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Dienstag, 11. Juli 2017

V.I.P. s im Theater an der Glocksee

© by Jonas Vietzke
(Hannover) Am vergangenen Sonntag trafen sich ein gutes Dutzend sehr interessierter Personen im Theater an der Glocksee zur Stückeinführung der neuesten Produktion: „Der Bau oder die Gründung des Fight Club Dachs“. Am 19. July und 02.Aug. sind weitere Probenbesuche für Theaterfreunde möglich.

Unter dem Synonym V.I.P., very interested persons, bietet das Glocksee Ensemble eine Produktionsbegleitung an, bei der an drei Terminen während der Probenzeit interessierte Theatergänger die Entwicklung miterleben können. Eine sinnvolle Idee, vor allem bei einer Uraufführung wie dieser, die Gelegenheit zu eröffnen sich mit etwas neuem zu beschäftigen was weit über den Theaterkonsum der blanken Unterhaltung hinaus geht. Im Verlauf dieses Treffens, bei Kaffee und Kuchen im Theatercafé, bei dem sich zwischen Ensemble und Teilnehmern eine lebhafte Gesprächsrunde ergab, konnten auch einige Anregungen für die Produktion gewonnen werden die bei den weiteren Proben zum tragen kommen. Das ist gelebte Demokratie auf künstlerisch wertvollem Niveau. Sehr zu begrüßen bei dem heiklen Thema das am 05. August 2017 um 20:00 Premiere haben wird.

Der Bau ist eine Erzählung von Franz Kafka in der ein nicht näher bestimmtes Tier einen Bau anlegt und sich in der weiteren Entwicklung vor einen oder mehreren nicht konkreten Feinden abgrenzt und zu verteidigen gedenkt. Die Gründung des Fight Club Dachs, eine Parallele zum Film ‚Fight Club‘ von David Fincher 1999 ist durchaus gegeben, hebt die literarische Vorlage in die reale Ebene unserer Zeit. Doch wer ist der Feind? Und gibt es ihn überhaupt? Spannende Fragen um Abgrenzung gegenüber Fremden in einer doch eigentlich offenen und ‚globalen‘ Gesellschaft. Nach der Idee der Regisseurin Milena Fischer, die für die Textfassung verantwortlich ist, wurde die Monologversion der Erzählung auf drei Charaktere verteilt. In Zusammenarbeit mit dem Choreografen Hendrik Kaalund entstehen dann z.B. Szenen, in denen die Sprache mit choreografierten Bewegungsabläufen zu mehrschichtigen Spielformen kommen kann. Zu den weiteren Recherchen gehören deutsches Liedgut und Tänze so wie Rhythmik wie man sie vom Schuhplattler kennt. Ein Blick auf den Entwurf des Bühnenaufbaus zeigte die Möglichkeiten wie die Architektur eines Baus unter der Erde und eine wie auch immer geartete Form einer Arena sich überschneiden können. Dafür wurde der Theaterraum an der Glocksee komplett umgestellt. All diese, und viele weitere Einblicke, die nach zwei Wochen Probenzeit zum Teil noch schemenhaft sind, zeigen bereits die Begeisterung mit der das Ensemble dieses mit vielen Vorurteilen aufgeladene Thema bearbeiten. In der guten Stunde der Einführung gaben sie einen Überblick ihrer weitreichenden Recherchen die sich (natürlich) im Internet abspielten, so wie verschiedenen Erkundigungen bei öffentlichen Veranstaltungen und Treffen an denen sie aktiv teilnahmen um Informationen aus erster Hand zu gewinnen.

Eine Theaterproduktion die sicherlich auch in den oberen Klassen der hannoverschen Schulen einen wertvollen Beitrag zur politischen Bildung darstellen dürfte. Jedenfalls darf man sehr gespannt auf diese Premiere sein. 


Der Kartenverkauf hat begonnen die Vorstellungen sind: Sa. den 05. (Premiere) 09., 11., 12., 16., 18.,19., 23., 26. August und 06., 09., 20., 22., 23. und 27. September 2017 Beginn jeweils 20:00 Karten zu 14,00€ und 10,00€ unter Tel.: 0511 - 161 3936 oder über theater-an-der-glocksee.de

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