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Samstag, 21. Februar 2015

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte

Good Luck by Sven Johne
(Oldenburg) Nach dem Wechsel in der Direktion am Edith-Russ-Haus, eröffnete gestern die erste Ausstellung „The Doubt of the Stage Prompter“ mit Werken von Jumana Manna und Sven Johne. Das erzählerische bindet die unterschiedlichen Arbeiten.

Dem Titel der Ausstellung liegt eine Situation vor: ein Souffleur zweifelt an der Richtigkeit des Textes, den er zu sprechen hat. Dieser grundlegende Zweifel, über Neugierde und Wissbegierde, gibt Platz für alternierende Geschichten, die Raum eröffnen wo Geschichte neu erzählt werden kann. Das Erdgeschoss ist mit einer diagonal durch den Raum gezogenen Wand aufgeteilt. Das gibt dem Kube eine lockere Aufteilung für die sechs jeweils für sich stehenden Arbeiten Sven Johnes. Dabei handelt es sich um vier Filme mit einer Länge von 6:20 bis 27:13 Minuten. In „Some Engels“ werden Schauspieler beim Casting gezeigt, die die Rede Friedrich Engels am Grab von Karl Marx halten sollen. Im kürzestem Film „Elmenhorst“ gehen zwei Männer - sie könnten Vater und Sohn sein - scheinbar am Meer spazieren. Doch dann sieht man die Kalaschnikow über der Schulter des Älteren. Mehrfach versuchen die beiden ins Gespräch zu kommen. Offensichtlich gibt es etwas wichtiges zwischen den beiden zu sagen. Neben den Filmen gibt es noch zwei Fotografien. Das eine „Good Luck“ zeigt einen Automaten in dem man für eine Münze eine Stoffpuppe gewinnen kann. Im Hintergrund spiegelt sich der Hafen von Lampedusa. Die Doppeldeutigkeit ist offensichtlich. So auch bei dem Paar „Carnival 1 + 2“ auf denen Stasiebeamte in der Verkleidung derer Berufsgruppen, die sie bespitzelt haben, eine Predigt geben bzw. sich gratulieren.

Im Untergeschoß befinden sich die Arbeiten von Jumana Manna, der 1987 in New Jersey geborenen, in Jerusalem aufgewachsenen Künstlerin. Es sind vier Filme mit einer Lauflänge von um die 20 Minuten, und drei im Edith-Russ-Haus gefertigte Skulpturen mit dem Titel „Unlicensed Porch 1 - 3“. In „The Umpire Whispers“ führt Manna ein Interview mit ihrem ehemaligen Schwimmtrainer. Darin untersucht sie in einer sehr persönlichen Geschichte die ausbeuterischen Beziehungen zwischen Alter und Geschlecht. Mit „A Sketch of Manners“ stellt sie einen Maskenball nach, den Alfred Roch 1942 ausrichtete. Die stillen Bilder zeigen in reduziertem dokumentarischem Stil mit Amateuren, Freunden und Familienmitgliedern dieses Event mitten im 2. Weltkrieg. Der Film „The Goodness Regime“, eine gemeinschaftliche Autoren- und Regiearbeit mit Sille Storihle, untersucht die Grundlagen, Ideologie und das Selbstbild des modernen Norwegens. Die Arbeit wurde in Norwegen und Palästina gedreht. Spielszenen die von Kindern dargestellt werden mit historische Tonaufzeichnungen zeigen fiktive dokumentarische Aufnahmen.


Die Ausstellung ist mit einem umfangreichen Infoheft, einem Katalog und Sonderveranstaltungen für ein inniges Studium der Arbeiten bemerkenswert kuratiert. Das neue Direktoren Duo, mit Edit Molnár und Marcel Schwierin, deutet auf den globalen Charakter von Medienkunst hin im Gegensatz zum internationalen, der sich auf die westlichen Einflüsse beschränkt.

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