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Dienstag, 27. Januar 2015

Das Interview Von Theo van Gogh

von Friedo Stucke

(Cuxhaven) In Cuxhaven gibt es ein sogenanntes Bespieltheater, was so viel bedeutet, dass hier keine eigenen Produktionen statt finden. Die Landesbühne Niedersachsen Nord ist von Zeit zu Zeit Gast und auch z.B. das Tournee-Theater Landgraf, die Shakespeare Company Berlin und am Sonntag das Tournee-Theater Thespiskarren. Der Name ist dem ersten griechischen Tragödiendichter entnommen, der seine Stücke auf einem Theaterwagen aufgeführt haben soll. Die sozialen Bedingungen der Wandertruppen waren - wie auch ihr Ruf - äußerst schlecht. Diesen Vergleich muss man für die Vorstellung von „Das Interview“ nach dem Film von Theo van Gogh nicht unbedingt gelten lassen. Allerdings war die Begeisterung beim geduldigen Cuxhavener Publikum begründet verhalten. Die beiden Schauspieler, beide mit einer beachtenswerten Karriere, wirkten etwas verlassen auf der Bühne. Das war jedoch nicht den Schauspielern anzulasten, sondern vielmehr der etwas unbeholfenen Inszenierung von Jürgen Kloth.

Peter (Gregory B. Waldis), ein Politik-Journalist, soll aushilfsweise die Soap-Opera-Diva Katja (Julia Grimpe) interviewen. Er lässt sich diese Unterforderung deutlich anmerken. Damit drückt er sofort die Hochnäsigkeitsknöpfe bei Katja. Das Interview nimmt seinen verstocken Lauf und die beiden Protagonisten ätzen sich an. Nachdem sie sich über einer langen Reihe aufgesetzter Freundlichkeiten doch etwas besser kennen lernten, entdecken sie so etwas wie eine Gemeinsamkeit. Sie beide sind vernarbte Seelen. Doch eine Annäherung oder Verständigung kommt nicht so richtig in Schwung. Obwohl beide, die in der Öffentlichkeit ein Gesicht abliefern müssen, Schritt für Schritt ihr Geheimnis offenbaren, bleiben sie hinter ihren Masken reserviert zurück. Sie feilschen um das Vertrauen ihres gegenüber, denn ihr Wunsch sich einmal zu offenbaren ist stärker als die Angst vor der Offenheit.

Aus diesem Stück hätte man viel mehr machen können. Man hätte etwas über Menschen erzählen dürfen, die im täglichen Stress stehen der Öffentlichkeit ein Bild abzuliefern und wie sie selbst damit umgehen. Es wäre auch schön gewesen die Beziehungsfähigkeit und Sehnsüchte zu sehen. Manche Sachen können eben nicht mit Worten gesagt werden, man muss sie zeigen, und dafür muss man Schauspieler inszenieren. Das Cuxhavener Publikum spendete den Schauspielern dennoch einen ordentlichen Applaus.

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