(Hannover) Am Anfang war der Geist über dem Wasser. Am Anfang vom BEST OFF FESTIVAL 2022 der Stiftung Niedersachsen ist die Vorstellung von I call it water #1 Spirit, dem ersten Teil vom Jahresprojekt des Theaters an der Glocksee.
Stellen sie sich einen Bachlauf in einer Auenlandschaft vor. Leise plätschert das Wasser weich durch eine schmale Niederung. Es windet sich um Baumwurzeln, springt über kleine Felsen, und dort wo sich der Bach weitet verschwindet er für kurze Zeit unter einen Moosteppich. Dann tritt er wieder sichtbar hervor und sammelt sich in einem Kiesbecken in dem die Forellen gegen den Strom stehen. Und das Wasser fließt weiter immer weiter. Alan Watts sprach davon in seinem Buch „Der Lauf des Wassers“. Es läuft in jede Senke bis der Raum ausgefüllt ist und erst dann fließt es weiter. Die Teilnehmer bei dieser Performance haben Kopfhörer bekommen und folgen der Stimme von Lena Kussmann, der Projektleiterin, wie sie eine nicht enden wollende Flut von Wissenswertes über Wasser erzählt. Ist so ein Punkt ausgefüllt, fließt es weiter zum nächsten. Es ist fundiertes Fachwissen, es sind Anekdoten, persönliche Berichte, Analogien, Geschichten aus der Kindheit. Man hört zu und wird zu Wasser. Man wird weich, neugierig, aufmerksam, folgt den einzelnen Gedanken und Bildern. Man taucht ein in die Welt des Wassers, und kann seinen eigenen Erinnerungen und Gedanken zum Thema folgen.
Wenn man ein Theater über etwas so gewöhnliches, so alltägliches wie Wasser macht, bedarf es einer Form die Interesse weckt, ein Behältnis welches ausgefüllt werden will. Der Ort ist so ein Behältnis. Eine große Halle auf einem verlassenen Gewerbekomplex. Oben am Kopf eines Silos prangt der verheißungsvolle Name des Vorbesitzers: Noah. Der Raum bietet viel Platz für die verschiedenen Stationen unter Berücksichtigung der Vorsichtsmaßnahmen bezüglich der Pandemie. Nein die Pandemie ist nicht vorbei, aber wir müssen weiterleben in dieser veränderten Welt. Und in dieser veränderten Welt gibt es immer noch die beklagenswerten Zustände von vorher die unsere Umwelt quälen. Auch das Thema Wasser ist davon betroffen. Doch hören wir an diesem Abend keine Anklage, kein Gejammere, keine politischen Parolen die unser schlechtes Gewissen anstacheln soll, nein, wir stehen und fließen mit den Tatsachen, den wissenschaftlichen Fakten, den persönlichen Erlebnissen die uns und unsere Beziehung zum Wasser bedeuten. Da sind kleine Experimente, spielerische Mitmachangebote, beeindruckende Bilder, kleine Texte, noch kleinere Objekte, Wasserproben, chemische Abläufe und und und. Nach zwei Stunden war es vorbei und ich hatte noch nicht einmal alle Stationen erreicht.
Weitere Vorstellungen zu denen die Teilnehmer gebeten werden unbedingt 2 Liter Leitungswasser mitzubringen sind am 6. Mai um 20:00 und am 11., 13., 14., 17., 19., Mai jeweils um 20:30. Der Aufführungsort ist die Industriehalle Bertramstr. 5D in 30165 Hannover (Hainholz). Tickets und Infos auf:theater-an-der-glocksee.de
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