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Samstag, 21. Februar 2015

Das Brodeln unter der Grillwurstseligkeit.

Johannes Simons, Lena Schlagintweit, Aida-Ira El-Eslambouly,
Sven Brormann, Wolfgang Finck und Benedikt Keller © Landesbühne
(Wilhelmshaven) Der Mittelschicht aufs Maulgeschaut. So könnte man das Stück von Oliver Bukowski - Ich habe Bryan Adams geschreddert auf den Punkt bringen. Die Landesbühne Niedersachsen hat eine Komödie mit bissigem Humor präsentiert.

Bürger die einen Job haben von dem sie recht und schlecht ihren Lebensunterhalt bestreiten können, sind perfide Zeitgenossen die sich gegenseitig nicht die Butter aufs Brot gönnen. Vorne herum ganz freundlich und von hinten gibts die Intrigen. Auf Peukerts Sonnenwendfest mit Grillwurst und reichlich weicher Alkoholika trifft sich die Belegschaft incl. Chef Peukert. Ein Kollege der kürzlich für den Arbeitsmarkt freigesetzt wurde wird mit unterschiedlichen Gefühlen erwartet. Der Wein und das Bier lösen die Zungen und es wird nach und nach Tacheles geredet. Puh - da kommt so einiges heraus. Das alle weiblichen Kollegen mit dem jüngst gefeuerten in engerem Kontakt standen/lagen ist noch die am wenigsten überraschende Entdeckung. Der Sohn, Jannik beeindrucken dargeboten von Benedikt Keller, sprengt die nett tutende Runde und zieht damit nach und nach den Zorn der gesamten Gesellschaft auf sich. Das seine Mutter ihn als „kleines klugscheißendes Wikipedia Frettchen“ bezeichnet ist bei weitem noch nicht der Gipfel. Der aber kontert treffend, dass jeder „talentierte koreanische Praktikant“ die Arbeit seiner Eltern und Mitarbeiter ausführen könne.

Der Sprachwitz von Bukowski und seine messerscharfe Analyse des mittelschichtigen Bürgertums ist fantastisch. Die Arbeitskollegen hocken aufeinander wie die Hyänen und warten auf die Gelegenheit zum Mobbing, den verbitterten Kampf um Job und Karriere. Auch wenn die Karriere nur in ausgefeilten Bezeichnungen daherkommt wie Deputy Key Account Manager, was soviel bedeutet wie Sachbearbeiterin Buchhaltung. In der Gesellschaft passt nur einer nicht hinein, Sascha (Sven Brormann), der Freund den Paula mitgebracht hat. Auch er kein Senkrechtstarter hat doch zumindest als Aussenstehender den einen oder anderen konfrontierenden Einwand. Er wird natürlich von der Grillgesellschaft zum schweigen gebracht. Es sind die halb verschlungenen Sätze, die manchmal im Nachtreten rausgehauen werden, die mit eigenwilliger Wahrheit daherkommen.

Eigentlich müsste einem das Lachen im Halse stecken bleiben, weil man sich so oft selbst wieder findet. Ganz so streng ist es aber nicht. Es ist eine Komödie, und als Komödie kann man gerne einmal den Spiegel auf sich drehen.

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