Jonas Vietzke, Helga Lauenstein © Jonas Wömpner |
(Hannover) Freund Hain, Gevatter Tod, die andere Seite oder wie Ludwig Hirsch sang: „Komm großer schwarzer Vogel, nimm’ mi fort von hier; am Ende des Lebens steht der Tod - die unausweichlichste Tatsache für jeden von uns. Können wir doch im Leben eigentlich jede Situation verhandeln, bestimmen, organisieren - nur beim Tod da sind wir machtlos. Vielleicht kommt daher die für manch einem beklemmende Angst vor dem letzten Gang. Doch wie man dem Tod begegnet oder gegenübersteht ist von Fall zu Fall verschieden. Das Theater in der Glocksee hat sich dem Thema angenommen mit der neuen Produktion „Freund Hain - Das Spiel des Lebens“ ein beeindruckendes Theater abgeliefert.
Der Raum ist festlich, wenn auch schlicht eingerichtet, in Schwarzweiß gehalten mit nur spärlichen Farbtupfern. Es ist der Moment einer Trauerfeier. Erinnern sie sich noch an die letzte Trauerfeier der sie beiwohnten? Der Gefühlsfächer ist bei diesen Gelegenheiten immer sehr weit aufgeschlagen. Von glatter Verzweiflung bis verschämter Schadenfreude kann man da alles erleben. Auf der theatralischen Trauerfeier an der Glocksee wird dem auf raffinierte Weise eine Bühne geboten, die mit viel Einfühlungsvermögen eine würdevolle, demütige, kurzweilige, kunstvolle Sicht auf das Unausweichliche wirft. Aus den schier endlosen Möglichkeiten wie man über den Tod nachdenken kann, hat das Ensemble 25 Szenen herausgearbeitet. Und der Unberechenbarkeit des Todes folgend, haben sie mit einem Trauer-Bingo eine Form gefunden diesen Abend zu gestalten. Jeder Teilnehmer/Zuschauer bekommt einen Bingozettel auf dem er ein von 25 Feldern markieren kann. Auf der Bühne werden dann aus einer Lostrommel die einzelnen Felder gezogen. So entsteht an jedem Abend eine völlig eigene Theatershow, eine Revue die es in sich hat. Pro Vorstellung kann man bestenfalls die Hälfte der möglichen Szenen sehen. Es lohnt sich also ein weiterer Besuch. Die Bandbreite der einzelnen Szenen ist der Hammer: von Klamauk über Wissenschaft, Literatur, und privates bis hin zu Religionen, Tanz, life Music, überraschend Nachdenkliches und vieles, vieles mehr, wird der Tod gründlich unter die Lupe genommen. Man könnte nun annehmen das dieses Thema mit einer gewissen Ambivalenz aufgenommen wird. Doch weit gefehlt: Das Licht im Saal ist immer so, dass sich keiner in seinem Sessel unbemerkt verkriechen kann, es aber auch gar nicht will. Ich habe selten in einem Theater so interessierte Gesichter gesehen wie an diesem Abend. Ein Publikum so involviert und im Herzen berührt zu erreichen ist dem Ensemble also hoher Verdienst anzurechnen. Vor allem schon deswegen weil der Abend zwar nach dem Zufall entstand und dennoch wie aus einem Guss zu erleben war. Also, wann haben sie sich das letzte Mal intensiv mit dem Tod beschäftigt und waren erleichtert, hatten ein Gefühl verstanden worden zu sein? Im Theater an der Glocksee ist das möglich am: 3., 5., 6., 13., 19., 24., 26. Und 27. April jeweils um 20:00.
Auf der Bühne sind zu erleben Uwe Dreysel, den sie auch fulminant am Klavier sehen können, Lena Kußmann, Helga Lauenstein und Jonas Vietzke, Regie führte Milena Fischer-Hartmann auf der Bühne von Birgit Klötzer und in den Kostümen von Hanna Peter sowie im Lichte von Kirsten Müntinga und Julia Schöneberger.
Karten: www.theaterglocksee.de
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