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Montag, 13. April 2015

Vanaev - sportlich berauschendes Ballett

Louisa Poletti + Joshua Limmer "Die Vier Jahreszeiten"
(Bremerhaven) Mit dem Ballett Doppelabend am Samstag zeigte sich einmal mehr, wie gespalten das Publikum auf die Choreografien von Sergei Vanaev reagiert. Auf Adam Zero mit der Musik von Arthur Bliss folgten Die Vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi mit Solovioline von Lea Birringer als Gast. Birringer wird als „neuer Stern am Musikhimmel“ von der Presse gefeiert. Die hochausgezeichnete Geigerin zählt als vielversprechendes Talent ihrer Generation.

Ein wesentliches Element in Vanaevs Choreografien ist die Körperkraft. Ob es Posen sind in denen die Tänzer ihre Muskeln spielen lassen, oder ob es Gesten sind, in denen sie Körpergröße durch gewaltige Streckungen und schwingen der Arme erzwingen; dem feineren Beobachter wird auffallen, dass die Bewegungen mit sportlichem Ehrgeiz zu vergleichen sind, an Stelle von Anmut, Grazie oder gar Bedeutung oder Poesie, eine Körpersprache die Bilder beim Betrachter entstehen lassen könnten. Es wirkt bleiern, schwer und zwingt die Aussage hervor: Leben ist Kampf! - Ist dem so? - Etwas anderes hinterlässt eine gewisse Verstörung: Das ist die Harmonie von Tanz und Musik. Dieses Zusammenspiel ist nur schwer und in seltenen Momenten zu sehen. Zum einen sind die Abläufe so kleinteilig, fragmentarisch wie ein Morse Alphabet, nur das dieses Alphabet ein geheimes zu sein scheint. Andererseits gibt es größere aufeinander folgende Abläufe, die ein Eigenleben neben der Musik haben. Die Musik hat somit oft das Nachsehen, dass sie nicht mit der Choreografie mithalten kann.

Was so entsteht ist scheint wie eine Ästhetik mit ausgetüftelter Logik. Eine sportliche Energie geladene Präsentation physischer Beweglichkeit durch Muskelkraft. Ein Feuerwerk effektiver Ideen, das Dramaturgie gänzlich unter sich begräbt. Es zeigt den Spass an der Bewegung, am Körperlichen; den Rausch für einen Moment. Die Bühne des Großen Hauses im Bremerhavener Stadttheater bietet für diese Show die richtige Technik. Die Stimmungen der Szenen Ausleuchtung mit Farbe und Formen und die lautlose Veränderung von Bühnenelementen schaffen ein verzauberndes Gesamtbild.


Die einen sagen so und die anderen so. Während es signifikante Äusserungen gibt, die sich von der sportlichen Darbietung enttäuscht zeigen, gibt es eine nahezu tobende Fangemeinde die Bravorufe auf die Bühne schleudert. Sind es die Bildungsbürger denen die Kinnlade runterfällt, oder sind es übereifrige Jugendliche denen der Spass im Augenblick reicht um sich unterhalten zu fühlen? Das ca.  zu Dreiviertel gefüllte Haus zeigte sich jedenfalls deutlich kontrovers im Geschmack.

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