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Dienstag, 19. Februar 2013

Großer Premierenerfolg in privater Atmosphäre


Ensemble und Projektchor Stadttheater Bremerhaven
(Bremerhaven) Mit großem Applaus endete die Premiere Samstag am Stadttheater Bremerhaven von „Wie im Himmel“ einem Schauspiel von Kay Pollak. Eine bemerkenswerte Ensembleleistung flankiert von einer großen Anzahl lokaler Chöre schaffte berührende Momente.
Großes Theater entsteht immer dann, wenn eine Gemeinschaft die Form der kreativen Zusammenarbeit findet, wenn jeder seinem Platz einnimmt und zum Teil einer größeren Idee wird, die man als Einzelner nicht mehr überblicken oder ausfüllen kann. Das erfordert ein Mass besonderer Toleranz und Respekt. Werden diese Qualitäten freiwillig aufgebracht, dann geschehen Wunder im Theater; ringen sich die Beteiligten diese Qualitäten ab, dann sinkt zwar das künstlerische Niveau, aber es bleibt immer noch eine Arbeit wie aus einem Guss. Der Erfolg von „Wie im Himmel“ ist dem Abringen des Ensembles zu verdanken.
Die bewegend großen Momente entstanden durch den Projektchor und dem finalen Auftritt der zehn Chöre: ARS NOVA Obertonchor Brhv., Chorvereinigung Concordia Brhv., Church People Langen, Hand in Hand, Basdahl, Inspiration, Ev. Stadtkantorei Brhv., PopArt, Seaside Gospel Singers, Seniorensingkreis Langen und The Crocodiles. Hartmut Brüsch, dem musikalischen Leiter, ist es gelungen die ca. 200 Chormitglieder zu einer Einheit zu formen. Es sind die unaufdringliche Disziplin der Chöre, und die Harmonie im Gesang, die den tieferen Sinn des Stückes vermitteln.
Das Stück handelt von der Kraft der Musik, und wie sie auf die Menschen – mit all ihren Sorgen und Nöten – wirken kann, vorausgesetzt sie hören wirklich hin und finden den ureigensten Ton in sich selbst. Genau dies ist das Anliegen von Daniel, dem schwedischen Dirigenten der auf dem Höhepunkt seiner Weltkarriere an den Ort seiner beladenen Kindheit zurückkehrt. Dem Theaterstück ging eine Filmversion voraus bei der der Autor selbst Regie führte. Dramaturgisch hat das Stück in der Übertragung für die Bühne einige Federn gelassen. Charaktere wurden zusammen gestrichen und auf weniger Schauspieler verteilt. Dadurch verebbt die Vielfalt der kleinen bewegenden Geschichten der einzelnen Dorf- bzw. Chormitglieder. Ihre Geschichten werden zwar exponiert, verlaufen aber ungeklärt im Sande. Die Transformation des Protagonisten findet gar nicht statt, er stirbt einfach an TBC? Lungenembolie? jedenfalls spuckt er Blut. Da die Charaktere auf Abziehbildformat reduziert wurden und keine Wandlung durchlaufen, ist es eine weitere vertane Gelegenheit für das Schauspielensemble seine Fähigkeiten zu zeigen. Die Abwesenheit von verantwortungsvoller Regie wird an diesem Theater von Inszenierung zu Inszenierung deutlicher. Es kann nur auf Eigeninitiative zurück zu führen sein, dass Walter Schmuck den geistig behinderten Tore so spielt, dass der eine Welt über die Worte hinaus offenbart; oder dass Isabel Zeumer als Pfarrersfrau ihrem Mann nach allen Regeln der Kunst die Leviten liest, wenn sie ihm seine Bigotterie und das verlogene Christentum darlegt. Der Intendant Ulrich Mokrusch, der für diese Inszenierung verantwortlich zeichnet, kann sich dankbar und glücklich schätzen über so ein gut funktionierendes Ensemble zu verfügen.
Die Handlung endet mit der Teilnahme des Dorfchors an einem internationalem Wettbewerb in Wien. Auf der Bühne formiert sich der Projektchor mit den Schauspielern, und aus allen Saaltüren, auch vom Balkon, tauchen die anderen Chöre auf und stimmen mit ein. Das Stadttheater wird in diesem Moment zu einem erhabenen Klangkörper. Das Publikum gibt sich hin und erlebt tatsächlich die Kraft der Musik. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass mit dem letzten verklingenden Ton ein begeisterter Applaus einsetzt und gleich darauf die Menschen sich nach und nach erheben. Der Atem der Musik hebt sie aus den Sesseln. Kein Wunder. Denn die Zuschauer sind fast ausnahmslos Verwandte und Freunde der Akteure auf der Bühne plus Premierenabonnenten. Wie die Inszenierung sich durchsetzt werden erst die kommenden Vorstellungen mit mehr oder weniger neutralem Publikum zeigen. 

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