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Freitag, 17. April 2015

Die Zeit der Kirschen

Lotte Rudhart + Julian Stierle © by Jörg Landsberg
(Bremen) Samir Akika zeigt mit Unusual Symptoms den Tanzabend „Zeit der Kirschen“ im Theater Bremen. Eine Hommage an den französischen Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur Jacques Tati, der mit nur fünf Filmen und einem nicht realisierten Drehbuch eine bedeutende Figur der Filmgeschichte war.

Tempo, Stil und Witz hätte man nicht besser von der Leinwand auf die Bühne bringen können. Es ist ein erfrischendes Bekenntnis zum Genre Film und zu Tati. Akika und Unusual Symptoms finden eine eigene Form, die sowohl erzählend ist und ebenso die non verbale Kommunikation von Film oder Tanz nutzt. Mit der Leichtigkeit des Slapsticks schwingt es von Szene zu Szene. Auf der anfangs fast leeren Bühne tauchen immer mehr Elemente auf, bis zum Schluss eine futuristische Villa mit Gartenanlage die gesamte Bühne einnimmt.

Frederik Rohn + Paolo Fosse © by Jörg Landsberg
Man muss kein Kenner der Filme Tatis sein um voll auf seine Kosten zu kommen. Cineasten werden allerdings sofort die Referenzen zu seinen Filmen erkennen. Es beginnt mit Tatis Alter Ego Hulot der sich durch die völlig irrsinnige Zuvielisation kämpft um eine Genehmigung von der Verwaltung zu erhalten. Dabei kommt er in Konflikt mit zukunftsweisenden Technik-Spielereien, die wir heute alle als Gott (?) gegeben hinnehmen. Kritik mit einem Lächeln die auch schon Mal eine direkte Verbindung mit dem Publikum herstellt. Mit hintergründigem Humor sprießen futuristische Blüten, erdacht in den 50er und 60er Jahren, die in ihrer Absurdität auch heute noch überraschen. In der bekannten Weise von Akika / Unusual Symptoms ist die life gespielte Musik ein wesentlicher Teil der Aufführung. Der dynamische Dialog zwischen Klangwelt (jayrope, Lotte Rudhart) und dem Ensemble lässt stimmungsvolle Welten entstehen, die zum Teil parallel spielen wie auf einem Split Screen.

Die Ferien des Monsieur Hulot, zeigt erstmals Tatis Alter Ego, einen liebenswürdigen Individualisten mit Hut, Trenchcoat und langer Pfeife, der in einem vergeblichen Kampf mit der modernen Zivilisation und deren Umgangsformen verstrickt ist. In dem Oscar nominierten Drehbuch kommen so gut wie keine verständlichen Dialoge vor. Zum einen gibt der Antiheld keine verständlichen Worte von sich, und zum anderen wollte Tati auf Hintergrundgeräusche nicht verzichten, weil sie als wesentliche Bestandteile der Umwelt unsere Gefühle beeinflussen.

Weitere Vorstellungstermine sind heute Abend um 20:00 Uhr, so wie am 26. 04 um 18:30 Uhr, 02.05. + 19. 05. jeweils um 20:00 Uhr.

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