findet man in allen Arbeiten die Präsents von Demut und Achtung vor dem Leben. Ihre Arbeiten entstehen in einer beständigen Vertiefung mit Thema und/oder Technik. Die Drei forschen in die Tiefe, machen Erfahrungen, transformieren und erscheinen mit neuer Erkenntnis für unsere Welt wieder im Tageslicht. Die Besucher der Ausstellung dürfen sich dazu eingeladen fühlen Smartphone und Fernbedienung für einen Moment der Kunstkonfrontation auszuschalten.
Ort: Schillerstraße 35 in Bremerhaven-Geestemünde. Die Ausstellung ist geöffnet Fr. und Sa. von 15h bis 18h und So. von 11h bis 18h bis einschließlich 24.02.2013. Die Künstler sind zu diesen Zeiten anwesend.

Mittwoch, 6. Februar 2013

Inszenierung aus dem Elfenbeinturm versickert in Konzept und Theorie


Ulrich Gadau, Mira Tscherne, Sebastian Zumpe, Martin Bringmann, Michael Stumper
(Bremerhaven) Tolle Band, engagierte Schauspieler, ungewöhnlicher Spielort, dünne Story, bunte Farben, schwache Regie und reserviertes Publikum. So knapp könnte man es abtun. In der Alten Mensa der Hochschule Bremerhaven spielte vor ausverkauftem Haus das Stadttheater Bremerhaven „Fleisch ist mein Gemüse“ von Heinz Strunk.
Beginnen wir beim Publikum. Es ist immer wieder ein Rätsel wie die Norddeutschen reagieren. Während der Vorstellung gibt es bei einigen recht platten Witzen Gelächter. Wenn es zum Klatschen, Schunkeln, Chorsprechen animiert wird, macht es auch mit. Doch im Grunde ist es zurückhaltend, schaut nach einer Stunde auf die Uhr und grinst ehr müde als begeistert. Doch dann der Schlussapplaus: Nichtendenwollende Ovation, vereinzelte Zugabenrufe, aber es reicht nicht aus um jemanden von der Bank zu reißen. Es ist als wollten sie nun endlich die Beteiligung erleben die wie ein unausgesprochenes Versprechen im Raum hing, und auf der Bühne nicht eingelöst wurde. Das Publikum fordert seinen Tribut anstatt die Unterhaltung zu würdigen. Auch applaudieren will gelernt sein. Es ist eine qualifizierte „Gefällt mir“ Äusserung die es nur bei Life-Auftritten gibt. Ein kulturell vorbildlich erzogenes Publikum würde diesen einen Moment nutzen um ein Urteil zu fällen. Es könnte die Spreu vom Weizen unterscheiden und Buhrufe gezielt setzen, oder über eine ganze Reihe von Zwischenstufen in frenetischem Toben das Spiel mit der Bestnote auszeichnen. Doch in diesem Fall kann es nicht entscheiden, weil es das bekommt was man ihm berechtigt zumutet - banalen Trash.
Das Buch von Heinz Strunk „Fleisch ist mein Gemüse“ ist mit mäßigem Erfolg verkauft worden. Es zählt keinesfalls zur Literatur. Es kommt nicht annähernd an die Erfolge von Dora Held, Hera Lind, David Safier etc. heran. Die Geschichte hat einen Ausschlag von 1,3 auf der nach oben offenen Gefühls- und Werteskala. Die Gefühle eines früh bis spät Pubertierenden sind sicherlich wert besprochen zu werden. Das will niemand abstreiten. Aber sie einfach nur als Kulisse zur Selbstdarstellung heranzuziehen ist denkwürdig bis überflüssig. Schlimmer ist allerdings, dass der kulturell bestgefördertste Betrieb in der Stadt die schwache Story lediglich nachspielt. Wo ist der künstlerische Anspruch dieses Theaters? Wo war die Regie während der Inszenierung, Tim Egloff? Jedes Amateurtheater hat es begriffen, dass man nichts aus der Dritten Reihe sieht wenn auf gleicher Ebene gespielt wird. Wenn die gesungenen Texte mit Band-Begleitung etwas zum Stück beitragen, dann muss man technisch dafür sorgen das man irgend etwas davon versteht. Abgesehen von der Mutter (Sascha Maria Icks) und der Nachbarin Rosemarie (Kika Schmitz) sind die Charaktere ehr dürftig gezeichnet. Die Nebenrollen sind plakativ, ist okay, aber wie wenig scharf gezeichnet ist Heinz Strunk (Sebastian Zumpe) die Hauptfigur. Und das liegt nicht an Zumpe, das ist ein Resultat einer Nichtinszenierung. Statt dessen findet man einen ganzen Blumenstrauß Nebelkerzen: Ein Raum, wie für ein original Schützenfest dekoriert ist, nette bunte Lichterkette, Girlanden, Bierbänke (anderthalb Stunden Rückenqual) gut einstudierte Szenenwechsel, darauf geachtet, dass die Schauspieler auch immer schön brav in alle Richtungen sprechen, die Band setzt immer dann ein wenn die Spannung abfallen könnte. Das ist keine Regie, sondern spieltechnische Koordination.
Es ist auch Mal ein Gedanke an den, oder die Spielorte, geboten. Wenn ich es richtig verstehe, dann geht das Theater in den öffentlichen Raum um Theater vom verstaubtem Image zu befreien und es dem jüngeren Publikum schmackhaft zu machen. Der alte Trick wie in „Chinatown“ (kommt das Wasser nicht nach L.A., dann kommt L.A. zum Wasser; kommt das Publikum nicht ins…). Doch welche Qualität wird da ausquartiert? Etwa diese Pro-7-Niveau-Unterhaltung? Oder denken wir einmal zurück an die vernichtenden Kommentare im Gästebuch vom Pferdestall zum „Momo“. Auch Eldorado im ehm. Naber Hotel hat eine starke Ablehnung hervorgerufen neben den Lobgesängen einiger Zuschauer/Teilnehmer. Diese Schritte nach aussen wirken verkrampft, nachgemacht, leidenschaftslos, improvisiert; anstatt professionell und von hohem künstlerischem Wert.
Und dann ist da dieses Schauspiel Ensemble. Da ist Potential vorhanden, das noch lange nicht ausgereizt ist. Sebastian Zumpe spielt Saxophon, Andreas Heinrich Kerbs Posaune, das erleichtert die Besetzung enorm. Zumpe zeigte welche Ausdrucksmöglichkeiten er neben Schreien (Verbrennungen) noch so drauf hat, alle Achtung! Sascha Maria Icks kann mit ihrer Gesangstimme etwas erzählen, sie erreicht die Menschen im Herzen. Kika Schmitz als übergewichtige Nachbarin zeigte eine schauspielerische Höchstleistung. Auch die anderen sind motiviert und mit vollem Einsatz dabei. Und doch scheinen sie alle zu schwimmen, irgend wie in der Luft zu hängen, weil niemand sie zusammen geführt hat. Sie füllen die Konzepte eines anderen aus, und das gekonnt und mit Herzblut. Aber es sind eben nur Konzepte, Theorien, herunter gewunken aus dem Elfenbeinturm, und noch dazu oberflächlich und zusammengebastelt. Gerettet wird der Abend von der Band: Jan-Hendrik Ehler (Keyboards), Michael Stumper (Gitarre, Gesang), Ulrich Gadau (Bass, Gesang) und Joachim Remus (Schlagzeug). Die Musik macht Stimmung - keine Haken keine Oesen, gute Auswahl, animierend, Kniewippen, klatschbegeisternd. Einfach toll.
Mein Urteil lautet nicht vernichtend, es ist ein Ausdruck der Enttäuschung wie wenig künstlerischer Anspruch mit dem vorhandenem Potential umgesetzt wird. Wer nichts besonders oder neues erwartet und schon Mal 90 Minuten auf einer Bierbank sitzen möchte, kann es sich gerne anschauen. Eine weitere Egloff Inszenierung brauche ich erstmal nicht, soviel steht mal fest. Nächste Vorstellungen sind am 10., 19., 22., 27. sowie noch weitere im März 2013.

Montag, 4. Februar 2013

Faszination des Fremden - Zen-Gärten fotografiert


Umschlagsbild
(Wanna) In vielen Parks sind kleine Inseln japanischer Zen-Gärten angelegt. Es ist eine gänzlich andere Gartenbaukunst die ein geschultes Verständnis von der Natur voraussetzt und zu einem Naturerlebnis leitet, dass den Betrachter transformieren kann. Die Anlagen sind bis ins kleinste Detail gestaltet, basierend auf der Philosophie der östlichen Denkweisen. Die Kenntnis über Pflanzen, Steine, Gewässer dienen der Gestaltung von Landschaften - komponiert für den Lauf durch die Jahreszeiten. Oder: Ein Zen-Garten ist die kunstvolle Rekonstruktion der Natur durch Menschenhand.
Als Mensch, der in der westlichen Hemisphäre aufgewachsen und kulturell geprägt wurde, ist es nahezu unmöglich die Kunst der Zen-Gärten zu erfahren. Der Interessierte muss sich mit der Kultur Japans und dem Zen zumindest grundsätzlich beschäftigen. Denn ein Zen-Garten ist weder schön noch sauber angelegt oder gepflegt. Die Anlagen sind wachsende lebendige Bilder, deren Wandel durch die Jahre vorbestimmt und gepflegt wird. Nichts ist dem Zufall überlassen, und doch scheint es natürlich oder „zufällig“ zu wachsen.
Die Deutsche Verlags-Anstalt hat im vergangenem Jahr den Bildband „Der japanische Garten“ von Helena Attlee mit Fotografien von Alex Ramsay herausgebracht. ISBN 978-3-421-03840-1 Preis 49,99€. Nach einer Einführung von Attlee in der die historische Entwicklung der japanischen Gartenkunst beschrieben wird folgen die Vorstellungen von 28 Garten-Anlagen in Japan. Die 100 Fotografien von Ramsay sind überragende Kunstwerke die den westlich geprägten Menschen einen Einblick in die fremde Gartenwelt Japans ebnen. Er hat es verstanden die atemberaubende Schönheit „…des wabi-sabi, die Lehre von der Wertschätzung des Unvollkommenen…“ in seinen Fotografien einzufangen. Überall findet man die Dynamik von Entstehung, Dauer und Verfall. Die Freude über eine Knospe steht in Eintracht neben dem Verlauf eines Lebens mit seinen Eindrücken und Verformungen bis hin zum Verfall, dem unausweichlichen Tod. Schönheit in der Sinfonie dieses Dreiklangs ist exemplarisch bereits auf dem Umschlagsbild zu sehen. Die Blätter der Kirschblüten sind vom Baum abgefallen und sterben im Wasser das ständig in Bewegung ist. Während Attlee eine geschichtliche Beschreibung der einzelnen Gärten gibt fügt Ramsay Ansichten und meditative Aufnahmen hinzu.
Gartenfreunde und Liebhaber östlicher Kulturen werden eine helle Freude an diesem Band empfinden. Es ist darüber hinaus eine Inspiration für Gartengestalter, gerade in den Winter Monaten in denen man sich hierzulande auf die eigene Gartenarbeit einstimmt.

Sonntag, 3. Februar 2013

Trinkwasserrechteregulierung Europa


(Wanna) Mit der neuen Regelung der Rechte über Trinkwasser in Europa sind weitreichende Veränderungen zu erwarten. Ein Gut aus der Natur, das Niemandem besonders gehört, kann nicht produziert werden. Dadurch entstehen komplexe Rechtsverordnungen.
Angenommen die Privatisierung der Trinkwasserversorgung würde sich durchsetzen, und davon muss man wohl nach Portugal in allen europäischen Staaten ausgehen, dann muss auch geregelt werden, wo und wie die privaten Versorger das nasse Gut produzieren. Wasser ist dann kein Allgemeingut mehr. Da Wasser nicht produziert werden kann, eine bestimmte Menge Wasser befindet sich immer im physikalischen Kreislauf, ist es notwendig die Verfügbarkeit von Wasser zu regeln. Ich stelle es mir so vor: Der Niederschlag in jeder denkbaren Form muss den privaten Versorgern kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Dies ist natürlich eine Bringschuld. Hausbesitzer müssen dafür sorgen, dass ihr Oberflächenwasser nicht im Boden versickern kann, sondern durch die Kanalisation den privaten Versorgern zugeführt wird. Schnee und Eis müssen vor Ort eingeschmolzen werden. Um die Niederschläge aufzufangen können sie z.B. ihren Garten betonieren und äquivalent zur Dachabdichtung versiegeln. Zur Bewässerung ihrer Topfpflanzen können sie dann im Gegenzug Trinkwasser der Versorger beziehen. Wasser, das durch Kochen von Tee, Kaffee und anderen Heißgetränken sowie bei der Zubereitung von gegarten Speisen verdampft ,muss durch Kondensierungsschirme aufgefangen und abgeleitet werden. Die Klärung von Schmutzwasser obliegt selbstverständlich beim Verursacher. Jeder Bundesbürger, der in welcher Form auch immer, trinkbares Wasser verunreinigt muss eine ausreichend leistungsstarke Kläranlage betreiben. Ein gutes Mittel die Eigenverantwortlichkeit der Bürger für ihre Umwelt zu stärken!?!? Spucke, Schweiss und Tränen, der Trauer oder Freude (die dann wohl kaum noch zu erwarten ist), sowie Rotz aus der Nase sind mit geeigneten Textilien aufzufangen und durch Verdampfung und Klärung durch die eigenen Kläranlage gereinigt abzugeben. Das könnte das Ende von Papiertaschentüchern sein. Regenschirme werden verboten, weil sie das Wasser nur auf einen Umweg zum privaten Versorger leiten.
Öffentliche Brunnen werden abgeschaltet, Regenwassersammelanlagen, wie sie in jüngerer Vergangenheit zunehmend häufig gebaut wurden, müssen dann still gelegt werden. Die Rückhaltung durch Bunkerung von Trinkwasser durch Kanisterisierung in Behältern mit mehr als 0,5 Liter Fassungsvermögen wird verboten, und kann mit Freiheitsentzug geahndet werden. Der Eigenverbrauch wird nur dann genehmigt wenn der Verbraucher ein gewerblicher privater Versorger ist.
Über die Qualität muss dann nicht mehr diskutiert werden. Denn wenn private Unternehmen zum Zuge kommen gilt sowieso das Motto „sauf oder stirb“. Das triff natürlich vor allem diejenigen die nicht in der Lage sind den 4-fachen Preis für Wasser zu zahlen. Die Neuregulierung mit Privatisierungsdruck aus Europa ist ein weiteres Armutszeugnis der Europäischen Einheit. Es ist eine subtile Wirtschaftsförderung obwohl dafür kein Bedarf besteht. Es sei denn Raffgier könne ein Bedarf sein.