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Montag, 3. Juni 2013

Drittes Ego Zooming im TIF


Shang-Jen Yuan
(Bremerhaven) Zum Ende der Spielzeit zeigen die Tänzerinnen und Tänzer des Stadttheaters Bremerhaven ihre eigenen Choreographien im TiF, dem Theater im Fischereihafen. Dann kommen die Tanzliebhaber der Stadt auf ihre Kosten, ein Augenschmaus bei dem die Vielfältigkeit des Balletts gefällig ausgebreitet wird. Am Donnerstag hatte Ego Zooming im 3. Jahr Premiere. Es waren noch Plätze frei in den Reihen der begeisterten Zuschauer.
Müsste ich hinterher ein Thema für diesen Abend angeben, so wäre die Entscheidung leicht: Der menschliche Körper in seiner unermesslichen Vielfalt. Es drängt sich die Frage auf was Tanz eigentlich sei. Das Ego Zooming Ensemble präsentiert unaufdringlich einige Antworten. Die Tänzer sind dankbar, sich der Gnade bewusst das höchste Gut der Menschheit, seinen Körper, in aller Schönheit und unendlichen Wandelbarkeit zu zeigen. Ihre Körper sind federleicht. Ihre Skelette sind  biegsam und elastisch. Alle Körperteile wirken in Harmonie. Musik und Körper werden zur Einheit und gehen in dieser Einheit weit über Musik und Körper hinaus. Allein durchs zuschauen wird mir bewusst, wie viel mehr mein eigener Körper ist als Fleisch und Knochen, welche ich Tag für Tag durch die Gegend schleppe. Auch ich fühle mich federleicht und biegsam wenn mir hier und da ein Laut der Verzückung entweicht. Das muss man nicht fantasieren, es ist real, so real! Die Tänzerinnen und Tänzer zaubern diese Momente auf die Bühne für all die die gewillt sind sich mitreissen zu lassen, die offen und bereit sind den tieferen Sinn von Kunst zu erfahren: Transformation, Hoffnung und Reflektion.
Im Ballett Ensemble hat es einigen Wandel geben. Dadurch wird die Darstellungsvielfalt wie mit einer Frischzellenkur angereichert. Nicht nur dem Nordsee-Zeitungs Redakteur Loskant war zu Schwanensee aufgefallen, dass die Vanaev Choreographien in ihrer Darstellungsvielfalt zu erschöpfen drohen. Beim Ego Zooming III ragten vier Tänzerinnen und Tänzer heraus wie Leuchttürme in einer Neumondnacht. Louisa Poletti zeigt in ihrer eigenen Choreographie „My Little World“ einen spirituellen Bezug in fließenden Harmonien zu Musik von Radiohead. Lidia Melnikova´s Choreographie war eine erfrischende und clowneske Geschichte um „The Princess and the Pea“ die sie zusammen mit Kai Braithwaite spielte. Die jedoch schockierend interessanten Nummern wurden von den neuen Tänzern Oleksandr Shyryayev und Shang-Jen Yuan geboten. Shyryayev ist groß. Wenn er beginnt, weicht der Raum zurück um Platz für Oleksandrs Ausdruck zu schaffen. Er zeigt eine Poesie von einem Gedicht das niemand verstehen kann, nur erspüren, ahnen kann. Shang-Jen dagegen nutzt eine Kommunikation bei der Akteur und Betrachter in ihren Rollen klar aufgeteilt sind. Er gestaltet den Tanzboden mit einer Stellwand und Lichtprojektionen, die durch ihn Dreidimensionalität schaffen und in Frage stellen. Shang-Jen konstruiert ein Bild und lässt dann sein Publikum darüber reflektieren. Seine Choreographie hat eine geistige philosophische Ebene die fremd und ambivalent fesselnd wirkt.
Es gab filmische Gestaltung beim Ego Zooming III in diesem Jahr die hervorzuheben ist. Zwei Clips zeigten Ausschnitte aus den Probenprozessen. Intelligente und einfühlsame Kameraführung, sowie ein präzise gestalteter Schnitt gaben einen tänzelnden Einblick hinter die Kulissen. Ein weiterer Film  mit dem Titel „A Satisfied Mind“ Musik von Jeff Buckley ist Teil einer Choreographie Elizabeth Towles, getanzt von Michael Scicluna und Ensemble. Die Kombination von Filmsprache und Tanz ist sehr gelungen.
Der ca. zweistündige Abend mit einer kleinen Pause verging wie im Flug, Ein Flug wie auf einem Teppich aus Tausendundeiner Nacht. Langer, starker Applaus und befriedete Gesichter zum Schluss. Weitere Vorstellungen gibt es im Theater im Fischereihafen (TiF) am 23. + 24. Juni jeweils um 20:00. Karten gibt es unter 0471-49001 im Stadttheater Bremerhaven.

Montag, 27. Mai 2013

Der nackte Wahnsinn amüsant gespielt


(Bremerhaven) Die Theatertruppe „Markant“ hatte am Samstag Abend Premiere mit der Posse „Pension Schöller“ in der Storm Deel der Theo Lutherstraße 7.  Trotz Mega-Fussball-Ereignis fanden sich viele Zuschauer in der Aula der Theo ein.
Ensemble "Markant" und Regisseurin Anke Hempel
Die Inszenierung von Anke Hempel zeigte ein turbulentes Spiel der beliebten Spielvorlage von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby welches bereits 1890 uraufgeführt wurde. Die Autoren, mehrere Jahre aktiv im Mainzer Carneval-Verein, schrieben ein pointiertes Stück. Wenn es den Amateuren von Markant vielleicht manchmal auch an Präzision fehlte, so glichen sie dies durch Spieleifer und Zusammenspiel aus.
Der Neffe Alfred Klapproth (Nils Richter) will ein Cafe eröffnen und benötigt dazu eine Kapitalspritze von seinem Onkel Philipp Klapproth (Wolfgang Martens). Er wird dabei von seiner Tante Ida Klapproth (Johanna Zimnik) unterstützt. Doch der Onkel knüpft eine Bedingung an den Kredit: Sein Neffe soll ihm dabei behilflich sein eine Nervenheilanstalt kennen zu lernen. Wie geschaffen dafür ist die Pension Schöller, in der sich die schrägsten Charaktere der Stadt einquartiert haben. Da ist der Prof. Bernhardy (Steve Böker) der mit Safari-Erlebnissen prahlt, die poetisch-prosaisch überdrehte Schriftstellerin Josephine Zillertal (Christiane Seeliger), der in seinen Kriegserinnerungen zirkulierende Major von Mühlen (Ruth Taylor). Die Pensionswirtin Frau Schöller (Johanna Zimnik) sorgt sich um ihren Mann Eugen (Britta Dunzik) und um ihre Tochter Franziska (Jordes Jeser) die doch nun endlich unter die Haube muss. Nachdem sich die schrägen Vögel, äh Pensionsgäste, beim Onkel vorgestellt haben nimmt das Schicksal seinen Lauf. Im letzten Akt treffen sich alle auf dem Gut Klapproth in Kyritz und bringen den Onkel in doppeldeutiger Bedrängnis.
Markant besteht aus jüngeren und älteren theaterbegeisterten Amateuren die schon über zehn Jahre oft und in wechselnder Besetzung in Bremerhaven und darüber hinaus aufgetreten sind. Mit einfachen Mittel wie z.B. simplen Paravents und minimalsten Requisiten haben sie eingängige Charaktere entworfen die durch die bunten Garderoben unterstrichen werden.
Weitere Vorstellungen sind für den 29.05. + 31.05. + 01.06. + 05.06. jeweils um 19:30 Uhr und am 02.06. um 16:00 Uhr vorgesehen. Karten gibt es an der Abendkasse oder können im Kulturbüro Bremerhaven bestellt werden: 04706 - 1386

Montag, 20. Mai 2013

Theatergruppe „Markant“ spielt „Pension Schöller“


(Bremerhaven) Die Posse „Pension Schöller“ von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby ist seit seiner Uraufführung 1890 eine beliebte Spielvorlage für Berufs-, Amateur- und Schülertheater. Im Mittelpunkt steht der wohlhabende Gutsbesitzer Klapproth, dessen innigster Wunsch es ist, einmal eine Nervenheilanstalt von innen kennen zu lernen. Sein Neffe, der dringend Geld für die Gründung eines Künstlercafés benötigt, beschließt zusammen mit seiner pfiffigen Freundin, den Wunsch des Onkels Wirklichkeit werden zu lassen, indem sie die etwas exzentrischen Gäste der „Pension Schöller“ als „Irre“ ausgeben. Es kommt zu einer ganzen Reihe von Situationen absurder Komik, die ihren Höhepunkt erreichen, als die Pensionsgäste, wie Klapproth meint, aus der Heilanstalt „ausgebrochen“, in seinem friedlichen Gutshof einfallen. Schließlich muss er erkennen, dass er das Opfer einer Intrige geworden ist.

Die Theatertruppe Markant ist eine Gruppe jüngerer und älterer Theaterbegeisterter, die seit mehr als zehn Jahren ernste und heitere Stücke zur Aufführung bringt, so u. a. eine Bearbeitung von Goldonis „Mirandolina“, Borcherts „Draußen vor der Tür“ und zuletzt 2012 Wilders „Wir sind noch einmal davongekommen“. Auch bei der „Langen Nacht der Kultur“ und beim Lichterfest im Speckenbütteler Park haben Mitglieder  der Gruppe mehrmals mitgewirkt. Seit einigen Jahren finden die Proben und Aufführungen in der „Theo“ statt.

Die Premiere von „Pension Schöller“ in der Regie von Anke Hempel ist am 25. 05. 2013 um 20 Uhr in der Aula der Theo, Lutherstr. 7, 27576 Bremerhaven. Karten für 7 €, erm. 5 € gibt es an der Kasse.

Sonntag, 12. Mai 2013

Friedrich Hebbels Maria Magdalena in Bremerhaven


(Bremerhaven) Nahe an der noch nicht erfundenen Gattung „Hörspieltheater mit Symbol-und Zeichensprache“ hielt gestern Abend im Stadttheater Bremerhaven Thomas Oliver Niehaus´Maria Magdalene Premiere. Mit dem bürgerlichen Trauerspiel wurde zumindest der Bildungsauftrag, mit der in Deutschland als minderwertig geltenden Pädagogik, erfüllt.
Minimalkonsens - die Geschichte: Klara (Meret Mundwiler) hatte ersten Sex mit Leonhard (Andreas Möckel). Der wird aber erst von ihrem Vater Anton (Kai Krause) akzeptiert wenn er einen Job hat. Aber Leonhard ist viel mehr hinter der Mitgift her als hinter Klara. Als er erfährt, dass es gar keine Mitgift gibt, lässt er Klara fallen wie eine heiße Kartoffel. Mittlerweile hat er auch schon mit der Tochter des Bürgermeisters eine lohnenswertere Partie am Haken. Antons Sohn Karl (Martin Bringmann) wird falsch verdächtigt Juwelen gestohlen zu haben. Als der Haftbefehl vollstreckt wird, erleidet die Mutter (Isabel Zeumer) einen Herzstillstand und stirbt. Anton ist mächtig enttäuscht. Sohn ein Lump?! Frau Tod?! Freier verpisst sich?! Alle Hoffnung liegt nun auf der Tochter, sie solle ihrem Vater nur ja keine Schande machen. (Doch wir wissen was er nicht weis; sie ist schon schwanger) Doch er verlangt dass sie in die Hand der sterbenden Mutter schwöre, sie werde ihm keine Schade bringen. Klara, in aufrichtiger Loyalität, ist zerrissen zwischen Vater (der widerum schwor sich zu töten falls sie Schande über ihn brächte), Friedrich (Walter Schmuck), (Den Burschen den sie wirklich liebt) und Leonhard (welcher ihre Ehre retten könnte) der sie doch heiraten möge nach dem sich zeigte, dass Karl unschuldig am Juwelenverlust ist. 
Klara ist die einzige die kein eigenes Leben hat. Sie ist nur der Katalysator für die Erfüllung der Leben der Männer, einer Spezies die so unselbständig ist, das sie ohne die Stütze durch christlichen Glauben und der durch Heirat verpflichteten häuslichen Küchenhilfe nicht existieren kann.
Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Klaras Bitte an Leonhard wird mit aller Härte abgelehnt. Friedrich stellt Leonhard zum Duell. Und Karl will nach der U-Haft nun zur See fahren und dort sein Glück, und vor allem die Befreiung vom väterlichen Elternhaus suchen. Am Ende verliert der Patriarch alles. Hebbel war eben auf seine Art schon ein fortschrittlicher Geist (UA 1846).
Minimalbewegung und Zeichengeunkel: Sprechtheater muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass die Schauspieler sich nicht bewegen dürfen. Es bedeutet vielmehr, dass sie durch die Bewegung ihres Körpers eine Kommunikation üben die dem gesprochenen Wort einen Sinn gibt der weit über das Wort selbst hinaus geht. Durch das Spiel der Mimen werden mehr als nur der Gehörsinn an der Wahrnehmung beteiligt. Doch das ist hier nicht gegeben. Allein Kai Krause versteht es mit Bravour dem Wort eine Bedeutung beizugeben. Auch er ist in seinem Bewegungsstil ganz ruhig, schreitet mit wenigen Schritten über die Bühne macht mal hier und da eine Drehung, alles abgesprochen, abgezählt und auf den Punkt genau. Doch Krause fügt eine sehr wichtige Sache hinzu: Er lässt die Worte wie einen lebenswichtigen Atem durch seinen Körper wandern, und wenn sie die Lippen verlassen spürt man jede Regung die dieser Atem im Vater bewirkte. Krause kommuniziert mit mehr als einem Sinn. Er macht uns im Theatersessel betroffen, wir fühlen mit ihm. Warum sehen wir das nicht bei Meret Mundwiler in der Verkörperung der Klara? Klara ist die Heldin dieses Schauspiels!
Man darf nun nicht davon ausgehen das sich nichts auf der Bühne bewegt. Keineswegs. Da ist eine organisierte Dynamik zu erkennen. Das Bühnenbild hauptsächlich bestehend aus einem Baugerüst (was mag das wohl bedeuten?) wird beklettert - rauf und runter. Warum??? Vielleicht um dem Auge des Betrachters etwas Bewegung anzubieten - damit er nicht einschlafen möge? Dynamik durch Spannung tritt auch auf: Klara fällt bei einem ihrer Gänge fast von der Treppe weil Andreas Möckel ihr keinen Platz ließ. Ein Schreckens „Ach!!!“ ging durchs Publikum. Sind das die Methoden um ein Publikum bei der Stange zu halten? Oder ist es die Zeichen- oder Symbolsprache die allerorten erscheint? Z.B. Oben am Gerüst ist ein Richtkranz, oh was mag das bedeuten,? Auf dem Gerüst oben links ist ein blauflackerndes Licht, uuh ein technischer Defekt oder Mystik? Der weiße Gehrock von Leonhard ist ganz verstaubt auf einer Seite, ist das Dreck auf seiner Weste? Der Gerichtsdiener tritt mit E-Gitarre auf, was bedeutet das nun schon wieder? Die Tote Mutter tritt auf und spricht sogar - aus dem Grab oder ins Gewissen - man weis es nicht. Wolfram, ein Mann, wird von Kika Schmitz dargestellt, ein Hinweis auf die weibliche Seite des (Neben)Charakters?
Der Bewegungsminimalismus wird so weit getrieben das nicht einmal eine Pause möglich ist. Hitchcook hat uns anderthalb Stunde zugestanden als Zeiteinheit für eine Blasenfüllung. Thomas Oliver Niehaus erweitert das auf satte zwei Stunden. Kein Wunder dass viele im Publikum auf die Uhr, aufs Handy schauten und auf den Sitzen zu rutschen begannen. Aber vielleicht war auch das nur ein Trick um die Zuschauer wach zu halten
Am Ende zollte das Publikum einen mässig langen Premieren-Applaus der deutlich und verdient anschwoll als Kai Krause und Meret Mundwiler sich verbeugten.

Samstag, 11. Mai 2013

Ralph Boes und Hartz IV


Pressemitteilung 

Die unendliche Sanktion 
 
Ralph Boes hungert inzwischen erneut, seit nunmehr 37 (!) Tagen, aufgrund einer 60% Sanktion des Jobcenters Berlin-Mitte. Da er das Hartz-IV-System als menschenrechts- und verfassungswidrig kritisiert und sich nicht beugen lassen will, ist ein Ende der Sanktionen nicht abzusehen. Eine 100% Sanktion wird durch ein neues Schreiben des Jobcenters vorbereitet.
 
Was ist los in diesem Land?
Inge Hannemann, die inzwischen wohl bekannteste Jobcentermitarbeiterin Deutschlands, verweist auf die Missstände des Hartz-IV-Systems. Während Deutschland die Whistleblower offiziell schützen möchte, passt es doch gar nicht in den Kram, wenn eine Fallmanagerin ausplaudert, wie demütigend, grundgesetzwidrig und irrational die Anwendungen der Sanktionen im SGBII sind. Sie ist vorerst freigestellt.
 
Auf der anderen Seite belegt Ralph Boes durch seinen öffentlichen Widerstand, zu welchen Konsequenzen die Sanktionen führen.
Schon seit über 5 Wochen hungert er aufgrund der neuerlich wieder gegen ihn verhängten Sanktion und stellt die Menschenrechtsfrage für die Innenpolitik Deutschlands.
In seinem letzten Schreiben an das Jobcenter kündigt er nun sogar an, in den Wahlkampf zu gehen: Bis zur Wahl  will er „Vollzeit ehrenamtlich (…) im Interesse und zum Wohle der Allgemeinheit“ tätig sein.
 
Das Sanktionsziel  Ralph Boes zur fremdbestimmten „Erwerbsarbeit“ zu erziehen, wird sie verfehlen.
Auf der Agenda seines parteilosen Wahlkampfes steht:
-„Rückgewinnung der „freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ der BRD
- Wiedereinsetzung der Menschenrechte und der Verfassung
- Stärkung der Arbeitnehmerrechte und der Wirtschaftskraft

Diese Gesellschaft wird sich entscheiden müssen:  Ist nur Gelderwerb „Arbeit“ – und sinnvolle, selbstlos geleistete Tätigkeit nicht? Wir haben mit dem Prinzip des „Forderns und Förderns“, ein System geschaffen, welches Menschen zur Unterwerfung  zwingt.
 Wer nicht im Sinne der engen Erwerbsdoktrin arbeitet, hat sein Recht auf Leben derzeit verwirkt. 

Donnerstag, 28. Februar 2013

Cino Djavid mit Nachwuchsförderpreis ausgezeichnet



Frühlings-Erwachen
(Wilhelmshaven) Die Landesbühne Niedersachsen Nord meldet, Schauspieler Cino Djavid, seit 2010 festes Ensemblemitglied an der Landesbühne, wurde im Anschluss an die gefeierte Premiere von „Frühlings Erwachen“ am 23. Februar von der proskenion Stiftung mit dem Nachwuchsförderpreis für Darstellende Künste ausgezeichnet. Der Jury erstmals aufgefallen war Cino Djavid in der Rolle des Karl in der Wilson/Waits-Fassung von „Woyzeck“, es folgten weitere außergewöhnliche Auftritte als Orest in „Iphigenie“, Mercutio in „Romeo und Julia“, Yaya in „Bilal“ und König Alfonso in „Die Jüdin von Toledo“. 

Die Jury um Kuratoriumsvorsitzenden Dr. Lars Göhmann begründet darüber hinaus ihre Entscheidung wie folgt: „Cino Djavid spielt mit unausweichlicher Intensität. Er nähert sich in großer Ernsthaftigkeit seinen Rollen, dekonstruiert diese, setzt sie wieder zusammen, macht sie sich zu eigen. Seine faszinierende Bühnenpräsenz, seine Professionalität, sein kreativer Wille und eine nicht zu bändigende Lust am Darstellen, kennzeichnen ihn als eine Schauspielerpersönlichkeit mit beeindruckendem künstlerischem Potenzial. Und er fordert – Kollegen wie Zuschauer. Ein Schauspieler, wie ihn unsere Theaterlandschaft dringend benötigt.“

Zur Zeit steht Cino Djavid als Spiegelberg in „Die Räuber“, als Carlos in „Clavigo“, als Keil in der Uraufführung „Ubu, König“ und als Moritz Stiefel in „Frühlings Erwachen“ auf der Bühne der Landesbühne.

Die proskenion Stiftung ist eine der führenden Einrichtungen in der Nachwuchsförderung der Darstellenden Künste und prämiert seit 2006 herausragende und außergewöhnliche Leistungen junger Bühnendarsteller. Der bundesweit ausgeschriebene Preis wird alle zwei Jahre verliehen und dient zugleich als Forum, um junge Künstler einem breiteren Publikum vorzustellen.

Dienstag, 19. Februar 2013

Großer Premierenerfolg in privater Atmosphäre


Ensemble und Projektchor Stadttheater Bremerhaven
(Bremerhaven) Mit großem Applaus endete die Premiere Samstag am Stadttheater Bremerhaven von „Wie im Himmel“ einem Schauspiel von Kay Pollak. Eine bemerkenswerte Ensembleleistung flankiert von einer großen Anzahl lokaler Chöre schaffte berührende Momente.
Großes Theater entsteht immer dann, wenn eine Gemeinschaft die Form der kreativen Zusammenarbeit findet, wenn jeder seinem Platz einnimmt und zum Teil einer größeren Idee wird, die man als Einzelner nicht mehr überblicken oder ausfüllen kann. Das erfordert ein Mass besonderer Toleranz und Respekt. Werden diese Qualitäten freiwillig aufgebracht, dann geschehen Wunder im Theater; ringen sich die Beteiligten diese Qualitäten ab, dann sinkt zwar das künstlerische Niveau, aber es bleibt immer noch eine Arbeit wie aus einem Guss. Der Erfolg von „Wie im Himmel“ ist dem Abringen des Ensembles zu verdanken.
Die bewegend großen Momente entstanden durch den Projektchor und dem finalen Auftritt der zehn Chöre: ARS NOVA Obertonchor Brhv., Chorvereinigung Concordia Brhv., Church People Langen, Hand in Hand, Basdahl, Inspiration, Ev. Stadtkantorei Brhv., PopArt, Seaside Gospel Singers, Seniorensingkreis Langen und The Crocodiles. Hartmut Brüsch, dem musikalischen Leiter, ist es gelungen die ca. 200 Chormitglieder zu einer Einheit zu formen. Es sind die unaufdringliche Disziplin der Chöre, und die Harmonie im Gesang, die den tieferen Sinn des Stückes vermitteln.
Das Stück handelt von der Kraft der Musik, und wie sie auf die Menschen – mit all ihren Sorgen und Nöten – wirken kann, vorausgesetzt sie hören wirklich hin und finden den ureigensten Ton in sich selbst. Genau dies ist das Anliegen von Daniel, dem schwedischen Dirigenten der auf dem Höhepunkt seiner Weltkarriere an den Ort seiner beladenen Kindheit zurückkehrt. Dem Theaterstück ging eine Filmversion voraus bei der der Autor selbst Regie führte. Dramaturgisch hat das Stück in der Übertragung für die Bühne einige Federn gelassen. Charaktere wurden zusammen gestrichen und auf weniger Schauspieler verteilt. Dadurch verebbt die Vielfalt der kleinen bewegenden Geschichten der einzelnen Dorf- bzw. Chormitglieder. Ihre Geschichten werden zwar exponiert, verlaufen aber ungeklärt im Sande. Die Transformation des Protagonisten findet gar nicht statt, er stirbt einfach an TBC? Lungenembolie? jedenfalls spuckt er Blut. Da die Charaktere auf Abziehbildformat reduziert wurden und keine Wandlung durchlaufen, ist es eine weitere vertane Gelegenheit für das Schauspielensemble seine Fähigkeiten zu zeigen. Die Abwesenheit von verantwortungsvoller Regie wird an diesem Theater von Inszenierung zu Inszenierung deutlicher. Es kann nur auf Eigeninitiative zurück zu führen sein, dass Walter Schmuck den geistig behinderten Tore so spielt, dass der eine Welt über die Worte hinaus offenbart; oder dass Isabel Zeumer als Pfarrersfrau ihrem Mann nach allen Regeln der Kunst die Leviten liest, wenn sie ihm seine Bigotterie und das verlogene Christentum darlegt. Der Intendant Ulrich Mokrusch, der für diese Inszenierung verantwortlich zeichnet, kann sich dankbar und glücklich schätzen über so ein gut funktionierendes Ensemble zu verfügen.
Die Handlung endet mit der Teilnahme des Dorfchors an einem internationalem Wettbewerb in Wien. Auf der Bühne formiert sich der Projektchor mit den Schauspielern, und aus allen Saaltüren, auch vom Balkon, tauchen die anderen Chöre auf und stimmen mit ein. Das Stadttheater wird in diesem Moment zu einem erhabenen Klangkörper. Das Publikum gibt sich hin und erlebt tatsächlich die Kraft der Musik. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass mit dem letzten verklingenden Ton ein begeisterter Applaus einsetzt und gleich darauf die Menschen sich nach und nach erheben. Der Atem der Musik hebt sie aus den Sesseln. Kein Wunder. Denn die Zuschauer sind fast ausnahmslos Verwandte und Freunde der Akteure auf der Bühne plus Premierenabonnenten. Wie die Inszenierung sich durchsetzt werden erst die kommenden Vorstellungen mit mehr oder weniger neutralem Publikum zeigen.