(Wanna) Kleist - Leben und Werk, so der Titel von Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Krafts Buch über Heinrich von Kleist. Eine Biografie? Nein, ehr nicht. Die Beweggründe Kleists bleiben unangetastet. Spekulationen sind nicht das Feld des Autors. Er zieht seine Schlüsse zum Werk ausschließlich aus belegbaren Tatsachen. Kein Wort über eine evtl. Phimose. Gesundheitliche und seelische Einflüsse gehören für Kraft ehr nicht in das Reich von Fakten.
Wer war im Krieg mit wem und warum, in welchem Battalion mit welchem Offiziergrad und das alles mit Briefen, Drucksachen und weiteren Dokumenten belegt. Wieviel Geld hatte er von wem zur Verfügung, welche Stellen versuchte er aufgrund seiner hochwohlgeborenen Herkunft zu bekommen, welche Zeitungen und einzelnen Artikel gab er wann und wie heraus? Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Kraft fühlt sich als Gelehrter sicherlich der Genauigkeit verpflichtet, was auch für dieses Buch lobenswert ist, der Mensch Heinrich von Kleist allerdings verblasst hinter dem nahezu erdrückendem Geschichtscolorit. Die Geschichtsdaten, die sich leider hauptsächlich auf politische Umstände beschränken, lassen eine kulturelle und auch persönliche Sicht auf Heinrich von Kleist vermissen. Fakten wechseln mit belesenen und sehr persönlichen Deutungen einzelner Werke. Man sollte schon mindestens eine Gesamtausgabe von Kleists Werken gelesen haben um den hier ehr differenzierten Genuss zu gewinnen. Der Verlag kündigt das Buch als spannende Unterhaltung an, und dem möchte ich hinzufügen, diese Unterhaltung entfaltet sich vor allem in einer höher gebildeten Leserschaft. Denn viele Deutungen und Auslegungen sollten besser von einem erwachsenen Geist hinterfragt als konsumiert werden.
Ein wenig mehr lebendiges erzählen hätte diesem Buch zu einer große Empfehlung verholfen. Dennoch lesenswert erschienen im Aschendorff Verlag ISBN 978-3-402-00448-7
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