Inh. Friedo Stucke, Kastanienbogen 8 in 21776 Wanna  eigene.werte@t-online.de

Sonntag, 30. Oktober 2011

Heartliners bekommt ständig neue Fans!!!

Kundenrezension auf Amazon.de

5.0 von 5 Sternen Heartliners: Die halbe Wahrheit über Richard Loning (Taschenbuch)2. Oktober 2011
Rezension bezieht sich auf: Heartliners: Die halbe Wahrheit über Richard Loning (Taschenbuch)
INHALT:
Der junge und unbedarfte Richard Löning wird auf der Bühne des Dinkelsbühler Schauspiels quasi vom Fleck weg entdeckt und bekommt wenig später die Hauptrolle in einer romantischen Bestseller-Verfilmung.
An der Seite der anämischen Romanfigur Stella spielt er den sensiblen Zombie Roy, den Traum aller 13jährigen Mädchen und deren Mütter.
Der Film wird zum Kassenschlager und Richard über Nacht zum Star. Alles könnte so schön sein, wäre da nicht dieses unsichtbare Frettchen, das ihm ständig mit sinnfreien Kommentaren in den Ohren liegt, sowie seine Co-Darstellerin Julia, zu der er sich geradezu magisch hingezogen fühlt, obgleich er sie doch eigentlich gar nicht riechen kann.
Auch sein älterer Bruder Wolfram, ein narzisstischer Dramaturg und Frauenschwarm, macht Richard das Leben schwer.
Schnell fühlt sich Richard von den Mühlen Hollywoods zermahlen und gerät in eine tiefe Krise.
Der Roman "Heartliners - Die halbe Wahrheit über Richard Loning" bietet einen unterhaltsamen Blick hinter die Kulissen der Traumfabrik. Die Wirklichkeit beginnt jetzt!
Meine Meinung:
Edda Klepp, die 6 Jahre als Regieassistentin am Theater in Braunschweig und Münster tätig war, und deren Weg sie anschließend als freischaffende Regisseurin bis nach Tokio führte, entlarvt die Bretter, die die Welt bedeuten, bzw. deren Protagonisten als egozentrisch, oberflächlich und mit einem Hang zum Narzissmus.
Die Hauptfigur Richard Löning - der dringend einer besseren Haar- und Mundpflege bedarf - ist ein antriebsloser, von Ängsten geplagter Möchtegernschauspieler, der durch einen schlechten Witz des Schicksals zum Star wird. Sein Bruder Wolfram missgönnt ihm diesen Erfolg mangels eigener Erfolge. Und wer hat nicht auch Geschwister oder andere Verwandte/Bekannte, die einem den kleinsten Erfolg nicht gönnen oder mit Neid honorieren? Genau das macht dieses Buch so lebensnah und authentisch. Auch die Randfiguren wie die schleimenden Kollegen und der inkompetente Chef Wolframs kommen einem doch irgendwie bekannt vor. Ersetzen Sie einfach das Theater durch ihren Arbeitsplatz und schon haben sie sicher ein Gesicht vor ihrem geistigen Auge. Somit ist dieses Buch ein Muss auch für diejenigen, die nicht aus dem Umfeld eines Theaters stammen. Auch für diejenigen, für die Kunst von Können abstammt, und die nicht verstehen, was das soll, dass Schauspieler in einer modernen" Inszenierung, wie in Edda Klepps Buch beschrieben, in Neoprenanzügen über die Bühne rennen. Hier bekommt die Theaterwelt ordentlich ihr Fett weg! Aber nicht nur die Theaterwelt, sondern auch der derzeitige Vampir-Hype.
Das gesamte Buch strotzt nur so vor Ironie und Seitenhieben.
Der Lesefluss wird immer wieder durch Anspielungen auf Filme und Bücher, in erster Linie die Bis(s)-Saga, aber auch Harry Potter, Werner, Star Trek.., Einschübe mit nutzlosem Wissen oder durch direktes ansprechen des Lesers auf amüsante Weise unterbrochen. Dies wird auch in der Verwendung verschiedener Schriftarten und Schreibstile a la facebook" konsequent umgesetzt. (An dieser Stelle möchte ich einen Wettkampf vorschlagen, wer alle Buch/Film Anspielungen und Zitate findet und diese mit Seitenzahl belegt! ;- Besonders das unsichtbare Frettchen mit seinen frechen Kommentaren, das nur Richard sehen kann, rundet die Skurrilität der Geschichte ab.
Und mal ehrlich, wer hat nicht auch so eine Stimme im Kopf, die manchmal nervt? Sie nicht? Das sollten sie ändern!
Fazit: Gelesen, laut gelacht und daher 5 von 5 Zombies für dieses Buch! 

Inszenierung im "piccolo" setzt neue Massstäbe

(Bremerhaven) Zuhause lautet der Titel von drei Frauenmonologen die am 29.10.2011 im „piccolo teatro haventheater“ Premiere hatten. Heike Eulitz zeigt in kraftvoll gespielten Rollen drei recht unterschiedliche Frauentypen. Mit dieser Inszenierung und diesem Schauspiel wird ein Massstab für Bremerhavens Theaterlandschaft gesetzt.
Roberto Widmer, Intendant des „piccolo teatro haventheater“, kokettiert gerne damit ein Boulevard Theater zu leiten. Das Gegenteil hat er nun wiederholt bewiesen. Die Auswahl der Stücke die bisher gezeigt wurden sind von hohem Niveau. Sie sind immer nah an dem was die Menschen in dieser Stadt betrifft, und werden immer in einer anspruchsvollen Inszenierung gezeigt. In diesem Fall sehen wir die Regie von Angelika Zacek. Der erste Blick auf´s Bühnenbild verrät, dass hier mit sorgfältiger Hand gearbeitet wurde. Respekt vor der Aussage sowie Hingabe und Würde in der Darstellung müssen die Wertepfeiler gewesen sein. Der Bühnenraum ist mit frischer schwarzer Farbe gestrichen. Der Raum erscheint wie für dieses Stück und für dieses Publikum hergerichtet. In der Mitte ein Teppich der vor einer Papierwand endet. Rechts und links ein Umzugskarton, ein Stuhl und ein Requisit. Viel mehr Material werden wir nicht sehen. Das Stück lebt von der ausdrucksstarken Sprache der Autorin Ingrid Lausund, und vom energetischen und konzentrierten Spiel Heike Eulitzs.
Die erste Frauengestalt persifliert den oberflächlichen Typ. Nach Erich Fromm ist das die Habefrau. Sie hat dies und das, welches sie nur mit merkantilen Wertungen benennen kann. So zeigt sie den 10.000€ und die 18.300€ und macht es sich am Ende vor dem 16.500€ bequem und legt noch ein 100€ oder zwei nach. Obwohl alle Gegenstände von diesem Typ nur in Eurobeträgen genannt werden ist immer klar wovon sie spricht. Amüsant mit einem Zwinkern im Auge umgesetzt kann sich der eine oder andere dabei ertappten selbst in diesen Kategorien schon öfters gedacht zu haben. Aber hier kommt noch hinzu das es eine Frau ist die es spielt und eine Frau die es inszeniert hat was eine Frau über Frauen geschrieben hat. Das gibt der Aussage eine entwaffnende Note. Welcher Männerklub würde schon so freizügig über seine Laster schwadronieren. Ist es eine weibliche Stärke Dinge zur Sprache zu bringen, die für sie selbst unangenehm sind?
Die zweite Frauengestalt ist die große Leistung von Heike Eulitz. Sie spielt eine Tochter in einer kleinen Plattenbauwohnung. Sie ist Kellnerin, so Mitte 30 nahe ihrem Zenit. Hat sie in Karl, dem Mittelmäßigen, ihr großes Glück gefunden, oder ist es an der Zeit sich zu entschließen wie der Rest des Lebens aussehen soll/muss? Über die Jahre und vieler Umzüge begleitet sie ein Gemälde aus der Hinterlassenschaft ihrer Familie: „Das jüngste Gericht“. Das dicke Packpapier hat einen Riss bekommen und gibt den Blick auf die Posaunen frei. Aus diesen Posaunen sprechen nun die Stimmen der Vergangenheit zu ihr. Vor allem ist da ihre Mutter. Für viele Töchter die beladenste Beziehung im Leben überhaupt. Überall gibt sie einen Kommentar dazu, und meistens in verletzender Kritik. Ist da ein Kampf zwischen Töchter und Mütter, in dem die Mütter von ihren Töchtern erwarten sie würden all das leben was sie selbst nicht hinbekommen haben? Und umgekehrt, ist da die überspannte Selbsterwartung den Wünschen der Mütter gerecht zu werden um nicht als gescheiterte Frau dazustehen? Die Autorin hat hier intensiven Blick in die weibliche Seele genommen und diesen Blick in klaren Worten umgesetzt. Zu dem im Geist geführten Disput mit der Mutter gesellen sich noch andere Stimmen. Nebenstimmen oder -Charaktere die die Argumentationskette der Mutter unterstreichen oder aus der Tochtersicht untermauern. Ein in Gedanken geführter Dialog ist ein Monolog, ein Kreislauf, ein Teufelskreis. Da kann sie noch so viele Stimmen bemühen: Der Kunstprofessor, die Therapeutin, Jean-Pierre der Geliebte und Galerist, Che, Johannes der Täufer, Schwester Augusta, der Heilend, der Erzengel und, und, und. Bei dieser Frauenfigur läuft Heike Eulitz zur Hochform auf. Der ganze Bühnenraum ist voller Gestalten, dem Zwiegespräch der Stimmen ist leicht zu folgen und man kann in die tieferen Ebenen der Darstellung einsinken. Das ist Theater auf hohem Niveau, das ist komplexe Kommunikation kunstvoll mit theatralen Mitteln klar verständlich erzählt. Mit einem lang und anerkennenden Beifall wurde sie in die Pause entlassen. Für einen Moment schien das Publikum nicht mehr zu erwarten bis es das Intermezzo erkannte. Alle Achtung für diesen Erfolg schon auf halben Weg!
Nach der Pause die dritte Frauengestalt. Sie kommt herein mit einem Tee-Tablett. Glücklicherweise ist in ihrem Monolog nur noch die türkische Putzhilfe und deren Tochter  von dramatischem Belang. Denn diese Frau will es allen recht machen. Sie findet auch für alles eine Rechtfertigung ihrer Meinung, welche sie wie eine Fahne in den Wind hängt. Sie ist in der Seele aalglatt, gertenbiegsam, verständnisvoll und einfühlsam wie eine 17fach erleuchtete Buddha. Sie ist der Typ der sich jeder Anforderung zu stellen glaubt und irgend wann Krebs bekommt. Sie ist die Frau ohne einen Funken Persönlichkeit, die sich soweit zurück nimmt bis sie nur noch Schimmer und Schein präsumtiver Erwartungen ist. Sie ist die gesicherte Einnahmequelle der Psychotherapeuten, die Luftschlösser baut und sich so sehr damit identifiziert, dass Realität für sie zur Fiktion wird.
Diese drei Frauengestalten gehen unter die Haut. Heike Eulitz spielt mit Dynamik und Energie. Manchmal geht diese Kraft zu Lasten der feineren Mimik. Und wenn ich hier auch eine große Anerkennung ausspreche bleibt zu wünschen, dass sich die Gestalten in der poetischen Tiefe deutlicher von einander unterscheiden würden. Das bewegte und begeisterte Publikum zollte die Premiere mit einem schier nicht enden wollendem Applaus und forderte die Schauspielerin mehrmals zur Verbeugung auf die Bühne. Wenn man eine Ahnung davon bekommen möchte was Frauenpower sei, so sollte man unbedingt eine Vorstellung besuchen. 
Weitere Vorstellungen im „piccolo teatro haventeater“ am Sa. 5.11., Fr. 11.11., Sa. 19.11., Fr. 2.12., Fr. 9.12. und So. 18.12.2011 Kartenvorverkauf unter 0471-4838 777.