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Donnerstag, 22. März 2012

Slam-Poetry mit Sascha Mühlenbeck und Sebastian Hahn

(Bremen-Vegesack/Bremerhaven) Der Raum ist brechend voll, die Luft ist schneidend, ich kann die Tür nur einen Spalt öffnen und mich hinein zwängen. Die Hörer sitzen und stehen wo immer sie einen Platz fanden. Gegenüber der Tür sitzen Sascha Mühlenbeck und Sebastian Hahn an einem kleinen Tisch und lesen ihre Texte. Die Leute hängen an deren Lippen und durchleben jedes Wort. Spontanes Lachen unterbricht kurz, dann lauschen sie wieder. Die Bibliothekarin hatte Recht: Gehen sie nicht rein der Raum ist überfüllt. Welche Literaturform kann schon so viele Menschen in ihren Bann ziehen? 
Das Publikum erstreckt sich über alle Altersschichten. Schüler sitzen neben Greise und teilen die gleiche Begeisterung für die Poetry-Slam-Texte. In der Vegesacker Bibliothek ist es nur eine Lesung, eine Aneinanderreihung von sieben-Minuten-Texten. Beim Dichter-Wettstreit mit anderen Slammern werden die Texte gegeneinander vorgetragen und vom Publikum gewertet. Es ist also nicht nur der Wettstreit, sondern die Texte tragen allein. 
In dieser Literaturform werden unterschiedliche Aspekte erfolgreich miteinander in Verbindung gebracht. Die Inhalte sind anspruchsvoll. Es gibt den Science-Slam, bei dem komplexe wissenschaftliche Sachverhalte in kurze leicht verständliche Formen gebracht werden. Andere Texte sind philosophisch, oder haben ein fundiertes Soziologisches Fundament. Es gibt Texte die eine scharfe Beobachtung des Alltags oder Beziehungen von Menschen beschreiben. Dann wiederum sind sie politisch-kritisch ohne Propaganda zu werden oder Partei zu ergreifen. Fast allen Texten ist gemein dass sie leicht daherkommen, extrem ökonomisch verfasst sind, spontanen oder hintergründigen oder schwarzen Humor bieten und vor allem frei von jeglichem Geschwafel sind. Vielleicht ist gerade dieser Punkt das Erfolgsgeheimnis: Die Menschen sind es leid pseuso-diplomatisch zugetexted zu werden.
Die Lesung mit Sascha Mühlenbeck und Sebastian Hahn auf einem Samstagvormittag endet mit frenetischem Applaus. Einige Zuhörer erkundigen sich noch nach künftigen Auftritten. Manch einer will noch ein paar Worte mit diesen Poeten wechseln, den Moment des Erlebens hinauszögern. Ich sehe nur strahlende Gesichter.
Was macht den Reiz aus ein Poetry-Slammer zu sein? Es ist der Reiz, wie mir beide bestätigen, der Reiz ein Publikum zu begeistern und zu testen wie weit man seinem Geltungsdrang nachgehen kann. Es ist der Spass am Auftritt, am vortragen eigener Texte und dem direkten feedback. Die Slammer reisen viel in andere Städte. Dabei lernen sie andere Slammer kennen teilen Erfahrungen und inspirieren sich gegenseitig. Poetry Slam ist zwar ein Wettbewerb, aber der Sieg steht an zweiter Stelle. Slammer sind keine Konkurrenten. Es gibt einige die sind hervorragend gut und beliebt, da macht es allein schon Spass mit ihnen antreten zu können.
Am 29. März kommen Sascha Mühlenbeck und Sebastian Hahn zum ersten „Watt-n-Slam“ ins piccolo teatro haventheater in der Alten Bürger 200. „Watt-n-Slam“ wird vom Verein Theater Spielorte aus Wanna organisiert in Kooperation mit dem Kulturbüro Lehe, und wurde gesponsert von der Buchhandlung Mausbuch in Bremerhaven-Lehe. Der Beginn ist 20:00 Einlass ein Stunde vorher. Karten zu 8,00€ gibt es unter 0471-4838 777. Außerdem kommen noch aus Kiel die angesagten Slammerinnen Katharina Brutscher und Mila Müller, aus Bremerhaven Mathias Meier und aus dem Umland Niklas B. und Malte Möbius sowie noch weitere Könner des Fachs.

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