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Montag, 3. Juni 2013

Drittes Ego Zooming im TIF


Shang-Jen Yuan
(Bremerhaven) Zum Ende der Spielzeit zeigen die Tänzerinnen und Tänzer des Stadttheaters Bremerhaven ihre eigenen Choreographien im TiF, dem Theater im Fischereihafen. Dann kommen die Tanzliebhaber der Stadt auf ihre Kosten, ein Augenschmaus bei dem die Vielfältigkeit des Balletts gefällig ausgebreitet wird. Am Donnerstag hatte Ego Zooming im 3. Jahr Premiere. Es waren noch Plätze frei in den Reihen der begeisterten Zuschauer.
Müsste ich hinterher ein Thema für diesen Abend angeben, so wäre die Entscheidung leicht: Der menschliche Körper in seiner unermesslichen Vielfalt. Es drängt sich die Frage auf was Tanz eigentlich sei. Das Ego Zooming Ensemble präsentiert unaufdringlich einige Antworten. Die Tänzer sind dankbar, sich der Gnade bewusst das höchste Gut der Menschheit, seinen Körper, in aller Schönheit und unendlichen Wandelbarkeit zu zeigen. Ihre Körper sind federleicht. Ihre Skelette sind  biegsam und elastisch. Alle Körperteile wirken in Harmonie. Musik und Körper werden zur Einheit und gehen in dieser Einheit weit über Musik und Körper hinaus. Allein durchs zuschauen wird mir bewusst, wie viel mehr mein eigener Körper ist als Fleisch und Knochen, welche ich Tag für Tag durch die Gegend schleppe. Auch ich fühle mich federleicht und biegsam wenn mir hier und da ein Laut der Verzückung entweicht. Das muss man nicht fantasieren, es ist real, so real! Die Tänzerinnen und Tänzer zaubern diese Momente auf die Bühne für all die die gewillt sind sich mitreissen zu lassen, die offen und bereit sind den tieferen Sinn von Kunst zu erfahren: Transformation, Hoffnung und Reflektion.
Im Ballett Ensemble hat es einigen Wandel geben. Dadurch wird die Darstellungsvielfalt wie mit einer Frischzellenkur angereichert. Nicht nur dem Nordsee-Zeitungs Redakteur Loskant war zu Schwanensee aufgefallen, dass die Vanaev Choreographien in ihrer Darstellungsvielfalt zu erschöpfen drohen. Beim Ego Zooming III ragten vier Tänzerinnen und Tänzer heraus wie Leuchttürme in einer Neumondnacht. Louisa Poletti zeigt in ihrer eigenen Choreographie „My Little World“ einen spirituellen Bezug in fließenden Harmonien zu Musik von Radiohead. Lidia Melnikova´s Choreographie war eine erfrischende und clowneske Geschichte um „The Princess and the Pea“ die sie zusammen mit Kai Braithwaite spielte. Die jedoch schockierend interessanten Nummern wurden von den neuen Tänzern Oleksandr Shyryayev und Shang-Jen Yuan geboten. Shyryayev ist groß. Wenn er beginnt, weicht der Raum zurück um Platz für Oleksandrs Ausdruck zu schaffen. Er zeigt eine Poesie von einem Gedicht das niemand verstehen kann, nur erspüren, ahnen kann. Shang-Jen dagegen nutzt eine Kommunikation bei der Akteur und Betrachter in ihren Rollen klar aufgeteilt sind. Er gestaltet den Tanzboden mit einer Stellwand und Lichtprojektionen, die durch ihn Dreidimensionalität schaffen und in Frage stellen. Shang-Jen konstruiert ein Bild und lässt dann sein Publikum darüber reflektieren. Seine Choreographie hat eine geistige philosophische Ebene die fremd und ambivalent fesselnd wirkt.
Es gab filmische Gestaltung beim Ego Zooming III in diesem Jahr die hervorzuheben ist. Zwei Clips zeigten Ausschnitte aus den Probenprozessen. Intelligente und einfühlsame Kameraführung, sowie ein präzise gestalteter Schnitt gaben einen tänzelnden Einblick hinter die Kulissen. Ein weiterer Film  mit dem Titel „A Satisfied Mind“ Musik von Jeff Buckley ist Teil einer Choreographie Elizabeth Towles, getanzt von Michael Scicluna und Ensemble. Die Kombination von Filmsprache und Tanz ist sehr gelungen.
Der ca. zweistündige Abend mit einer kleinen Pause verging wie im Flug, Ein Flug wie auf einem Teppich aus Tausendundeiner Nacht. Langer, starker Applaus und befriedete Gesichter zum Schluss. Weitere Vorstellungen gibt es im Theater im Fischereihafen (TiF) am 23. + 24. Juni jeweils um 20:00. Karten gibt es unter 0471-49001 im Stadttheater Bremerhaven.