Inh. Friedo Stucke, Kastanienbogen 8 in 21776 Wanna  eigene.werte@t-online.de

Freitag, 29. Juni 2018

Keramische Kunst mit kreativem Eigensinn

Isabell Kamp "Every time I reach for you I grab space
instead" © VG Bild-Kunst Bonn
(Oldenburg) Etwas ist immer gesagt wenn Menschen aufeinander treffen. Ob mit Worten oder Blicken oder, wie die Künstlerin Isabell Kamp im Pulverturm am dem 1. Juli zeigen wird, vor allem in der Geste, der unvermeidlichen Körpersprache. Zur Eröffnung der Ausstellung „Capriccio“ am Sonntag um 11:15 bei der Kamp anwesend sein wird, gibt die Kuratorin Dr. Sabine Isensee eine Einführung in die Arbeiten.

„Capriccio“ was auf einen krausen Kopf schließen ließe, einen Kopf der launenhafte, eigenwillige oder auch überraschende Gedanken birgt, kann hier als eine anregende Haltung zu Kommunikation verstanden werden. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Installation „The Conflict“. Hier geht es um Schutz und Verteidigung. Doch die einzelnen Keramiken sind fragil und können gebrochen werden, so wie der Mensch eben auch. Da sind ein Brust- und Rückenpanzer mit Lederriemen verbunden; die wirken als könne man sie wirklich in einer kämpferischen Auseinandersetzung anlegen. Doch schon der erste Hieb würde sie zerbrechen. Dieses Paradox wiederholt sich auch im Schild dem Helm und den Manschetten. Dazu kommt, dass die Teile mit einer Glasur überzogen sind die wie nackte schutzlose Haut wirkt. Die zum Schutz dienenden Elemente sind somit eine Wiederholung der Haut mit ihrer Schutzfunktion selbst. Das kann man als eine Rückbesinnung auf die ureigenen Möglichkeiten des eigenen Körpers verstehen. Oder anders gesagt: Wenn wir Konflikte mit martialischer Waffengewalt als Mittel der Verständigung zu lösen versuchen, warum nicht miteinander kommunizieren mit den Mitteln die uns natürlich zur Verfügung stehen? Das bringt mich dazu das Mobile aus Händen mit dem Titel „Every time I reach for you I grab space insead“ zu erwähnen. Fünf Hände mit unterschiedlichen Gesten schweben federleicht im Raum aufeinander zu und können sich dennoch nie erreichen.

Die Arbeiten von Isabell Kamp haben etwas von Hoffnung, Sehnsucht und Ausweglosigkeit. Sie zeigen beide Seiten der Medaille. Doch zeigen sie sowohl die Schwierigkeiten als auch die Möglichkeiten die in der Kommunikation liegen. Konflikt und Verständigung, Fürsorge oder Manipulation, Respekt oder Macht, Unterstützung oder Beherrschung. Hände, Münder, Arme, Finger oder Worte wie Schrotkügelchen - immer sind es Körperteile, einzeln isoliert zu betrachtende Teile und nie der ganze Körper. Und diese Körperteile wirken real, lebendig als würden sie atmen. Die Farbgebung, die Glasur, die intime Formgebung lassen einen Eindruck von abstossender Schönheit entstehen. Das Ambivalente ist immer mit dabei, die Spannung zwischen Beständigkeit und Zerbrechlichkeit, so wie die Kommunikation zwischen Menschen auch immer aus mitteilen und zuhören besteht. So sind die Keramiken von Isabell Kamp nicht nur Materie sondern fortgesetzte Reflektion, in Ton gebrannte Gestik die sich weiter bewegt.

Die Ausstellungsreihe „Keramik im Pulverturm“ zeigt junge Talente die durch überraschende Positionen beeindrucken. Die Ausstellung kann in der Zeit vom 1. Juli bis zum 12. August Fr. von 14:00 bis 17:00 und Sa./So. von 11:00 bis 17:00 besucht werden. Am Dienstag den 3. 7. findet um 10:15 eine kostenlose Führung mit der Kuratorin statt. Anmeldung bitte unter Tel.: 0441-235 2781. Weitere Führungen mit dem Kunstvermittler Dirk Meyer sind am 8.7. , 22.7. + 5.8. jeweils um 14:00. Zu diesen Führungen, die 3,00€ pro Person kosten, bedarf es keiner Anmeldung. Zur Ausstellung ist ein 80 seitiger Katalog mit vielen wertvollen Informationen erschienen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen