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Donnerstag, 10. April 2014

Feininger und Kunitzberger - Abstraktionen der Wahrnehmung



Lyonel Feininger Schwarze Welle
(Emden) Die Kunsthalle Emden zeigt noch bis zum 11. Mai zwei Ausstellungen mit Werken von Lyonel Feininger und Hanns Kunitzberger. Vom Bauhaus-Künstler Feininger sind Werke ausgestellt die die Verbindung von Holzschnitt und Gemälde seines Schaffens zeigen. Scharfe Kanten, klare Formen und gegenständlich. Kunitzberger zeigt Bilder die den Grenzbereich von Gegenständen darstellen. Gegensätze? Nicht unbedingt. Beiden loten ihre Motive aus wie sie darzustellen seien.

„Das Geräusch von der bewegten See ist eine stete Begleitung, hinter den Dünen, und man hat das Gefühl, daß das Meer ein riesiges Lebewesen ist, das irgendwie für Abwechslung schon sorgen wird, wenn’s auch noch so trübes Wetter ist.“  L. F. aus Deep, 22. Juni 1928
Lyonel Feiniger - Gelmeroda 1920
Lyonel Charles Adrian Feininger wurde 1871 in New York geboren und starb dort 1956. Bevor erzu Holzschnitt und Malerei kam, war er als Karikaturist für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig. Wie in einem großen Schaffensrausch fertigte er in wenigen Jahren 320 Holzschnitte an. Von 1918 bis 1920 entstanden nahezu alle bedeutenden Drucke, die er nahezu alle selber herstellte. Die Technik des Holzschnitts lernte er autodidaktisch vermutlich angeregt durch seine Freunde Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel.
Immer wieder zieht er in die Gegend von Weimar, und immer wieder sind es die Motive der umliegenden Ortschaften: Gelmeroda, Niedergrunstedt, Possendorf, Zottelstedt u.a. Von der Kirche in Gelmeroda gibt es eine ganze Reihe Holzschnitte und Gemälde. In der Ausstellung kann man sehr schön nachvollziehen wie sich Feininger diesem Motiv nähert, es verändert und wie der Einfluss auf seine Malerei entsteht. Die Ausstellung stellt 60 Arbeiten auf Papier elf Gemälden gegenüber und macht Feiningers künstlerische Entwicklung augenfällig.
Lyonel Feininger - Ober-Reissen
Stets war das reale Naturbild Feiningers Inspiration. Jedoch wollte er das Gegenständliche in seiner Kunst nicht einfach wirklichkeitsgetreu abbilden. Vom Kubismus beeinflusst, setzte er das Seherlebnis durch geometrisch-kristalliner und abstrahierter Formen in Schwarz-Weiß-Kontrasten zusammen. Während die 1918 entstandenen Blätter überwiegend durch klare Helldunkel-Kontraste und eine dramatische Expressivität gekennzeichnet sind, zeugen die 1920 geschnittenen Motive oft von einer atmosphärisch beruhigten, lichtdurchfluteten Konstruktion.

Hanns Kunitzberger - Atelier
„Das Sichtbare ist nie der Gegenstand selbst, sondern immer nur seine Grenze.“ Hanns Kunitzberger
Durch den Physker Fritjof Capra wissen wir, dass die Gegenstände unserer Wahrnehmung im engeren Sinn Illusionen sind. Hanns Kunitzberger, auch ein Österreicher, 16 Jahre später geboren, im Jahre 1955, hat diese Illusionen auf Leinwand gebracht. Als man im Mittelalter die dritte Dimension in der Malerei entdeckte war das revolutionär. Mit dem sfumato Da Vincis verschmolzen die Übergänge zu einer Atmosphäre. Die Bilder Kunitzbergers haben Tiefe ohne geometrische Linien, und zeigen eine Atmosphäre die lebt und atmet. Es scheint als hätte er auch die nächste Dimension mit Farbe auftragen können, die der Zeit.
Die Formate sind meist groß. Auch wenn Gegenstände als Ausgangspunkt/Motiv gedient haben ist davon nichts mehr zu erkenne. Man muss sich von den Vorstellungen verabschieden wie wir Gegenstände wahrnehmen. Die Eigenschaften mit denen man sie beschreibt fassen nicht mehr. Die Bilder sind Farbnebel die in vielen vielen Schichten aufgetragen werden. Sie bilden eine Reflektionsfläche für den Betrachter über sein Verhältnis zu den Dingen.
Weitere Informationen: www.kunsthalle-emden.de

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