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Montag, 24. Februar 2020

Hugo von Hofmannsthal - Eine Lebensgeschichte

(Wanna) Bei der Lektüre dieses Buches habe ich mich zig Mal gefragt was mich nur geritten hat eine Lebensgeschichte über Hugo Edler von Hofmannsthal zu rezensieren. Entsprechend lange hat es auch gedauert. Es ist das wohl zäheste Buch das ich gelesen durfte. Nicht enden wollende Zitate und 170 Seiten Anmerkungen darüber wer was über Hofmannsthals Schriften sagte. Meinungen die vom Autor Herbert Hömig in geschickter Weise aufbereitet wurden. So stellt er genügend Meinungen zusammen um auch Mal eine negative gelten zu lassen. Oder wertet die Meinungen in subtiler Weise, dass nur ein sehr aufmerksamer misstrauischer Leser die Manipulation bemerkt. Man kann diesen Meinungen blind vertrauen, dann braucht man das Buch nicht, oder man erarbeitet sich das Gesamtwerk Hofmannthals um sich ein eigenes Urteil zu schaffen, dann braucht man dieses Buch auch nicht. Und das ist am Ende vielleicht sogar die beste Entscheidung, man braucht dieses Buch wirklich nicht.

Ich erfahre also Seite für Seite, Hugo von Hofmannsthal sei ein sehr belesener Österreicher und entwickelte alle seine Werke aus schon bekannter Literatur. Ist das gut oder schlecht? Wenn er damit die Welt besser geklärt hätte als seine Vorfahren, dann wäre es doch lobenswert. Aber wie einige seiner Kritiker sagen, gab es für Hofmannsthal keine Zukunft und nur bedingt eine Gegenwart. Er war bemüht das Bestehende zu bewahren. Eine göttliche christliche Ordnung die auf der Erde durch Feudalismus realisiert wird. Aber diese Einsicht bietet der Autor Hömig erst nach über 300 Seiten von 437. Nur wer sich soweit durch diese bleierne Schuhsohle durchgebissen hat, wird nun mit der unsympathischen Seite des Edlen von Hofmannsthal bekannt. 


Ein sich langsam entwickelnder roter Faden ist seine strikte konservative Haltung. Eine enervierend ermüdende Unterhaltung alter weißer Männer, einschließlich der damit einhergehenden Frauenfeindlichkeit. Sie mündet dann fast schon wie ein Appendix in das Kapitel „Die Konservative Revolution“ derer Hofmannsthal ein überzeugter Vertreter war. Die Konservative Revolution ist unter anderem der Nährboden aus dem der Nationalsozialismus entstand. Das der Autor dieser Lebensgeschichte, die im christlich ausgerichteten Aschendorff Verlag 2019 erschien, nicht deutlicher Stellung bezieht, sollte man auch als Hinweis deuten welche Gesinnung Autor und Verlag vertreten. Ich frage mich ob nicht alles was Hugo von Hofmannsthal geschrieben hat ein bisschen zu sehr von Blut und Boden eingefärbt ist. Nun ist er 90 Jahre Tod und ich hätte mir gewünscht das niemand an ihn erinnert, und schon gar nicht in einer Zeit in der die kruden Rechten Gedanken auf ihrem Vormarsch sind.

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