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Mittwoch, 1. Oktober 2014

Zuhause von Ingrid Lausund

Am 2. Mai 2014 hatten Birgit Corinna Lange und Friedo Stucke einen Auftritt im Kammertheater „Der Kleine Bühnenboden“ in Münster. Die nächste Vorstellung ist am 17. Okt. 2014 in den Seelandhallen in Otterndorf. Arndt Zinkant, Kulturjournalist aus Münster hat zur Vorstellung in Kammertheater die folgende Kritik geschrieben, die wir hier gerne veröffentlichen.
Zuhause – ein schönes Wort. Eins, das nach Geborgenheit klingt, nach einem Rückzugsort, den die Werbung uns mit unerschöpflicher Farbpalette schönpinselt. Aber wer Stücke von Ingrid Lausund kennt, ist darauf gefasst, dass die Autorin hinter heimeliger Fassade nach Rissen fahnden und das Zuhause ihrer Figuren als Neurosenherd entlarven wird. Das ist teils abgründig, teils traurig und oft saukomisch. Jedenfalls, wenn die Darsteller so viele Funken aus ihren Monologen (Auszüge aus Lausunds Sammlung „bin nebenan“) schlagen wie Birgit Corinna Lange und Friedo Stucke in Münsters Kleinem Bühnenboden. Friedo Stucke legt in der ersten Szene lässig vor. Als Strohwitwer hat er sein Zuhause ganz für sich – und schafft sich für einen Tag ein männliches Paradies, wie es klischeehafter nicht sein könnte. Da werden Fleischberge gebrutzelt, morgendliche Biere gekippt, und zwischen Steven Segals Knochenbrecher-Videos genießt Mann die Freuden der Onanie und ungestörte
Flatulenz. Boah! Birgit Corinna Lange (Bico La) kontert in der zweiten Szene mit viel subtilerer Weiblichkeits-Satire. Zuckersüß und affektiert verschönert sie als Luxus-Dame ihr Badezimmer mit Deko-Zeugs und edlem Badezusatz. Doch die (erotischen) Luxusträume driften immer mehr in ein Bedrohungsszenario von afrikanischen Flüchtlingen, die ihren Wohlstand stumm in Beschlag nehmen. Die Phantasie endet in einer Vision von Seenot und Ertrinken, die unter die Haut geht. Die nächste Frauenfigur ist eine bebrillte Hausfrauen-Karikatur, die Bico La saftig-süffig ausreizt. Da wird geträumt vom Auswandern, vom guten gerechten Leben – und alle Aggressionen muss am Ende der Staubsauger schlucken: „Friss Dreck!“ Genialer sprachlicher Kniff: Die Figur beschreibt ihr eigenes Tun nur mit endlosen Infinitiven. Und ruft beim Fernsehen keck: Zapp-zapp! Am Ende: Der alternde Mann und der Tod. Eine tragischer Erfolgsstyp, der doch nur ein Loser-Leben hinter sich hat. Und das „Zuhause“, das er sucht, ist die ideale Grabstelle. Traurig – aber bei Friedo Stucke doch irgendwie cool. Ein Theater-Abend mit Witz und Tiefe, der die Gäste begeisterte.
Tickets gibt es via online : Tickets Online oder unter 0171 - 333 54 96

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