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Mittwoch, 29. Oktober 2014

Ganz schön gerissen!

Asger Jorn - La femme si pres
(Emden) Die einen kleben es `ziglagig übereinander, um den Konsumenten zum Kauf von Dingen zu verführen, ein Künstler reißt die Lagen en bloc ab, um sie zu decollagieren. Der Künstler ist, oder besser war, der Däne Asger Jorn, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Um seine Kunst einzuordnen ist es hilfreich zu wissen, dass er Gründungsmitglied der Gruppe CoBrA war. Der Name sollte in der namentlichen Ähnlichkeit zur giftigen Kobra die Progressivität verdeutlichen, mit der die Künstler der Gruppe gegen akademische und gesellschaftliche Normen arbeiteten. Und er war der Mitbegründer der Situationistischen Internationalen, einer linksradikal orientierten Gruppe europäischer Künstler und Intellektueller die in den 60er Jahren aktiv waren. Jorns ausgestellte Arbeiten entstehen also im Spannungsfeld zwischen Kapitalismuskritik aber auch der Ablehnung von sozialistischer Planwirtschaft. Anarchismus?

Asger Jorn - Cabri-Cobra
Künstlerisch beeinflusst war er z.B. von Max Ernst und Pablo Picasso, was man zweifelsfrei und offensichtlich erkennt. Bei den 58 ausgestellten Arbeiten handelt es sich um Collagen und Decollagen. Die Collagen klebte er aus gerissenen Papieren über- und nebeneinander zusammen. Bei den Decollagen löste er große Segmente Plakate mit bis zu 20 Schichten von öffentlichen Plakattafeln ab. Aus diesen Stücken riss er im Atelier größere und dickere Papierfetzen heraus, hob behutsam einzelne Schichten ab oder zupfte Papierstückchen heraus. Dann arrangierte er mit technischer Raffinesse und Könnerschaft die unterschiedlichen Fragmente neu und fixierte das Ergebnis. Zum Teil malte und zeichnete er noch in die Komposition hinein.

Durch die großzügige Schenkung Otto van de Loos, des Galeristen und Wegbegleiters Asger Jorns, verfügt die Kunsthalle Emden jetzt mit 15 Werken über die größte Anzahl von Jorn-Arbeiten in einem deutschen Museum.  In der Ausstellung werden auch weiteren 43  Werke präsentiert, die aus fünf verschiedenen Ländern, fast ausschließlich aus Privatbesitz, stammen.
Asger Jorn - Petite-tete-a-grand-air

Parallel zeigt die Kunsthalle Emden „Künstlerräume“ Die Sammlung im Fokus. Nahezu zeitgleich mit jeder Sonderausstellung wechselt die Sammlungspräsentation. Im diesjährigen Programm „Künstlerräume“ sind einzelnen Künstlern ganze Kabinette oder Säle gewidmet. Im Zentrum der Betrachtung stehen Gemälde und Papierarbeiten von Heiner Altmeppen, Miriam Cahn, Lovis Corinth, Emil Nolde, Franz Radziwill, Hanns Ludwig, Per Kirkeby, A.R. Penck, Heimrad Prem, Arnulf Rainer und Emil Schumacher. Zwei Bereiche sind den Malern gewidmet die nicht in der Sammlung vertreten sind: Jan Oeltjen und Frank Wiebe.


Die Sonderausstellung: „Ganz schön gerissen!“ Asger Jorns Collagen und Decollagen ist noch bis 18. Jan. 2015 zu sehen. Weitere Infos

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