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Montag, 10. Juli 2017

Konzert ohne Dichter

Was sie nie über Worpswede wissen
wollten, sich daher nicht zu fragen lohnte


Wussten sie, dass Hemingway im Umgang mit Frauen ein ziemliches Arschloch gewesen sein soll? Und Charles Bukowski war wohl ein kleines verschämtes armes Würstchen. So tratscht man. Und wer war Rilke? Sicherlich war er nicht der Mythos, den man um ihn spann. So gesehen kann er auch nicht entmystifiziert werden. Der Trugschluss liegt oft darin begraben, weil man glaubt, der Text sei identisch mit dem der ihn schrieb. Doch der Schriftsteller ist auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut, gestützt von ein paar Knochen, fehlerhaft und mit beladener Seele. Das Schriftwerk eines Autors entspringt seinem Geist, und vielleicht dem, was er aus der Kombination mit sich und seiner Umwelt, durch seine Bildung gefiltert, erschaffte. Entmystifizierte man Rilke, so könnte dabei heraus kommen, dass eine große einfühlsame Dichtung nur von Hypochondern geschrieben werden kann, eben weil diese so einfühlsam und mitfühlend sind. 
Doch was treibt Klaus Modick Rilke vom Thron zu stossen, und mit ihm gleich die ganze kleine familiäre Künstlergemeinschaft Worpswedes, zu allererst den als naiven Hobbybauer porträtierten Heinrich Vogeler. Der Nachdruck, mit dem Modick diesen Thronstoss vorbringt, in steter Wiederholung und scheinbar einzigem Ziel des Buches, legt die Vermutung nahe, dass Modick ein Zyniker ist, ein Rationalist der für seelische Belange nur Spott empfinden kann. Das soll nicht bedeuten Modick hätte ein falsches Bild von der Künstlergemeinschaft und ihren Werken beschrieben. Man fragt sich nur: Wozu dieses Portrait? Aber das ist am Ende auch nicht so wichtig. Es ist ja nur ein Roman.

Konzert ohne Dichter von Klaus Modick ist auch als eBook für 15,99€ mit der ISBN 978-3-462-30891-4 zu erhalten. Kiepenheuer & Witsch  ISBN 978-3-462-04741-7  Hardcover 231 S.  17,99€

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