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Donnerstag, 22. August 2013

Global denken - lokal handeln


(Wanna) Der Titel, Die große Volksverarsche, ist zu harmlos um den Inhalt von Hannes Jaenickes Buch auch nur annähernd zu beschreiben. Oder es gibt keinen Skandal mehr der uns Menschen ergreifen kann, so sehr ergreifen, dass wir in die Lage kommen betroffen zu reagieren um etwas verändern zu wollen. Wir sind gelähmt in Gleichgültigkeit. Wir sind müde von Fleischskandal zu Datenskandal zu Politikskandal usw. gejagt zu werden. Denn wir Konsumenten sind einfach nur Menschen die Leben wollen. Wir sind es Leid mit jedem Einkauf eine neue Verarschung zu erdulden. Vielleicht schlägt aber bald die Ohnmacht um in Wut. Dann raffen wir uns evtl. auf und ergreifen die kleinen Gelegenheiten mit denen uns der Protest gegeben ist, mit dem wir zum Ausdruck bringen können, wie sehr es uns anödet belogen, betrogen missachtet zu werden.

Hannes Jaenicke listet in neun Kapiteln auf wie Industrie und Medien uns zum Narren halten: Verpackungswahn, Banken, TV, Kosmetik, Energiewende, Bekleidung, Automobile, Medizin und Pharmaindustrie und zu guter letzt Weine. Im letzten Kapitel beschreibt Jaenicke, wir Konsumenten haben durchaus auch Mittel zur Hand uns zu wehren. Er stellt diesem Kapitel ein Zitat von Gandhi voran: "Die Menschen zögern oft, einen Anfang zu machen, weil sie fühlen, dass das Ziel nicht vollständig erreicht werden kann. Diese Geisteshaltung ist genau unser größtes Hindernis auf dem Weg zum Fortschritt, ein Hindernis, das jeder Mensch, sofern er nur will, aus dem Weg räumen kann."

Wir bekommen genau das was wir erwarten. Wir erwarten, dass wir verarscht werden und werden es. Dieses Buch aus dem Gütersloher Verlagshaus (ISBN 978-3-579-06636-3) ist aber vor allem für die unter uns geschrieben, die sich informieren wollen um die Erwartung zu formulieren wertvolle Produkte kaufen zu können. So findet man hier Informationen in Hülle und Fülle. Nicht nur die weiterführenden Webadressen um sich individuell zu informieren und Entscheidungen zu treffen ist ein großes Plus in diesem Buch, sondern die unmittelbare Darlegung von Umständen mit denen wir täglich beim Einkauf konfrontiert sind. Wenn in wenigen Wochen Wahl ist haben wir  alle die, wenn auch noch so kleine, Gelegenheit, unserem Unmut Ausdruck zu verschaffen. Die Probleme die Jaenicke beschreibt sind nicht unlösbar, sie sind vielmehr von wenigen unter uns gewollt.

Die Eingangs beschriebene Lethargie kann nach der Lektüre leicht überwunden werden. Jaenicke gibt allerdings keine Handlungsanweisungen, sondern schildert vielmehr dass man sich gegenseitig informieren und unterstützen - und mit kleinen Schritten für eine Verbesserung sorgen kann. Es ist ein Paradebeispiel für den Slogan: Global denken - lokal handeln.

Sonntag, 11. August 2013

Keilschrift, gedruckter Kodex bis zum eBook.


(Wanna) Die Zeit der leichten Urlaubslektüre ist bald wieder vergessen. Mit Beginn der Arbeit wendet man sich sachlicheren, ernsthafteren Themen zu. „Das Buch“ eine illustrierte Geschichte aus dem Gerstenberg Verlag (ISBN 978-3-8369-2697-3) ist dann genau der Titel der beides erfüllt. Vom ersten Code in Ton gedrückt bis zum eBook wird die gesamte Geschichte erzählt. In kurzen Essays mit 266 Illustrationen, davon 214 in Farbe, liefert der Autor Martyn Lyons einen Eindruck über alle wesentlichen Stationen die das geschriebene Wort bis heute ging. Es sind viele, sehr viele Stationen, so viele dass es nicht möglich war auf 224 Seiten zu sehr in die Tiefe zu gehen. Doch selbst mir als altem Büchernarren eröffneten sich hier und da noch Episoden aus der Geschichte, die mir unbekannt waren.
Allen Unkenrufen zum Trotz wird das Buch in seiner gebundenen Form weiter bestehen. Seit über zehn Jahren werden massiv Texte digital erfasst und in verschiedenen Formaten zum lesen angeboten. Doch diese Entwicklung konnte nicht annähernd dem Kodex seine Berechtigung streitig machen. Es ist wahrscheinlicher zu erwarten, dass die technische Entwicklung in ihrer Hast und revolutionärem Fortschritt, den Versuch das Buch abzulösen hinter sich lässt. Im Kapitel Wissen für alle gibt das Buch hierüber Auskunft.
Ein anderes Kapitel befasst sich mit dem Werdegang der Verleger die aus den Druckereien entstanden sind. Weitere Themen sind Buchkunst, Zensur, Urheberrecht, Enzyklopädien, die érsten Bestseller, der Wandel vom Sachbuch zur Belletristik, und natürlich die Entstehung und Entwicklung des Buchdrucks. 
Der Band ist eine Gelegenheit zum Einstieg in die Geschichte des Buches. Im Anhang findet sich ein Glossar und eine Bibilographie mit der man sich in der Thematik vertiefen kann. Es ist aber auch ein schönes Geschenk für Buchliebhaber die noch keinen Zugang zur Entwicklung dieses Mediums haben. Ohne die neuesten Entwicklungen zu übersehen schließt der Autor mit einer interessanten Zusammenfassung: „Wo kaum verlässliche Stromnetze existieren, kann das gute alte Buch all seine Vorteile ausspielen: Es ist tragbar, haltbar und wiederverwendbar, und es braucht weder Batterien noch Wartung.“ Und wenn es einmal „abstürzt“ hebt man es einfach wieder auf und ließt weiter.