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Freitag, 26. Juni 2015

H.D. Thoreau - Walden im Theater an der Glocksee

(Hannover) Im Alter von 28 Jahren ging Henry David Thoreau in die Natur an den See Walden in Massachusetts. Er ging eine konsequente Erfahrung mit der Natur ein. Das Theater an der Glocksee untersucht nun in einem assoziativen Bühnenexperiment wie sich Thoreaus Aufzeichnungen aus heutiger Sicht in Bezug auf Wellness-, Natur- und Aussteiger-Magazine anhören - und welche Beobachtungen und Erfahrungen wir selbst machen könnten.

Die Vorstellungen am 1. und 3. July beginnen jeweils um 20:00
Karten gibt es hier

Sonntag, 7. Juni 2015

Lichthof und Lunatiks Recherche über Glücksspiel

© by Marcus Renner
(Hamburg) Tief gegraben, kompetent aufbereitet und mit künstlerischem Verve auf die Bühne gebracht, das haben Lunatiks Produktion und Lichthof Produktions mit der Recherche über Glücksmaschinen: AUTOMATEN.

Dokumentartheater, als eine Mischung aus Dokumentation und Theater, ist dann eine Kunstform, wenn die Recherche aus der Sachlichkeit in eine künstlerische Form übertragen wird. Wenn die Tatsachenanalyse zu einer Aussage oder Stellungnahme führt die mehr als die Summe der Fakten ergibt, dann entsteht der nötige Abstand von der Realität, ein Abstand den man braucht um sich ein neues Urteil zu bilden. Wenn Theater das leistet, dann ist etwas künstlerisch wertvolles entstanden. Mit AUTOMATEN von Lunatiks und Lichthof ist diese Werteschöpfung gelungen. Vor allem muss man die enorme und kompetente Arbeit nennen die in der Recherche steckt mit Interviews und anschließender Transkription, Erkundigungen aus Verordnungen, Gesetzen, Verbänden, Suchtberater und vielen anderen Quellen, und der darauf folgenden Textfassung von Janette Mickan. Es ist aber keineswegs der Umfang der Arbeit den man hervorheben darf, Kunst macht ja bekanntlich immer viel Arbeit, sondern die schlüssige Aufbereitung und, sagen wir ruhig Dichtung, zu einem dramaturgischem Text. Es wird eine Geschichte erzählt wie man es im Theater erwartet und gleichzeitig blicken die konkreten Informationen unverkennbar durch.

Das die Datenflut, über ein nicht gerade prickelndes Thema wie der Spielsucht, dennoch fesselnd im ausverkauftem Haus des Lichthof Theater ankam, ist der Inszenierung von Hanna Müller zu verdanken. Vom ersten Moment wird man in eine Spielhölle versetzt. Ein überdimensionaler Münzspielautomat lost die ersten Gewinne aus. Zwei Kirschen und eine 7 - die Gewinner sitzen im Publikum, deren Eintrittskarte mit entsprechenden Symbolen gekennzeichnet sind. Damit gaukeln sie dem noch zögernden präsumtiven Spieler die Aussicht auf Gewinne vor. Versprechen, locken verführen - das sind die Schlüsselattribute. Die Belohnung die man im Leben nicht bekommt kann man sich über das Spiel eröffnen. Da aber auch verlieren zum Spiel gehört, muss man sich - um sich der Belohnung nachhaltig zu vergewissern - dem System von Einsatz und Verlust oder Gewinn fortwährendem ausliefern. Tut man das, und immerhin 1,6% der Weltbevölkerung tut dies, wird man nachweislich Spielsüchtig. So wie man von Kokain süchtig wird. Bei den Automaten ist die Gewinnausschüttung programmiert, und wer Spielbanken und -hallen betreiben darf ist gesetzlich geregelt. Auf diese Weise ist der Staat einer der besten Verdiener am Glücksspiel. 

In der inszenierten Spielhölle im Lichthof der Lunatiks berichten verschiedene Personen über ihre Biografie, wie sie zum Spiel kamen, siegten und untergingen. Die drei Darsteller: Camill Jammal, Thomas Mehlhorn und Christine Rollar sind ein dynamisches Ensemble, denen die Spielfreude aus allen Poren quillt. Die Personen sind ein heutiger Obdachloser, der seinen Einstieg in die Spielsucht als Kind mit Gesellschaftsspielen in der Familie erlebte. Er glaubte das Spiel austricksen zu können. Oder es berichtet ein Croupier von seinen kleine Manipulationen am Roulettetisch, oder der Chef der Merkur Spielhallen erzählt von seinen riesigen Umsätzen und guten Taten die er mit Erlösen aus dem Glückspiel ermöglichte, oder das Looserpaar welches mit Bestechungen und kreativer Auslegung von Gesetzen eine Kette von Spielhallen aufmachte. Es gibt noch viele andere Typen die berichten, und immer sind die Schicksale mit einer sicheren Hand im Charakter gezeichnet. Es ist eine Wonne die aufschießenden Träume und den gnadenlosen Verfall mitzuerleben. Wie ein Feuerwerk nicht enden wollender Ideen, sprudeln die Geschichten und Fakten von der Bühne. Da spielt einer Klavier, andere erzeugen Umgebungsgeräusche auf einer Loopmaschine, die Biografien werden nebeneinander und übereinander erzählt und treffen sich auch mal. Hier eine Perücke, da eine Lachsalve, dort gespannte Aufmerksamkeit, als nach 60 Minuten Schluss ist, hat man das Gefühl wie nach einer Woche Achterbahn.

Wer zu den folgenden Aufführungsterminen schon was vor hat, der sollte es absagen.  Hier spielt das Leben: 11.06., 12.06. + 13.06. um 20:15 und Sonntag 14.06. um 19:00. Reservierung (hierfür sicherlich angesagt) unter Tel.: 040-855 00 840

Am 13. Juni läd Die Boje e.V. ab 19:00 ins Lichthof Theater Foyer zur Information über Glücksspiel und Spielerschutz ein. Im Anschluss an die Vorstellung gibt es eine Podiumsdiskussion zum Thema. Lichthof-Theater HH