© Björn Jansen (Peter Cieslinski, Andreas Haase) |
(Konstanz) Es war ein ausserordentlicher Theatergenuss zwei erfahrene alte Schauspieler auf der Werkstattbühne am Theater Konstanz zu sehen. „Stalin“ von Gaston Salvatore in der Regie von Lorenz Leander Haas. Es ist ein Stück über Macht, die von oben und die von unten. Und dann sieht man wie die Kraft der Beherrschung von einem zum andern wechselt. Stalin bestellt den Schauspieler Sager direkt von der Bühne, wo er König Lear spielte, zu sich. Stalin (Andreas Haase) beginnt mit kraftstrotzenden weite ausholenden Gesten ein hintergründiges Verhör. Sager (Peter Cieslinski) nähert sich unterwürfig und mit begründeter Angst dem Staatstyran. Doch ist die Unterwürfigkeit keineswegs Machtlosigkeit. Auch der Schauspieler, der soeben den wahnsinnigen König spielte, kennt sich aus im Machtgeplänkel. Und so kriecht der große Stalin Stück für Stück dem Sager auf den Leim.
Es war eine faszinierende Vorstellung wie die beiden Schauspieler in die gegensätzliche Position wandeln. Beide Charaktere haben eine komplexe Doppeldeutigkeit. Und mit jedem Satz blättert eine weitere Seite Durchtriebenheit ans Licht. Es ist nicht nötig das die Schauspieler einen erklärenden Blick seitlich ins Publikum machen müssen, nein sie spielen Angriff und Hintergrund, Verschlagenheit und Strategie in einem Zug. Und man ist gespannt was als nächstes passiert. In diesem vorsichtigem Vortasten um sich des anderen zu bemächtigen vollziehen die beiden eine nahtlose Wandlung vom alles beherrschenden Stalin zum zweifelnden Usurpator und vom andienenden Schauspieler zum die-Stirn-bietenden-Idealisten. Wer hier gewinnt der verliert auch. Wer über 10.000.000 Leichen geht, kann sich kaum am Ende Gewinner nennen. Und wer sich aufrecht erschießen lässt wohl auch nicht.
Ein paar verschiebbare Wände und einige Stühle bilden das Bühnenbild. Alles ist von Szene zu Szene in Bewegung und wandelt den Raum und die Zeit. Die Beleuchtung ist zurückhaltend, Zwischenmusik von Pussy Riot und der Text wurde auf ein knackiges dramatische Format eingestrichen. So entsteht eine Menge Freiheit für das Schauspiel.
Nächste Vorstellung Mi. 26.02. um 20:00 Theater Konstanz
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