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Montag, 18. März 2019

Der Weg zum Glück

© J. Landsberg
(Bremen) Es ist die Frage mit der sich wohl jeder beschäftigt, die Frage nach dem Glück und wie man es erlangt. Mit der neuen Tanz Produktion des Choreografen Samir Akika und Unusual Symptoms am Theater Bremen wird eine aussergewöhnlich deutliche Sicht auf das Streben nach Glück gerichtet. Eine turbulente Revue die sich immer um den Ausgangspunkt dreht, einer verzweifelten Suche gleich, und dann zum Schluss zu einer möglichen Antwort gelangt.

Diese Choreografie ist mutig. Nicht nur weil viele halsbrecherische Situationen darin erscheinen, sondern weil die Wahl der Ästhetik etwas so bestechend gewöhnliches hat. Man sieht eine Frau mit einem Staubsauger ganz konkret den Boden saugen. Ein Paar spielt so etwas wie sching-schang-schung, jemand liegt auf dem Rasen und blickt in den Himmel. Handlungen die so aus dem Leben gegriffen sind, dass eine künstlerische Gestaltung oder Überzeichnung zu fehlen scheint. Es ist als würde man einen Spiegel vorgehalten bekommen. Das Bühnenbild unterstreicht das noch einmal mit Kunstrasen und Gartenzaun, Sperrmüll und Mutterboden. Es schmerz schon fast zuzusehen, weil man in den zig Situationen die nach und nach ineinander übergehen, und so punktgenau wiedererkennbar sind, sein eigenes Bestreben auf der Suche nach dem Glück erlebt. Es ist ein schmaler Grad auf den uns Samir Akika hier schickt, ein schmaler Grad zwischen dem Gefühl ertappt worden zu sein bei der eigenen Gier nach Glück und grad noch darüber lachen zu können. Eine unermessliche Fülle verschiedener Aktivitäten prasseln aus diesem dynamischen Wirbel heraus. Und keine scheint auch nur annähernd eine Lösung auf die Frage zu bieten. „Will happiness find me?“ Aber seinen wir doch ehrlich: Warum sollte sich das Glück auf den Weg zu uns machen?

„Will happiness find me?“ impliziert ein vom Schicksal gesteuertes Phänomen. Es passiert oder eben nicht. Doch tatsächlich unternehmen wir alles nur erdenkliche um die Leere in uns zu füllen, das Vakuum das wir für das Glück bereithalten. Vielleicht glauben wir ja, dass wir uns irgendwie vorbereiten müssten um das Glück einzuladen: schöner aussehen, sportlich, reich, intelligent oder sonst was sein, geordnetes Zuhause, Gartenzaun, singen, chillen, schaukeln und wer weis was noch alles… Die auf der Bühne jedenfalls strampeln sich in allen erdenklichen Möglichkeiten, bis hin zur seelischen Erschöpfung, ab. Und in den Momenten der Erschöpfung tritt hin und wieder ein Augenblick der Kontemplation ein. Dem jeweiligen Augenblick nachspüren, ihm Raum geben, die Stille nicht füllen sondern aushalten. Diese Momente sind der Hoffnungsschimmer auf ein erfüllendes Ende, dem Eintritt des Glücks. Und ja, es gibt selbstverständlich große und kleine Glückserlebnisse. Und auf der Bühne sehen wir immer wieder krasse Überraschungen, die ich hier nicht verraten werde. Denn es sind wunderschöne Augenblicke wenn das gesamte Publikum sich erstaunt von diesen kreativen Wendungen mitreissen lässt. Und dann hat die happiness ihren Dienst getan. Also kann man dem Glück vielleicht doch den Boden bereiten?

Nun, es ist eine mutige Konfrontation, die man zu sehen bekommt. Weil sie auf so unverhohlene und direkte Art einen mit Scham verdecken Lebensbereich anspricht. Und natürlich ist hier die Kunst besonders gefragt auf sehr sensible Weise sich dem anzunähern. Diese Aufgabe hat das Ensemble wundervoll gemeistert. Denn die Arbeit wurde mit donnerndem Applaus belohnt.


Weitere Vorstellungen sind am 21.03., 13.04. und 21.04. www.theaterbremen.de

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