(Wanna) Puh, - ich fand es zu Anfang etwas mühselig ins Buch reinzukommen. Es erschien mir irgendwie zu belanglos. Und dann sind da die Wiederholungen: Der Weg zur Eiche, der Hase, einzelne Vögel die er immer wieder antrifft etc.. Das schien mir schon etwas schwerfällig. Doch wer bin ich schon? Bestimmt nicht der ultimative Urteilsfäller. Denn es gibt ja immerhin viele Bücherfreunde daheim in ihren Lesesesseln. Nun, immerhin ist der Dumont-Buchverlag keiner der irgendetwas herausbringt wenn er nicht einen Sinn darin sehen würde, und sei es nur der merkantile. Und dann handelt es sich hier ja auch um eine 800 Jahre alte Eiche. Das ist eine verdammt lange Zeit. Acht Jahrhunderte! Dass es auf der Welt überhaupt etwas gibt, was so viele Jahre Frühling für Frühling neue Blätter aus den Knospen treibt und sie im Herbst jeweils wieder abwirft. 800 Mal! James Canton beschreibt nicht einmal ein Dutzend Besuche an der Eiche. Dann bezieht er schon andere, wesentlich jüngere Bäume (200 bis 300 Jahre) in seine Betrachtungen ein. Er klettert hinauf, versteckt sich oben im Geäst, übernachtet darin und blickt über die umliegende Landschaft. Er ist nur ein vorübergehender Gast der sich lediglich einige Jahre mit den Eichen beschäftigt. Er lebt mit den Bäumen, er wird Teil von ihnen, bekommt ihren Rhythmus und übernimmt deren Wahrnehmung. Jedenfalls so wie Menschen denken wie Bäume wahrnehmen.
Und beiläufig erzählt er etwas über die Tiere, Insekten, Vögel, Schlangen etc. Die alle im Kosmos der Eichen ein Zuhause gefunden haben. Das ist eine erstaunliche Menge. Viele von ihnen werden dort geboren, leben eine zeitlang in dieser Biosphäre um dann als Nahrung für andere Tiere zu sterben. Sie verlassen die Eiche nie. So langsam verstehe ich den Rhythmus des Buches. Zeit die man aushalten muss ist etwas was mit einer Eiche, einer alten Eiche, verbunden ist. Des Lesers Verortung in der Welt bekommt in Bezug mit so einem knorrigem Riesen eine ganz andere Wertigkeit. Das ist es auch was der Autor immer wieder bei dem Baum sucht. Analog seinen Platz im Gefüge seines Lebens.
Der deutsche Titel des Buches ist irreführend: Es geht nicht um die Biografie einer Eiche. Im Untertitel heißt es: Was alte Bäume uns lehren (wenn wir nur langsam genug zuhören) Es geht um Tagebuchnotizen und weitere interessante Nachforschungen. Im Original: The Oak Papers. Und genau das erfüllt das Buch voll und ganz. Wer schon das eine oder andere über Bäume, vor allem Eichen, gelesen hat, der wird auch an diesem Buch seine Freude finden. ISBN 978-3-8321-6661-8
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