Inh. Friedo Stucke, Kastanienbogen 8 in 21776 Wanna  eigene.werte@t-online.de

Montag, 18. Februar 2019

Gescheitert in einer kalten Welt

Frank Auerbach, Max Roenneberg, Elif Esmen © Manja Herrmann
(Bremerhaven) Das Stück Extremophil zeichnet sich vor allem durch extrem viel Worte aus. Aber die Schauspieler haben sich die Anerkennung verdient, dass sie diese Wortwalze bezwungen konnten. Vor drei Jahren wurde das Stück von Alexandra Badea in Paris uraufgeführt. Drei Menschen beschreiben ihre Funktionen im Leben an denen sie scheiterten. Unglücklicherweise sind die drei Biografien kongruent mit Situationen die wir aus den Nachrichten und diversen Filmen zur genüge kennen. Und sei es drum, auch wenn der Text literarisch perfekt durchkomponiert ist, auf der Bühne wirkt er steif und ermüdend. Ein Sujet das vor drei Jahren aktuellen Reiz hatte, könnte man heute schon als einen Griff in die Mottenkiste betrachten. Das liegt vor allem daran, dass wir gesellschaftlich und politisch auf der Stelle treten. Oder könnte man konstatieren: Die totale Überwachung und Kontrolle von Staat und Wirtschaftsunternehmen, deren Höhepunkt nicht mehr so fern schein, führt zu einer anhaltenden Bewegung rechtspopulistischer Gesinnung? Derartige Gedanken tauchen jedenfalls auf wenn man auf die Inszenierung schaut.

Es wäre schön gewesen wenn dem Regisseur etwas eingefallen wäre um dem Text ein wenig Leben einzuhauchen. Doch seine Wahl fiel wohl ehr auf eine streng literarische Lösung, als darauf der Schauspielkunst zu vertrauen. Die Tiefen des Textes hat er offensichtlich nicht ausgeschöpft. So hinkt die Bühnenshow dem geschriebenen Potential weit hinterher. Dennoch gelang es jedenfalls Frank Auerbach, vielleicht in Eigeninitiative, seiner Figur in einen lebendig nachvollziehbaren Charakter zu verwandeln. So wurde zumindest aus dem Sprechtheater auch ein wenig Theater. Die Bühne nach hinten mit drei silber-blitzenden Lamellenwänden vor grell weissen Lampen, davor vier schlichte Bänke, gebaut in einem übertrieben robusten Stil so wie man Autobahntoiletten kennt. Hier trifft man eine kalte Welt die Vandalismus erwartet und daher Massnahmen  dagegen ergriffen wurden. Der Rhythmus der Beleuchtung unterstreicht es noch einmal: Dort wo monologisiert wird geht eine Lampe an, natürlich ohne jeden Farbfilter. Man muss sich fragen: Wenn so eine kalte isolierte Welt von der Mehrheit anerkannt wird, oder zumindest geduldet wird, ist es dann nicht auch gut so? Also wogegen sollte man sich nach diesem Text schon groß aufregen? Aber vielleicht ist gerade das die entscheidende Frage.


Die nächste Vorstellung findet am 22.02.2019 um 19:30 statt. www.stadttheaterbremerhaven.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen